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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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verstand.
    »Was?«
    »Ich sagte, erzähl mir nichts vom Tod. Du weißt nichts davon.«
    Aus keinem bestimmten Grund und gegen seinen ausdrücklichen Willen entspannte sich ein elastisches Muskelband rund um Quentins Herz ein ganz klein wenig. Er stieß einen Laut zwischen Lachen und Husten aus.
    Er lehnte sich nach hinten an seinen Pfeiler.
    »Gott, ich glaube, ich verliere meinen beschissenen Verstand.«
    Auf der anderen Seite des Raumes saßen Anaïs und Dint zusammen. Sie waren in eine Unterhaltung vertieft und beugten sich über eine selbstgemalte Karte ihrer bisherigen Route, die Dint auf etwas gezeichnet hatte, das verdächtig nach Millimeterpapier aussah. Anaïs schien jetzt eher zur Gruppe der Führer zu gehören anstatt zur Brakebills-Bande. Als Quentin sie beobachtete, beugte sie sich über die Karte und presste dabei absichtlich eine Brust an Dints Schulter. Josh war nirgends zu sehen. Penny und Eliot lagen mitten im Raum dösend auf dem Fußboden, die Rucksäcke unter den Kopf geschoben. Eliot hatte Janet wegen der Pistole heruntergeputzt, bis sie ihm versprach, das Ding verantwortungsbewusst zu entsorgen.
    »Willst du das eigentlich noch, Quentin?«, fragte Alice. »Ich meine all das hier? Die Sache mit den Königen und Königinnen?«
    »Natürlich will ich das.« Er hatte fast vergessen, warum sie hier waren. Aber es stimmte. Ein Thron war jetzt genau das, was er brauchte. Wenn sie es sich einmal auf Schloss Whitespire bequem gemacht hatten und sich im Ruhm und in jedem erdenklichen Komfort suhlten, würde er vielleicht die Kraft finden, mit alldem ins Reine zu kommen. »Man müsste doch verrückt sein, wenn man es nicht wollte.«
    »Willst du wissen, was das Komische daran ist?« Sie setzte sich kerzengerade auf, plötzlich erregt. »Ich meine, das wirklich Lächerliche? Eigentlich willst du das doch gar nicht. Du willst es nicht wirklich. Sogar, wenn die ganze Sache keinen Haken hätte, wärst du nicht glücklich. Du hattest die Nase voll von Brooklyn und Brakebills und ich rechne fest damit, dass du früher oder später auch Fillory satt haben wirst. Das macht alles sehr leicht für dich, oder? Ach ja, und natürlich war von Anfang an klar, dass du auch von uns eines Tages genug haben würdest.
    Wir hatten Probleme, aber wir hätten sie lösen können. Doch das war dir zu einfach. Es hätte ja funktionieren können, und was wäre dann aus dir geworden? Du hättest mich für immer am Hals gehabt.«
    »Probleme? Wir hatten Probleme?« Die anderen blickten auf. Quentin senkte seine Stimme zu einem wütenden Flüstern. »Du hast diesen Idioten von Penny gefickt! Das ist doch das Scheißproblem!«
    Alice ging nicht darauf ein. Wenn er sie nicht so gut gekannt hätte, hätte ihre Stimme für ihn beinahe zärtlich geklungen.
    »Ich werde aufhören, eine Maus zu sein, Quentin. Ich werde Risiken eingehen. Wenn du, nur für eine Sekunde, mal dein Leben betrachten und erkennen würdest, wie vollkommen es ist. Hör auf, nach der nächsten geheimen Tür zu suchen, die dich endlich zu deinem wahren Leben führt. Hör auf, zu warten. Das hier ist es, etwas anderes gibt es nicht. Es ist hier, und du solltest dich besser dafür entscheiden, es zu genießen, oder du wirst unglücklich sein, wo immer du hingehst, für den Rest deines Lebens, für immer.«
    »Man kann sich nicht dafür entscheiden, glücklich zu sein.«
    »Nein, das kann man nicht. Aber man kann sich sehr wohl dafür entscheiden, unglücklich zu sein. Willst du das etwa? Willst du das Arschloch sein, das es nach Brakebills schaffte und sogar dort unglücklich war? Sogar in Fillory? Auf jeden Fall bist du es jetzt.«
    Es steckte ein Körnchen Wahrheit in Alice’ Worten. Aber er konnte es nicht verstehen. Es war entweder zu kompliziert oder zu einfach. Zu irgendwas. Er dachte an die erste Woche, die er in Brakebills verbracht hatte, als er mit Eliot rudern gegangen war und sie die anderen Ruderer beobachtet hatten, die sich in ihre Boote kauerten und froren, obwohl es für Quentin ein warmer Sommertag war. So musste er in Alice’ Augen aussehen. Es war merkwürdig: Er hatte geglaubt, Zaubern sei das Allerschwierigste für ihn, dabei war alles andere so viel schwerer. Wie sich herausstellte, war Zaubern eine seiner leichtesten Übungen.
    »Warum bist du hergekommen, Alice?«, fragte er. »Wenn dir das hier so widerstrebt?«
    Sie sah ihn eindringlich an.
    »Was meinst du, Quentin? Ich bin deinetwegen hier. Ich bin mitgekommen, weil ich auf dich aufpassen

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