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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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zum designierten Weichensteller, zum natürlichen Erstkontaktspezialisten der Gruppe. Der Wirt gesellte sich ebenfalls zu ihnen. Er war inzwischen von einem ernsten, würdevollen Schimpansen mit Armesündermiene abgelöst worden. »Hauptsächlich wohl Neugier. Wir haben einen Knopf gefunden, der es uns ermöglicht, zwischen den Welten hin- und herzureisen. Und da wir auf der Erde vor ein paar Problemen standen, sind wir eben … hierher gekommen. Wir wollten uns nur mal ein wenig umsehen, ihr wisst schon.«
    Selbst in seinem halb betrunkenen Zustand klang diese Erklärung wesentlich hohler, als er gehofft hatte. Sogar Janet sah ihn besorgt an. Oh Gott, hoffentlich hörte Alice nicht zu! Er lächelte matt und versuchte, cool zu wirken. Er wünschte, er hätte nicht ganz so viel Bier auf nicht ganz so leeren, müden Magen getrunken.
    »Ich verstehe, ich verstehe«, sagte Farvel kameradschaftlich. »Und, was habt ihr bis jetzt gesehen?«
    Der Wirt sah Quentin unverwandt an. Er hatte sich auf einen umgedrehten Rohrstuhl gesetzt, die Arme auf die Lehne gelegt.
    »Also, wir sind einer Flussnymphe begegnet, die uns ein Horn gab. Ein Zauberhorn, vermute ich. Und dann hat ein Insekt – eine Gottesanbeterin, glaube ich – aus einer Kutsche heraus einen Pfeil auf mich abgeschossen. Beinahe hätte sie mich erwischt.«
    Ihm war klar, dass er vielleicht nicht gleich alles hätte preisgeben sollen, aber welchen Teil hätte er auslassen sollen? Worauf mussten sie hier Rücksicht nehmen? Dadurch, dass er mit Humbledrum hatte mithalten müssen, arbeitete sein Verstand nicht gerade rasiermesserscharf. Doch Farvel schien nicht beunruhigt zu sein, sondern nickte nur mitfühlend. Der Schimpanse kam hinter der Theke hervor, um eine brennende Kerze auf ihren Tisch zu stellen. Dazu gab es eine Runde Bier, diesmal auf Kosten des Hauses.
    Penny lehnte sich erneut über die niedrige Trennwand.
    »Ihr arbeitet doch nicht zufällig für die Wächterin, oder? Ich meine, heimlich oder so? Nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen?«
    »Oh, Gott, Penny!« Josh schüttelte den Kopf. »Großartig!«
    »Ach, oh je«, sagte Farvel. Er und der Wirt warfen sich einen kurzen Blick zu. »Nun, man könnte wohl sagen … aber nein, das sollte man nicht sagen. Oh je, oh je.«
    Völlig fassungslos ließ die kleine Birke, das personifizierte Baumelend, ein wenig die Zweige hängen und ihre grünen Blätter flatterten ängstlich.
    »Ich mag einen Hauch Lavendel in meinem Honig«, bemerkte Humbledrum völlig zusammenhanglos. »Man muss die Bienen in der Nähe eines großen Feldes aufstellen. Wenn es geht, auf der vom Wind abgekehrten Seite. Das ist der ganze Trick, kurz gefasst.«
    Farvel wickelte eine schlanke Zweighand um sein Glas und goss sich ein wenig Bier in den Mund. Nach sichtlicher Überwindung begann der Baumgeist erneut zu reden.
    »Junger Mensch«, sagte Farvel. »Was du uns unterstellst, ist in gewisser Weise wahr. Wir lieben sie nicht, fürchten sie aber. Jeder mit einem Funken Verstand tut das.
    Es ist ihr nicht gelungen, den Lauf der Zeit zu verlangsamen, noch nicht.« Er warf einen Blick auf den feuchten, grünen halbdunklen Wald, den man durch die offene Tür sah, als wolle er sich vergewissern, dass er noch da war. »Aber sie giert danach. Wir sehen sie manchmal von Ferne, wenn sie durch den Wald wandert. Sie lebt in den Baumwipfeln. Es heißt, sie habe ihren Zauberstab verloren, aber sie wird ihn bald wiederfinden oder sich einen neuen machen.
    Und was dann? Könnt ihr ihn euch vorstellen, diesen ewigen Sonnenuntergang? Alles wird durcheinander geraten. Ohne trennende Grenzen werden die Tag- und Nachttiere übereinander herfallen. Der Wald wird sterben. Die rote Sonne wird über dem Land ausbluten, bis sie so weiß wie der Mond ist.«
    »Aber ich dachte, die Hexe sei tot«, mischte sich Alice ein. »Ich dachte, die Chatwins hätten sie getötet.«
    Also hörte sie zu. Wie schaffte sie es, so ruhig zu klingen? Wieder wechselten Farvel und der Wirt einen Blick.
    »Nun, das kann schon sein. Das ist lange her und wir leben weit von der Hauptstadt entfernt. Aber die Widder haben sich schon seit vielen Jahren nicht blicken lassen, und hier auf dem Land sind Leben und Tod keine so einfachen Dinge. Besonders, was Hexen angeht. Und sie ist gesehen worden!«
    »Die Wächterin.« Quentin versuchte, ihnen zu folgen. Jetzt war es so weit, es ging los, der Stein geriet ins Rollen.
    »Oh ja! Humbledrum hat sie gesehen. Sie war schlank und

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