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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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vermischten? Es gab Frettchen und Kaninchen, Riesenmäuse, galoppierende Affen und einen bösartig aussehenden Fischer, aber auch Männer und Frauen mit Tierköpfen: einen klug aussehenden, fuchsköpfigen Mann, der einen Zauber vorzubereiten schien, eine Frau mit einem dickhalsigen Eidechsenkopf und riesigen, voneinander unabhängigen Augen sowie einen seltsam würdevollen Pikenträger mit dem sehnigen Hals und dem winzigen Kopf eines rosa Flamingos.
    Fen griff nach einem Messer auf dem Tisch, nahm die Schneide geschickt zwischen Daumen und Zeigefinger und warf es wirbelnd durch die Luft. Mit der Spitze zuerst traf es den Fuchsmann mitten im Auge.
    »Los!«, bellte sie. »Alle zurückziehen. Lasst euch durch sie nicht aufhalten. Wir müssen jetzt dicht zusammenbleiben.«
    Sie zogen sich rückwärts an der Wand des Speisesaales entlang zurück. Eigentlich hatten sie geplant, sich mit einer lückenlosen Verteidigungslinie vor ihren Verfolgern zu schützen, doch diese Linie wurde andauernd durchbrochen. Entweder wurde ihre Gruppe aufgehalten, weil Stühle im Weg standen oder weil sich die Grabbewohner zusammenrotteten und angriffen, oder, noch schlimmer, weil einer der Angreifer durch eine Nebentür mitten in ihre Gruppe einbrach. Quentin und Alice schafften es nur während der ersten zehn Sekunden, sich an den Händen zu halten, doch dann war nicht mehr daran zu denken. Dieser Kampf war anders als die vorherigen; er glich mehr und mehr einer Flucht vor wilden Stieren. Der Saal schien sich unendlich weit hinzuziehen; vielleicht tat er das auch. Die Kerzen, die Spiegel und die Speisen verliehen der ganzen Szenerie etwas bizarr Festliches. Selbst wenn sie sich zur Rückkehr mit dem Knopf entschieden hätten, wäre es schwer gewesen, alle an einer Stelle zu versammeln, um ihren Entschluss in die Tat umzusetzen.
    Quentin rannte mit gezücktem Messer, obwohl er sich nicht sicher war, dass er es tatsächlich würde benutzen können. Er fühlte sich wie damals in der Sportstunde: Er versuchte, sich den anderen Mannschaftsmitgliedern anzupassen, während er zugleich verzweifelt hoffte, dass niemand ihm den Ball zuspielte. Eine überdimensionale Hauskatze sprang hinter einem Wandteppich hervor genau vor seine Füße, und Fen rettete ihm ziemlich sicher das Leben, indem sie sie furchtlos über den Haufen rannte. Sie wälzten sich ineinander verschlungen über den Boden, rangen wild miteinander und schlugen aufeinander ein, bis Fen das Mistvieh mit einem wütenden Inc Aga- Kopfstoß ausschaltete. Quentin hob zum Dank die Hand und sie rannten weiter.
    Dint zog eine Riesenshow ab. Er war behände auf den Tisch gesprungen und marschierte darauf entlang, wobei er erstaunlich schnell und fließend abgehackte Silben hervorstieß, den Zauberstab hinter das Ohr geklemmt. Seine langen schwarzen Haare knisterten und heftige Energieblitze zuckten aus den Spitzen seiner langen Finger. Manchmal griff er auf zwei Seiten zugleich an, wie Quentin bemerkte. Den Hauptzauber bewirkte er mit der einen Hand und das zweite, weniger anspruchsvolle Hexenwerk siedete in seiner anderen. Einmal ließ er seine Arme grotesk anschwellen, packte mit jeder Riesenhand zwei Stühle und schmetterte mit routinierten Schleuderbewegungen ein halbes Dutzend Gegner nieder – links, rechts, links.
    Penny überredete einen Teil des Tisches, sich wie ein wütender Tausendfüßler aufzurichten und die Fillorianer anzugreifen, bis sie das Holz in Stücke hackten. Sogar Quentin schickte mit verschwitzten Händen mehrere magische Raketen ab. Fens Tunika war schweißdurchtränkt. Sie schloss die Augen und legte die Handflächen aneinander, flüsterte etwas, und als sie die Hände wieder trennte, leuchteten sie mit einer schrecklich weißen Phosphoreszenz. Bei dem nächsten Gegner, auf den sie traf – ein kraftvoller Krummsäbelschwinger, der entweder eine Leopardenhaut trug oder von der Taille an aufwärts halb Leopard war –, schrie sie auf und bohrte ihm die Faust bis an die Schulter durch die Brust.
    Doch die Rufe kamen immer näher. Die Situation lief aus dem Ruder und sie brauchten eine Fluchtstrategie. Der Gang füllte sich mit Leichen und Rauch. Quentins Atem pfiff ihm durch die Zähne und im Kopf sang er ein psychotisches Nonsens-Lied.
    Irgendwann im Laufe des Gefechts ließ Quentin sein Messer in einem pelzigen fillorianischen Bauch zurück. Das Gesicht der Kreatur bekam er nie zu sehen – es war eine Kreatur, kein Mensch, kein Mensch, kein Mensch –, doch

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