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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Frage, wer welchen Körperteil in wen gesteckt hat?«
    Entweder sie hörte gar nicht zu, oder sie musste einfach das loswerden, was ihr auf der Zunge lag.
    »Weißt du«, sagte sie fast im Plauderton und betrat den nächsten Platz, »ich wette, du hast geglaubt, es würde dich glücklich machen, sie zu ficken. Du gehst einfach von einer Station zur anderen, stimmt’s, und immer glaubst du, die nächste würde dich glücklich machen. Brakebills hat es nicht geschafft, ich habe es nicht geschafft. Hast du wirklich geglaubt, Janet würde es können? Das ist nur eins von deinen Hirngespinsten, Quentin.«
    Sie blieb stehen, verschränkte die Arme vor dem Bauch, als brenne ihr Schmerz wie ein Magengeschwür, und schluchzte bitterlich. Ihre nassen Kleider hingen an ihr herunter und eine Pfütze bildete sich zu ihren Füßen. Er hätte sie gern getröstet, traute sich aber nicht, sie zu berühren. Die Stille des Platzes umgab sie, war förmlich greifbar. Die Fillory-Bücher hatten die Plätze als absolut identisch beschrieben, aber wie er erkannte, waren sie das nicht, keineswegs. Sie waren alle in demselben pseudo-italienischen Stil erbaut, aber dieser hier hatte eine Säule auf einer Seite und der Brunnen in der Mitte war rechteckig, während der, durch den sie hindurchgekommen waren, rund war. Und an einer Stelle spuckte ein rundes Marmorgesicht Wasser hinein.
    Schritte auf Steinen. Quentin hätte in diesem Augenblick jede Ablenkung begrüßt, besonders, wenn sie fleischfressend gewesen wäre und ihn bei lebendigem Leib verschlingen wollte.
    »Fast ein Klassentreffen, was?«
    Penny kam flott über die Pflastersteine auf sie zu marschiert. Die graue Fassade einer Steinveranda ragte drohend über ihnen auf. Ein heraldisches Fresko zeigte einen Anker und drei Flammen. Penny sah glücklicher und entspannter aus, als Quentin ihn je zuvor erlebt hatte. Er war in seinem Element und glühte vor Stolz. Seine Kleider waren trocken.
    »Entschuldigt bitte, aber ich habe so viel Zeit hier verbracht und konnte es nie jemandem zeigen. Vielleicht glaubt ihr, das sei nicht wichtig, aber das ist es doch. Als ich zum ersten Mal herkam, lag übrigens eine Leiche auf dem Boden, da drüben.«
    Er zeigte auf die Stelle wie ein Fremdenführer.
    »Menschlich, jedenfalls menschenähnlich. Vielleicht ein Maori, hatte ein tätowiertes Gesicht. Er war wohl erst seit ein paar Tagen tot. Muss hier gefangen gewesen sein – kam rein, aber die Brunnen haben ihn nicht wieder rausgelassen. So ähnlich. Ich glaube, er ist verhungert. Als ich das nächste Mal kam, war die Leiche weg.«
    Penny sah ihnen ins Gesicht und erfasste zum ersten Mal die Situation: Alice’ Tränen, Quentins rasch aufblühendes Veilchen, die verkrampfte Körperhaltung der beiden.
    »Ach.« Sein Gesichtsausdruck wurde etwas sanfter. In einer Handbewegung waren ihre Kleider warm und trocken, ja, sogar gebügelt. »Hört mal, hier müsst ihr alles andere vergessen. Hier kann es gefährlich werden, wenn man unaufmerksam ist. Ein Beispiel: Auf welchem Weg würdet ihr zu eurem Ankunftsplatz zurückkehren?«
    Alice und Quentin blickten sich gehorsam um, Pennys unwillige Schüler. Während ihres Streits waren sie weitergelaufen, hatten einen Platz diagonal überquert und waren zu einem dritten gelangt. Oder einem vierten? Ihre Spuren waren bereits verblasst. Auf jeder Seite des Platzes befand sich eine Gasse, und durch jede blickte man auf ein Wirrwarr von anderen Gassen, Brunnen und Plätzen, immer mehr, bis ins Unendliche. Es war wie ein Spiegeltrick. Die Sonne war verborgen, wenn es überhaupt eine Sonne gab. Penny hatte recht: Sie hatten keine Ahnung, welcher Weg zurück zur Erde führte oder auch nur, aus welcher Richtung sie ungefähr gekommen waren.
    »Keine Sorge, ich habe den Weg markiert. Ihr seid nur etwa eine Viertelmeile gegangen. Einen weiter und einen versetzt.« Penny zeigte genau in die entgegengesetzte Richtung. »Im Buch wandern die Chatwin-Kinder ziellos umher und es geht immer gut, aber wir müssen vorsichtiger sein. Ich benutze orangefarbenes Spray, um den Weg zu markieren. Aber ich muss jedes Mal von vorn anfangen, denn wenn ich wiederkomme, ist die Farbe verschwunden.«
    Penny drehte sich in die Richtung, in die er gezeigt hatte, und ging los. Zögernd, ohne einander anzusehen, folgten ihm Quentin und Alice. Ihre Kleider waren rasch wieder durchnässt, diesmal vom Regen.
    »Ich halte mich an strikte Verhaltensregeln, wenn ich hier bin. Es gibt keine Richtungen,

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