Fillory - Die Zauberer
sie sehen, ist bei weitem der unwichtigste. Man sollte glauben, euer Freund Bigby würde etwas davon verstehen, aber er hat keine Ahnung. Ich war erstaunt, wirklich erstaunt. Aber einige Probleme konnte ich immer noch nicht lösen.«
»Zum Beispiel?«, fragte Eliot.
»Zum Beispiel konnte ich bisher nur allein reisen. Ich kann meinen Körper, meine Kleider und ein wenig Proviant transportieren, aber nichts sonst und niemanden sonst. Zweitens kann ich nur bis in die Nirgendlande gelangen, aber das war’s. Da sitze ich fest. Das weitere Multiversum bleibt mir verschlossen.«
»Du meinst …?«, fragte Janet. »Augenblick, du warst also nur in dieser tollen magischen Zwischenstadt und das war’s?« Sie sah alles andere als überwältigt aus. »Ich dachte, du kämst hier rein als cooler multidimensionaler Desperado oder so.«
»Nein.« Wenn Penny angegriffen wurde, ging er manchmal in die Defensive, aber in diesem Moment war er so autistisch auf sich selbst fixiert, dass sogar unverhohlener Spott einfach an ihm abprallte. »Meine Erkundungen haben sich auf die Stadt beschränkt. Aber schon allein sie stellt eine unglaublich vielfältige Umgebung dar, ein erstaunlich komplexes Artefakt für das magisch geübte Auge. In den Büchern findet man so wenige Informationen! Die Wanderdüne wird aus der Perspektive eines Kindes erzählt, und ich weiß nicht, ob Plover oder die Chatwins irgendeine besondere Kontrolle über die Techniken hatten, die sie beschreiben. Zuerst dachte ich, dieser ganze Ort sei ein Kludge , eine virtuelle Umgebung, die als eine Art dreidimensionales Interface funktioniert, angehängt an ein interdimensionales Master-Schaltbrett. Nicht gerade eine tolle Schnittstelle. Ein Irrgarten von völlig gleichen Plätzen? Was kann man denn damit anfangen? Aber etwas anderes konnte ich mir nicht vorstellen.
Die Sache ist die: Je länger ich mich damit beschäftige, desto mehr glaube ich, dass es genau das Gegenteil ist – dass unsere Welt wesentlich weniger Substanz besitzt als die Stadt und dass das, was wir als Realität erleben, in Wirklichkeit nur eine Fußnote dessen ist, was hier geschieht. Ein Epiphänomen.
Aber jetzt, wo wir den Knopf haben« – er tätschelte seine Jeanstasche –, »werden wir eine Menge mehr in Erfahrung bringen. Wir werden viel weitergehen!«
»Hast du es ausprobiert?«, fragte Richard.
Penny zögerte. Für jemanden, der einen so hartgesottenen Eindruck erwecken wollte, war er schmerzlich leicht zu durchschauen.
»Natürlich hat er das nicht«, sagte Quentin, der Blut gewittert hatte. »Er macht sich vor Angst in die Hosen. Er hat keine Ahnung, was dieses Ding kann, außer, dass es höllisch gefährlich ist. Er will, dass einer von uns das Versuchskaninchen spielt.«
»Stimmt gar nicht!«, protestierte Penny mit roten Ohren. »Ein Artefakt von dieser Qualität sollte man am besten in Begleitung von Verbündeten und Beobachtern ausprobieren! Mit den angemessenen Kontroll- und Schutzmaßnahmen! Kein vernünftiger Zauberer …«
»Augenblick, Penny.« Jetzt konnte Quentin den Vernünftigen spielen, was er mit größtmöglicher Gemeinheit tat. »Mal ganz langsam. Du hast dich so weit selbst überholt, dass du nicht mal mehr erkennst, wie du an deinen Standpunkt gekommen bist. Du hast eine Stadt gesehen und eine Menge Wasserbecken und Springbrunnen. Du besitzt einen Knopf mit großer Zauberkraft und suchst nach einem Rahmen, in dem du das alles zusammenbringen kannst. Deswegen klammerst du dich an diese Fillory-Geschichte! Aber du klammerst dich an einen Strohhalm. Das ist doch verrückt. Du pfropfst ein paar zufällige Informationen einer Geschichte auf, die nichts mit der Realität zu tun hat. Jetzt geh mal einen Riesenschritt zurück und atme tief durch. Du bist ja völlig von der Rolle!«
Niemand sagte ein Wort. Die Skepsis im Raum war förmlich greifbar. Quentin würde gewinnen, und er wusste es. Penny sah seine Zuhörer flehentlich an. Er verstand nicht, warum sie ihm keinen Glauben schenkten.
Alice trat nach vorn in den leeren Kreis um Penny.
»Quentin«, sagte sie, »du bist schon immer ein unglaublicher Feigling gewesen.«
Ihre Stimme brach nur ein kleines bisschen, als sie das sagte. Mit einer Hand griff sie Quentin am Handgelenk, die andere steckte sie in die linke Tasche von Pennys weiten schwarzen Jeans. Sie fummelte einen Moment herum. Dann verschwanden sie gemeinsam.
DIE NIRGENDLANDE
Quentin schwamm. Oder besser: Er hätte schwimmen können, aber
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