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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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verdrängen konnte. Wer weiß, ob er nicht der einzige Überlebende war? Er hatte keine Ahnung, wie er zurück an die Oberfläche gelangen konnte. Er konnte hier unten sterben. Er fühlte das Gewicht der Erde und der Steine über seinem Kopf. Er war lebendig begraben. Selbst wenn er aus dem Labyrinth herausfand, fehlte ihm der Knopf. Für ihn gab es keinen Weg zurück zur Erde.
    Schritte in der Dunkelheit. Jemand kam auf ihn zu. Die Hände der Gestalt glommen, erleuchtet von einem Lichtzauber. Erschöpft begann Quentin erneut mit einem Raketenzauber, bis er erkannte, dass es nur Eliot war. Er nahm die Hände herunter und sank zu Boden.
    Keiner von beiden sagte ein Wort. Sie setzten sich hin und lehnten sich gegen die Wand, Seite an Seite. Das kalte Gestein linderte den punktuellen Schmerz der Wunde, die der Pfeil geschlagen hatte. Eliots Hemd hing aus der Hose und sein Gesicht war auf einer Seite rußverschmiert. Er wäre stinksauer gewesen, wenn er es gewusst hätte.
    »Geht’s dir gut?«
    Eliot nickte.
    »Fen ist tot«, sagte Quentin.
    Eliot holte tief Luft und fuhr sich mit den noch immer leuchtenden Händen durch sein dickes, welliges Haar.
    »Ich weiß. Ich hab’s gesehen.«
    Dann fuhr er fort: »Ich glaube nicht, dass wir es hätten verhindern können. Der rote Riese war einfach eine Nummer zu groß für uns.«
    Sie schwiegen. Es war, als wären die Worte in irgendeinen luftleeren Raum entwichen, wo sie keinerlei Bedeutung besaßen. Sie hatten jede Verbindung zum Rest der Welt verloren. Vielleicht hatte sich aber auch die Welt von den Worten abgeschält. Eliot reichte Quentin einen Flachmann mit etwas Starkem, und er trank und reichte die Flasche wieder zurück. Der Alkohol schien die Verbindung zwischen ihm und seinem Körper wieder herzustellen.
    Quentin zog die Knie an und legte die Arme darum.
    »Ich bin von einem Pfeil getroffen worden«, sagte er und kam sich blöd dabei vor. »Im Rücken.«
    »Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte Eliot.
    »Stimmt.«
    »Wir kehren um und versuchen, die anderen wiederzufinden. Penny hat den Knopf.« Es war erstaunlich, dass Eliot nach allem, was geschehen war, noch so praktisch denken konnte. Er war wesentlich stärker als Quentin.
    »Und was ist mit dem großen glühenden Typen?«
    »Hm.«
    »Was, wenn er immer noch da ist?«
    Eliot zuckte mit den Schultern.
    »Wir brauchen den Knopf.«
    Quentin hatte Durst, aber es gab kein Wasser. Er konnte sich nicht erinnern, wann er seinen Rucksack fallen gelassen hatte.
    »Ich muss dir was Lustiges erzählen«, sagte Eliot nach einer Weile. »Ich glaube, Anaïs hat es mit Dint getrieben.«
    »Was?« Unwillkürlich musste Quentin lächeln. Er spürte, wie seine trockenen Lippen einrissen. »Wann hatten sie denn Zeit dazu?«
    »Pinkelpause. Nach dem zweiten Kampf.«
    »Wow. Harter Schlag für Josh. Aber was für ein Unternehmungsgeist, Respekt.«
    »Allerdings. Künstlerpech für Josh.«
    »Künstlerpech.«
    Das war ein Ausdruck, den sie in Brakebills immer benutzt hatten.
    »Ich muss dir noch was Lustiges erzählen«, fuhr Eliot fort. »Ich bedaure es nicht, hierhergekommen zu sein. Auch wenn jetzt alles den Bach runtergeht, bin ich trotzdem froh. Bestimmt glaubst du, das sei das Blödeste, was ich je zu dir gesagt habe. Aber es ist die Wahrheit. Auf der Erde hätte ich mich bestimmt totgesoffen.«
    Es stimmte. Für Eliot hatte es keinen anderen Ausweg gegeben. Irgendwie machte das die Sache ein bisschen besser.
    »Du könntest dich auch hier noch totsaufen.«
    »Bei den Mengen? Keine Chance.«
    Quentin stand auf. Seine Beine waren steif und schmerzten. Er ging in eine tiefe Kniebeuge. Sie wandten sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Quentin hatte keine Angst mehr. Das war vorbei. Er sorgte sich jetzt nur noch um Alice. Das Adrenalin war ebenfalls abgebaut. Er hatte nur noch Durst, seine Füße taten weh und er war mit Kratzern bedeckt, von denen er nicht wusste, woher sie stammten. Das Blut auf seinem Rücken war eingetrocknet und sein Hemd klebte an der Pfeilwunde. Es ziepte unangenehm bei jedem Schritt.
    Schon bald stellte sich heraus, dass sie sich vor dem Riesen nicht zu fürchten brauchten, denn sie fanden nicht mal den Weg zurück zum Speisesaal. Irgendwo mussten sie falsch abgebogen sein, vielleicht sogar mehrmals. Sie hielten an und versuchten es mit verschiedenen Arten von simplem Pfadfinder-Zauber, aber Quentins Zunge fühlte sich geschwollen und ungeschickt an und keiner von ihnen brachte die Worte

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