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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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seitdem sie hier gewesen waren. In Fillory dauerten die Jahreszeiten manchmal hundert Jahre. Oder waren sie in der Zeit zurückgegangen? War dies dasselbe Abenteuer oder standen sie am Beginn eines neuen?
     
    Jenseits der Brücke führte ein breiter, gleichmäßiger Weg durch den Wald, zwar mit Blättern und Tannennadeln bedeckt, aber diesmal handelte es sich zweifellos um einen offiziellen Weg in gutem Zustand. Sie kamen flott voran, aufgemuntert durch das gute Wetter und einen konstanten leichten Adrenalinausstoß. Jetzt waren sie mittendrin. Keine weiteren Fehlstarts. Zwar konnte Fillory die Geschehnisse der letzten Nacht nicht auslöschen – oder vielleicht doch, wenn Quentin es recht bedachte. Hier war alles möglich. Ein brauner Hirsch kam aus dem Wald und spazierte eine Zeitlang vor ihnen her. Ab und zu blickte er über die Schulter zurück, mit außergewöhnlich intelligenten Augen, wie sich alle einige waren, aber falls er sprechen konnte, wollte er jedenfalls nicht mit ihnen reden. Sie versuchten ihm zu folgen – vielleicht führte er sie irgendwo hin? War er ein Bote von Ember und Umber? –, doch irgendwann sprang er genauso davon, wie es ein ganz gewöhnlicher Hirsch getan hätte.
    Josh übte einen Zauberspruch, der aus der Entfernung die Locken aus Anaïs’ Haaren zog. Sie blickte sich andauernd verärgert um, konnte aber die Quelle nicht ausmachen. Janet hakte Quentin und Eliot unter und animierte sie dazu, den Weg entlangzuhüpfen wie auf dem gelben Ziegelsteinweg im »Zauberer von Oz«. Quentin war sich nicht ganz sicher, aber er glaubte, dass Eliot den ganzen Tag noch nichts getrunken hatte. Wann war das zum letzten Mal vorgekommen?
    Der Wald schien sich endlos weit zu erstrecken. Ab und zu kam die Sonne hervor, sandte lange, staubige Strahlen zwischen den Bäumen hindurch und verzog sich wieder.
    »Hier sind wir richtig«, sagte Penny und blickte sich mit glasigen Augen um. Er hatte ein Stadium ekstatischer Gewissheit erreicht. »Mein Gefühl sagt mir, dass alles gut ist, dass wir hierhergehören.«
    Janet verdrehte die Augen.
    »Was meinst du, Q?«, fragte Penny. »Ist es für dich nicht genauso?«
    Ehe er wusste, wie ihm geschah, hielt Quentin Penny mit beiden Händen an seinem schäbigen T-Shirt gepackt. Penny war schwerer, als er gedacht hatte, aber dennoch gelang es ihm, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und ihn rückwärts zu drängen, bis er mit dem Hinterkopf gegen den feuchten Stamm einer Tanne prallte.
    »Sprich mich nicht an«, sagte Quentin ruhig. »Kapiert? Sprich mich niemals direkt an, niemals. Ich will nicht, dass du mit mir redest.«
    »Ich möchte mich nicht mit dir prügeln«, sagte Penny. »Das ist doch genau das, was die Wächterin will …«
    »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?«, fragte Quentin und knallte Penny erneut mit dem Kopf gegen den Baum, diesmal mit Gewalt. Jemand sagte seinen Namen. »Du affiger kleiner Scheißhaufen? Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe, verdammt noch mal? Habe ich mich irgendwie unklar ausgedrückt?«
    Er wandte sich um und ging weg, ohne auf eine Antwort zu warten. Hoffentlich bot ihm Fillory bald neue Herausforderungen, sonst würde er noch komplett durchdrehen.
    Der Reiz des Neuen, der körperlichen Anwesenheit in Fillory, war bald verflogen und allgemeiner Missmut breitete sich aus, als wäre ihnen irgendwie der Spaß verdorben worden. Jedes Mal, wenn sich über ihren Köpfen ein Vogel für mehr als ein paar Augenblicke niederließ, sagte Josh: »Das ist bestimmt der Richtige!«, oder: »Ich glaube, er will uns etwas sagen«, oder auch: »He, Arschloch, tu mir den Gefallen und hau ab. Danke.«
    »Wenigstens ist die Wächterin nicht aufgekreuzt«, bemerkte Eliot. »Wenn das vorhin überhaupt die Wächterin war«, erwiderte Josh. »Angeblich haben sie sie doch im ersten Buch erwischt, oder? Na also.«
    »Ja, ich weiß.« Eliot hatte eine Handvoll Eicheln aufgelesen und warf sie im Vorübergehen gegen die Bäume. »Aber irgendetwas stimmt hier nicht. Ich verstehe nicht, warum uns die Nymphe nicht mit Ember und Umber genervt hat. In den Büchern beziehen sie sich ständig auf sie.«
    »Wenn sich die Widder und die Wächterin im Kriegszustand befinden, sollten wir versuchen, zu Ember und Umber zu kommen, und zwar unverzüglich«, sagte Alice.
    »Na klar«, sagte Janet und deutete mit den Fingern Anführungszeichen an. »Unverzüglich.«
    »Wenn sie uns auf ihrer Seite wünschen, werden sie uns finden«, deklamierte

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