Fillory - Die Zauberer
verschleiert.«
»Wir haben sie gehört!«, sagte Penny, der langsam in Fahrt geriet. »Wir haben im Wald eine Uhr ticken hören!«
Der Bär starrte nur mit wässrigen Augen in sein Schnapsglas. »So, so«, sagte Penny eifrig, »die Wächterin ist also ein Problem, mit dem wir euch, äh, helfen können?«
Ganz plötzlich fühlte sich Quentin unbeschreiblich müde. Der Alkohol in seinem Körper, der bis jetzt als Stimulans gewirkt hatte, verwandelte sich ohne Vorwarnung in ein chemisches Isomorph seiner selbst und wurde stattdessen zum Sedativum. Während er vorher wie Raketentreibstoff gebrannt hatte, vermasselte er jetzt alles. Er zog ihn runter. Sein Gehirn begann, nicht dringend benötigte Funktionen abzuschalten. Irgendwo in seinem Kern hatte der Countdown der Selbstzerstörung begonnen.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und erlaubte seinen Augen, glasig zu werden. Dies war der Moment, in dem er wie elektrisiert hätte reagieren und aktiv werden müssen, der Augenblick, zu dem ihn all die Jahre in Brakebills hingeführt hatten, doch stattdessen ließ er sich gehen und versank in Übellaunigkeit. Egal, wenn Penny unbedingt die Führung übernehmen wollte, sollte es von nun an eben seine Show werden. Er hatte Alice, wieso sollte er nicht auch Fillory bekommen? Die Zeit zum klugen Nachdenken war sowieso vorbei. Der Baum schluckte offenbar ihren Köder, oder sie schluckten seinen Köder, oder beides. Wie auch immer, hier war es, das Abenteuer war da.
Es hatte eine Zeit gegeben, in der sich damit seine leidenschaftlichste Hoffnung erfüllt hätte, in der es ihn zutiefst mit Glück erfüllt hätte. Doch wie merkwürdig, dachte er. Warum fühlten sich nun, wo es tatsächlich geschah, die Verführungen Fillorys so roh und unerwünscht an? Seine tastenden Hände so ungeschickt? Er hatte geglaubt, dieses Gefühl vor langer Zeit in Brooklyn zurückgelassen zu haben, oder zumindest in Brakebills. Wie konnte es ihn ausgerechnet bis hierher verfolgt haben? Wenn Fillory ihn enttäuschen würde, bliebe ihm nichts mehr! Eine Welle der Frustration und Panik durchflutete ihn. Er musste es loswerden, das Muster durchbrechen! Aber vielleicht lag es einfach an diesem Ort. Vielleicht stimmte hier wirklich etwas nicht. Vielleicht verbarg sich die Leere in Fillory, nicht in ihm?
Müde drängte er sich aus der Sitznische. Beim Hinausgehen streifte er Humbledrums mächtigen kratzigen Oberschenkel. Er ging auf die Toilette, ein stinkendes Plumpsklo. Im ersten Moment glaubte er, sich übergeben zu müssen, was vielleicht gar nicht das Schlechteste gewesen wäre, aber nichts geschah.
Als er zurückkehrte, hatte Penny seinen Platz eingenommen. Er setzte sich auf Pennys Stuhl am Nachbartisch, legte das Kinn in die Hände und die Hände auf den Tisch. Wenn sie doch nur Drogen hätten! In Fillory high werden, das wäre wirklich das Größte. Eliot hatte sich inzwischen an die Bar begeben und schien den jungen Mann mit den Hörnern anzubaggern.
»Was dieses Land braucht«, sagte Farvel gerade, wobei er sich verschwörerisch über den Tisch lehnte und den anderen bedeutete, es ihm gleichzutun, »sind Könige und Königinnen. Die Throne in Schloss Whitespire waren zu lange unbesetzt, und sie können nur von Söhnen und Töchtern der Erde eingenommen werden. Von eurer Art. Aber«, warnte er sie eindringlich, »nur die Tapfersten können darauf hoffen, den Thron zu erlangen. Versteht ihr? Nur die Allertapfersten!«
Farvel sah aus, als würde er jeden Moment eine visköse, saftige Träne hervorpressen. Gott, was für eine Rede. Quentin hätte sie fast Zeile für Zeile für ihn rezitieren können.
Humbledrum furzte trübselig, in drei unterschiedlichen Tönen.
»Was genau müssen wir dafür tun?«, fragte Josh im Ton einstudierter Skepsis. »Um diese Throne zu erlangen, wie du es ausgedrückt hast?«
Farvel erklärte, sie müssten sich zu einer gefährlichen Ruine namens »Embers Grab« begeben. Irgendwo in diesem Grab befinde sich eine Krone, eine silberne Krone, die einst der edle König Martin getragen habe, vor vielen Jahrhunderten, als die Chatwins regierten. Wenn sie die Krone fänden und nach Schloss Whitespire brächten, könnten sie die Throne besteigen – jedenfalls vier von ihnen –, Könige und Königinnen von Fillory werden und die Bedrohung durch die Wächterin für immer beenden. Aber es würde nicht leicht werden.
»Also brauchen wir unbedingt diese Krone?«, fragte Eliot, der wieder an ihren Tisch zurückgekehrt
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