Fillory - Die Zauberer
Universen. Die Kaninchen nennen diesen Ort die Nirgendlande, weil sie weder hier noch dort liegen, oder manchmal auch einfach nur die Stadt.
Der wichtigste Punkt sei jedoch, fuhr Penny fort, dass Helen am Ende der Wanderdüne alle Knöpfe irgendwo im Haus ihrer Tante in Cornwall versteckt. Sie hat das Gefühl, sie seien zu mechanisch, machten die Reise zu einfach. Ihre Macht verhieß nichts Gutes. Sie findet, man dürfe nicht einfach so nach Fillory reisen, wann immer es einem beliebe, als fahre man mit dem Bus. Eine Reise nach Fillory müsse man sich verdienen, wie es immer gewesen war. Eine Belohnung für die, die es wert waren, gewährt von den Widder-Göttern Ember und Umber. Die Knöpfe waren für sie eine Perversion dieser göttlichen Gnade, eine widerrechtliche Anmaßung. Ein Regelbruch. Ember und Umber verlieren durch sie ihre Kontrollfunktion. Während Fillory eine Art religiöse Phantasie ist, sind die Knöpfe magisch – sie sind nicht mehr als ein Werkzeug, ohne jeden religiösen Wert. Man kann sie einsetzen, wie man will, zum Guten wie zum Bösen. Sie sind so magisch, dass sie praktisch technisch sind.
Deswegen verbirgt Helen sie. Jane ist untröstlich, verständlicherweise. Sie stellt auf der Suche nach den Knöpfen das halbe Anwesen auf den Kopf, aber in der Wanderdüne heißt es, dass sie sie nicht findet. Und Plover schrieb keine weiteren Bücher mehr.
Die Wanderdüne endet im Sommer 1917, vielleicht 1918. Aufgrund fehlender Informationen aus der wirklichen Welt sind die Ereignisse nicht präzise datierbar. Das Schicksal der Knöpfe liegt im Nebel.
»Aber versucht mal ein kleines Gedankenexperiment«, schlug Penny vor: »Wie lange kann eine Schachtel mit Knöpfen, die von einem zwölfjährigen Mädchen versteckt worden ist, verborgen bleiben? Zehn Jahre? Fünfzig? Nichts bleibt für immer verborgen. Wäre es nicht denkbar – ja, sogar unvermeidlich –, dass in den folgenden Jahrzehnten eine Hausangestellte, ein Immobilienmakler oder ein anderes kleines Mädchen sie wiedergefunden hat? Und dass sie von da aus ihren Weg auf den magischen grauen Markt fanden?«
»Ich dachte immer, es ginge um Buttons zum Anstecken«, warf Richard ein. »Wie: ›Ich mag Mark‹.«
»Also, nur um das noch mal klarzustellen«, sagte Quentin fröhlich. Er war in genau der richtigen Laune, um zuzusehen, wie sich jemand zum Deppen machte, irgendwer, außer er selbst, und wenn dieser Jemand Penny war und wenn er ihm dabei helfen konnte, umso besser. »Die Fillory-Bücher sind Fiktion? Nichts von dem, was du gerade erzählt hast, ist wirklich geschehen?«
»Ja und nein«, antwortete Penny erstaunlich nüchtern. »Ich gebe zu, dass wahrscheinlich vieles in Plovers Büchern reine Phantasie ist. Oder eine Ausschmückung. Aber ich glaube inzwischen, dass die Grundlagen des interdimensionalen Reisens, wie Plover es beschreibt, ganz real sind.«
»Ach, wirklich!« Quentin kannte Penny gut genug, um zu wissen, dass er niemals bluffte, aber schon aus reiner Dickköpfigkeit machte er weiter, angetrieben von seiner eigenen inneren Schäbigkeit. »Und wie kommst du darauf?«
Penny sah ihn mit gütiger Herablassung an, als er zum Hammerschlag ausholte.
»Dass es die Nirgendlande wirklich gibt, kann ich dir versichern. Ich habe die letzten drei Jahre größtenteils dort verbracht.«
Darauf fiel niemandem eine Antwort ein. Im Zimmer herrschte Stille. Quentin traute sich endlich, zu Alice hinüberzublicken, aber ihr Gesicht war undurchdringlich. Fast wäre es besser gewesen, sie hätte wütend ausgesehen.
»Ich weiß nicht, ob ihr es wisst«, fuhr Penny fort, »nein, ihr habt sicher keine Ahnung, aber der größte Teil meines Studiums in Brakebills bestand aus dem Reisen zwischen alternierenden Welten. Oder zwischen verschiedenen Ebenen, wie wir sie nennen. Melanie und ich.
So weit wir feststellen konnten, war es eine völlig neue Disziplin. Nicht, dass ich der Erste gewesen wäre, der dieses Thema studiert hätte, aber ich war der Erste, der eine besondere Begabung dafür hatte. Meine Talente waren so außergewöhnlich, dass Melanie – Professor Van der Weghe – beschloss, mich aus dem normalen Unterricht herauszunehmen und mir ein Einzelstudium zu ermöglichen.
Die Magie war extrem kompliziert und ich musste vieles davon improvisieren. Ich sage euch, eine Menge von dem Zeug, das in den Standardwerken darüber steht, ist ziemlich daneben. Völlig daneben. Die sehen einfach nicht das ganze Bild, und der Teil, den
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