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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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richtig zusammen. Außerdem hätten sie sowieso eine Schale Olivenöl gebraucht, damit der Zauber vernünftig wirkte.
    Quentin wusste nicht, was er sagen sollte. Er wartete auf Eliot, während der gegen eine Wand pinkelte. Er spürte, dass sie am Ende angekommen waren, aber sie hatten keine andere Wahl, als weiterzugehen. Vielleicht ist das immer noch ein Teil der Geschichte, dachte Quentin benommen. Der schlimme Teil, bevor sich alles in Wohlgefallen auflöst. Er fragte sich, wie spät es draußen wohl war. Er hatte das Gefühl, eine ganze Nacht lang auf den Beinen gewesen zu sein.
    Das Mauerwerk hier unten war älter, bröckeliger. Stellenweise bestanden die Wände nur aus staubigem, nacktem Felsen. Sie befanden sich am äußersten Rand dieses unterirdischen Universums. Sie wanderten über tief erodierte Planeten und trübe, zerfallende Sterne. Der Gang verzweigte sich jetzt nicht mehr. Er wand sich jedoch kontinuierlich nach links, und Quentin hatte das Gefühl, die Kurve verenge sich immer mehr, als drehe sich der Gang ein wie ein Nautilus-Gehäuse. Nach allen Regeln der Vernunft, wenn es überhaupt noch einen Rest davon gab, musste es eine geometrische Grenze dessen geben, wie weit sich der Gang nach innen winden konnte, bis er irgendwo endete. Ziemlich bald stellte sich heraus, dass er recht hatte.

DER WIDDER
    Und auf einmal waren alle da.
    Quentin und Eliot gelangten in einen großen, runden unterirdischen Saal und blinzelten, geblendet von hellem Fackelschein. Der Raum unterschied sich insofern von denen, die sie bisher gesehen hatten, als er natürlich entstanden zu sein schien. Der Boden war sandig, die Decke felsig, unregelmäßig und unbearbeitet. Stalaktiten und andere steinerne Auswüchse hingen herunter, an denen man sich nicht den Kopf stoßen wollte. Die Luft war kalt, feucht und unbewegt. Quentin hörte irgendwo einen unirdischen Fluss gurgeln, entdeckte ihn aber nirgends. Man konnte weder die Quelle des Geräuschs noch die Richtung ausmachen, aus der es kam.
    Die anderen waren auch alle da, alle, außer der armen Fen. Josh und Alice befanden sich in einem Eingang auf der anderen Seite, Janet stand verloren und verdreckt in einem anderen Steinbogen, Dint und Anaïs in dem daneben und Penny noch einen weiter. Die Szene hatte etwas von einer Spielshow, in der die Teilnehmer in von Glühbirnen umrahmten Torbögen präsentiert werden.
    Es war ein Wunder. Es schien sogar, als seien alle im selben Augenblick eingetroffen. Quentin atmete tief durch. Erleichterung durchströmte ihn wie eine warme, flüssige Transfusion, so scheißfroh war er, jeden Einzelnen wiederzusehen, sogar Dint – guter alter Dint, du Jagdhund! Ja, sogar Penny, und nur zum Teil deswegen, weil er noch seinen Rucksack trug, vermutlich mit dem Knopf darin. Das Ende der Geschichte war also noch offen. Auch wenn bisher so vieles schiefgegangen war, gab es nun noch die Möglichkeit, dass sich alles halbwegs einrenkte – es war eine Katastrophe, aber eine gemäßigte. Es schien immer noch möglich, dass sie in fünf Jahren, wenn sie ihr posttraumatisches Stresssyndrom überwunden hatten, einen Riesenspaß daran haben würden, zusammenzutreffen und von ihren Erlebnissen zu erzählen. Vielleicht war das wahre Fillory doch gar nicht so verschieden von dem Fillory, das er sich immer erträumt hatte.
    Könige und Königinnen, dachte Quentin. Könige und Königinnen. Der Ruhm hat seinen Preis. Wusstest du das nicht?
    Ein Steinblock befand sich in der Mitte des Raumes. Darauf lag ein großes, zotteliges Schaf – nein, es hatte Hörner, also musste es ein Widder sein. Mit geschlossenen Augen lag es da, die Beine unter sich geschlagen, das Kinn auf einer Krone ruhend – ein einfacher Goldreif, der sich zwischen seine zotteligen Vorderbeine schmiegte. Quentin war sich nicht sicher, ob das Tier schlief oder ob es sich um eine äußerst lebensechte Statue handelte.
    Mit einem vorsichtigen, forschenden Schritt betrat er den Raum. Er fühlte sich wie ein Mann, der nach einem langen, quälenden Nachmittag an Bord seiner Yacht im Sturm zum ersten Mal wieder einen Fuß an Land setzt. Der sandige Boden war beruhigend solide.
    »Ich wusste nicht …«, rief er Alice heiser zu. »Ich war mir nicht sicher, ob du noch lebst oder nicht!«
    Josh glaubte, Quentin rede mit ihm. Sein lustiges Gesicht war aschfahl. Er sah aus wie ein Geist, der einen Geist gesehen hat.
    »Ich weiß.« Er hustete röchelnd in seine Faust.
    »Was zum Teufel ist passiert? Hast

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