Fillory - Die Zauberer
du gegen dieses Ungeheuer gekämpft?«
Josh nickte zittrig. »Ja, könnte man sagen. Ich habe gespürt, wie ein mächtiger Zauber in mir aufstieg, und mich einfach treiben lassen. Ich glaube, ich habe endlich gespürt, was ihr spürt. Ich habe eines von diesen strudeligen Schwarzen Löchern heraufbeschworen. Er hat es angesehen, dann hat er mich mit diesen unheimlichen goldenen Augen angeschaut, und dann hat es ihn einfach eingesaugt. Kopfüber. Es hat ihn einfach aufgefressen. Ich habe noch seine großen roten Beine zappeln sehen und bin dann schnell abgehauen. Hast du seinen Schwanz gesehen? Hatte der ein Riesenteil!«
Quentin und Alice umarmten sich wortlos. Auch die anderen gingen aufeinander zu und erzählten, wie es ihnen ergangen war. Sie waren wieder vereint. Irgendwie hatten es alle geschafft, unbeschadet oder jedenfalls nicht zu schwer verletzt aus dem Bankettsaal herauszukommen. Anaïs zeigte jedem, wo auf ihrer Flucht ihre goldenen Locken im Rücken versengt worden waren. Janet war die Einzige, die nicht durch eine Seitentür entkommen, sondern bis zum Ende der Halle gerannt war. Es hatte also tatsächlich irgendwo ein Ende gegeben, obwohl Janet eine Stunde brauchte, um es zu erreichen. (»Drei Jahre Querfeldeinlauf«, bemerkte sie stolz.) Sie hatte sogar ein Glas Wein getrunken und nichts davon gemerkt, außer einem leichten Schwips.
Sie schüttelten die Köpfe. Was sie alles durchgemacht hatten! Das würde ihnen keiner glauben. Quentin war so müde, dass er kaum denken konnte, außer: Wir haben es geschafft, wir haben es tatsächlich geschafft. Eliot reichte den Flachmann herum und alle tranken. Zuerst war es ein Spiel gewesen, dann war es erschreckend real geworden, aber jetzt fühlte es sich erneut wie ein Spiel an, ein bisschen in der Art, wie sie es sich an jenem furchtbaren, wunderbaren Morgen in Manhattan vorgestellt hatten. Ein Riesenspaß. Ein richtiges Abenteuer. Nach einer Weile wussten sie nicht mehr, was sie sagen sollten. Sie standen im Kreis, sahen einander an und schüttelten verwirrt lächelnd die Köpfe.
Plötzlich wurden sie von einem tiefen, trockenen Husten unterbrochen.
»Willkommen.«
Es war der Widder. Er öffnete die Augen.
»Willkommen, Kinder der Erde. Und auch du, wackerer Sohn Fillorys.« Damit meinte er Dint. »Ich bin Ember.«
Er setzte sich auf. Er besaß die seltsamen, horizontalen, erdnussförmigen Pupillen, wie alle Schafe sie haben. Seine dicke Wolle schimmerte blassgolden. Seine Ohren ragten merkwürdig unter den mächtigen Hörnern hervor, die sich beeindruckend von seiner Stirn aus abwärts wölbten.
Von ihnen allen wusste Penny als Einziger, was zu tun war. Er ließ seinen Rucksack fallen, ging auf den Widder zu und blieb vor ihm stehen. Er kniete sich in den Sand und senkte den Kopf.
»Wir suchten nach einer Krone«, sagte er pathetisch, »und haben einen König gefunden. Majestät, es ist mir eine Ehre und ein Privileg, Euch die Treue zu schwören.«
»Danke, mein Sohn.«
Die Augen des Widders schlossen sich halb, ernst und erfreut. Gott sei Dank, war alles, was Quentin denken konnte. Buchstäblich, Gott sei Dank. Er war es wirklich. Etwas anderes war undenkbar. Nicht, dass sie etwas besonders Heldenmütiges vollbracht hatten, um diese erneute Wendung des Schicksals zu verdienen. Ember musste sie hierher geführt haben. Er hatte sie gerettet. Das war sie, die Belohnung am Schluss. Sie hatten gewonnen. Die Krönung konnte beginnen.
Quentin blickte von Penny zu dem Widder und wieder zurück. Er hörte Füße auf dem sandigen Boden scharren. Der Nächste kniete sich neben Penny. Quentin schaute nicht nach, wer es war. Er blieb stehen. Aus irgendeinem Grund war er nicht bereit, niederzuknien, noch nicht. Er würde es gleich tun, aber der Moment schien ihm noch nicht gekommen. Obwohl es angenehm gewesen wäre, nach ihrem langen Marsch. Er wusste nicht, was er mit seinen Händen anfangen sollte, daher verschränkte er sie im Schritt.
Ember redete, aber Quentin hörte nicht richtig zu. Seine Rede war ziemlich formelhaft und langweilig – auch in Romanen hatte Quentin stets über die Sermone Embers und Umbers hinweggelesen. Apropos Umber: Wenn das Ember war, wo war sein Bruder? Normalerweise waren die beiden unzertrennlich.
»… mit eurer Hilfe. Es ist an der Zeit, dass wir unsere rechtmäßige Herrschaft über das Land zurückgewinnen. Wir werden von diesem Ort fortgehen und Fillorys Ruhm wieder aufleben lassen, den Glanz der früheren Zeiten, der
Weitere Kostenlose Bücher