Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
großen Tage …«
    Die Worte spülten über Quentin hinweg. Alice konnte ihm später erzählen, was der Widder gesagt hatte. In den Büchern hatten Ember und Umber stets ein wenig finster gewirkt, doch in Wirklichkeit schien Ember gar nicht so übel zu sein. Nein, er war sogar nett. Herzlich. Quentin konnte sich vorstellen, warum die Fillorianer ihm keine so große Bedeutung beimaßen. Er glich einem freundlichen Kaufhaus-Weihnachtsmann mit Fältchen um die Augen. Man nahm ihn nicht besonders ernst. Er unterschied sich nicht mal sehr von einem gewöhnlichen Widder, außer, dass er größer und gepflegter war und eine aufmerksame, fremdartige Intelligenz ausstrahlte, mit der man bei einem Schaf nicht gerechnet hätte. Was für einen unerwartet komischen Effekt sorgte.
    Quentin konnte sich schlecht auf das konzentrieren, was Ember sagte. Er war betrunken vor Erschöpfung, Erleichterung und von den Schlucken aus Eliots Flasche. Ihm konnten die großen Reden gestohlen bleiben. Er hätte nur gern gewusst, wo dieses verführerische, helle Plätschern herkam, da er vor Durst schier umkam.
    Da war die Krone, genau vor ihrer Nase, zwischen Embers Hufen. Mussten sie darum bitten? Oder würde er sie ihnen einfach überreichen, wenn er mit seiner Ansprache fertig war? Es war lächerlich, wie eine Frage von Dinnerpartyetikette. Doch Quentin rechnete damit, dass Ember sie gleich Penny geben würde, als Belohnung für seinen spontanen Beweis der Unterwürfigkeit. Dann müssten sie wohl alle seine Untertanen werden. Ja, vielleicht war das schon alles. Quentin war nicht sonderlich erpicht darauf, Pennys Krönung zum König von Fillory beizuwohnen. Sollte letztendlich Penny als Held aus ihrem kleinen Abenteuer hervorgehen?
    »Ich habe eine Frage.«
    Eine Stimme unterbrach den alten Widder mitten in seiner Rede. Quentin stellte überrascht fest, dass es seine Stimme war.
    Ember hielt inne. Er war ein ziemlich großes Tier mit einer Widerristhöhe von fast einem Meter fünfzig. Seine Lippen waren schwarz und seine Wolle sah angenehm weich und wolkig aus. Quentin hätte am liebsten das Gesicht in dieser Wolle vergraben, hineingeschluchzt und anschließend darin geschlafen. Penny reckte den Hals, sperrte die Augen auf und warf Quentin warnende Blicke zu.
    »Ich möchte nicht neugierig wirken, aber wenn Ihr, nun ja, Ember seid, warum seid Ihr dann hier unten in diesem Verlies und nicht an der Oberfläche, in Eurem Land, um Eurem Volk zu helfen?«
    Wer A sagt, muss auch B sagen. Er wollte kein großes Drama heraufbeschwören. Er wollte nur wissen, warum sie alle so viel durchmachen mussten. Er wollte einfach Gewissheit haben, bevor sie den nächsten Schritt unternahmen.
    »Ich meine – und das klingt bereits dramatischer, als ich es beabsichtigt hatte –, Ihr seid ein Gott, und da oben geht wirklich alles drunter und drüber. Ich meine, ich glaube, dass sich eine Menge Leute fragen, wo Ihr so lange bleibt. Das ist alles. Warum lasst Ihr Euer Volk so lange leiden?«
    Seine Worte hätten einen besseren Effekt gehabt, wenn sie von einem aggressiven, skrupellosen Lächeln begleitet gewesen wären, doch stattdessen kamen sie zittrig und ein bisschen weinerlich heraus. Er sagte zu oft »ich meine«. Aber er machte keinen Rückzieher. Ember stieß einen seltsamen, nonverbalen Bäh-Laut aus. Sein Mund formte die Laute eher seitlich, im Gegensatz zu menschlichen Lippen. Quentin konnte seine dicke, steife, rosafarbene Widderzunge erkennen.
    »Ein bisschen mehr Respekt!«, zischte Penny, aber Ember hob einen schwarzen Huf.
    »Wir sollten dich daran erinnern, Menschenkind, dass wir nicht euer Diener sind.« Ember klang schon weniger freundlich als noch kurz zuvor. »Nicht euren Bedürfnissen dienen wir, sondern unseren eigenen. Wir kommen und gehen nicht nach eurem Belieben.
    Es stimmt, dass wir uns bereits seit einiger Zeit hier unter der Erde aufhalten. Wir können schwerlich schätzen wie lange, so weit von der Sonne und ihren Reisen entfernt, aber es sind zumindest einige Monate. Das Böse ist nach Fillory gekommen, und das Böse muss bekämpft werden, und es gibt keinen Kampf ohne Verluste. Dabei haben wir, wie ihr seht, eine Verletzung an den Hinterbeinen erlitten.«
    Er drehte seinen langen, goldenen Kopf ein klein wenig. Jetzt erkannte Quentin, dass tatsächlich eines der Hinterbeine des Widders lahm war. Ember hielt es steif, so dass es den Boden kaum berührte. Es hätte sein Gewicht nicht getragen.
    »Ja, aber eines verstehe ich

Weitere Kostenlose Bücher