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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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sein. Ihre fleckige Haut, ihre unvollkommene Physiognomie und ihre eitle Putzsucht waren nicht mehr so leicht zu ignorieren. Vermutlich hatte ein wenig von dem Snobismus der Zentauren auf Quentin abgefärbt. Ein ekelerregendes Potpourri von Gerüchen sowohl organischer als auch anorganischer Natur drang ihm in die Nase. Die Titelseite einer Zeitung, die er in einem Feinkostgeschäft an der Ecke erstand, verriet ihm, dass er etwas über zwei Jahre lang von der Erde verschwunden gewesen war.
    Er musste seine Eltern anrufen. Gewiss hatte Fogg ihnen die größten Ängste genommen, aber dennoch. Fast musste er lächeln, wenn er sich vorstellte, dass er sie jetzt gleich besuchen ginge. Was würden sie zu seinen Haaren sagen? Nein, bald, jetzt noch nicht. Er spazierte umher und akklimatisierte sich. Die nötigen Zaubersprüche, um Geld aus einem Bankautomaten zu holen, waren inzwischen ein Kinderspiel für ihn. Er ließ sich rasieren und die Haare schneiden und kaufte sich einige Kleidungsstücke, die nicht von Zentauren gemacht waren und daher nicht einem Renaissancemärchenkostüm ähnelten. Er verwöhnte sich. Er aß in einem schicken Steakhaus zu Mittag und starb fast vor Genuss. Gegen drei Uhr trank er Moscow Mules in einer langgestreckten, dunklen Kellerbar in Chinatown, die er mit den Physikern zu besuchen pflegte.
    Es war sehr lange her, dass er Alkohol getrunken hatte. Er hatte gefährliche Auswirkungen auf seinen eingefrorenen Verstand. Das Eis, das seine Gefühle der Schuld und Trauer unter Kontrolle hielt, krachte und stöhnte. Doch er trank weiter und schon bald wurde er von einer tiefen, reinen, luxuriösen Trauer überschwemmt, berauschend und dekadent wie eine Droge. Gegen fünf füllte sich der Laden, und um sechs drängten sich die Feierabend-Trinker an der Bar. Quentin sah, dass sich das Licht, das draußen auf die Stufen fiel, verändert hatte. Er war schon auf dem Weg nach draußen, als er an einem Tisch in der Ecke eine schlanke, hübsche junge Frau mit blonden Locken bemerkte. Sie schmiegte sich an einen Mann, der wie ein Unterwäschemodel aussah. Das Unterwäschemodel kannte Quentin nicht, aber die hübsche junge Frau war unverkennbar Anaïs.
    Es war nicht das Wiedersehen, das er sich gewünscht hätte, und sie war auch nicht die Person, die er am liebsten wiedergesehen hätte. Aber vielleicht war es besser, ihr zuerst zu begegnen, die ihm nicht so nahe stand und der er andererseits auch nicht viel bedeutete. Außerdem hatte er ja die treuen Moscow Mules, die ihm ein wenig von seiner Last abnehmen konnten. Ganz kleine Schritte. Sie setzten sich draußen auf die Treppe. Anaïs legte ihm die Hand auf den Arm und starrte seine weißen Haare an.
    »Es war un-glaub-LIISCH«, sagte sie. Seltsamerweise hatte sich ihr paneuropäischer Akzent verstärkt und ihre englische Grammatik verschlechtert, seitdem er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Machte sich vielleicht besser in der Barszene. »Was wir für Probleme hatten, dich da rauszukriegen! Eine Weile lang war alles ruhig, aber dann wurden wir wieder von allen Seiten angegriffen. Josh war phantastisch, weißt du. Phantastisch! Wie souverän er seine Magie eingesetzt hat, das hatte ich noch nie gesehen. Aber da war so ein Ungeheuer, das im Boden geschwommen ist, unter den Steinen – so was wie ein Hai, glaube ich, aber es ist in den Steinen geschwommen. Es hat dich am Bein gepackt.«
    »Das erklärt vielleicht das hier«, sagte Quentin. Er zeigte ihr sein Holzknie und wieder riss sie die Augen auf. Der Alkohol machte alles viel leichter als erwartet. Er hatte sich gegen eine Flut von Gefühlen gewappnet, einen Kavallerieangriff des Kummers auf seinen ungeschützten Seelenfrieden, aber bisher wartete er vergeblich.
    »Und dann war da noch ein Zauber in den Wänden, so dass wir dauernd im Kreis herumgelaufen sind und immer wieder in Ambers Höhle gelandet sind.«
    »Embers.«
    »Was habe ich denn gesagt? Jedenfalls mussten wir erst den Bann brechen …« Sie hielt inne, um durch das Fenster ihrem gebräunten Freund in der Bar zuzuwinken. Sie klang, als habe sie diese Geschichte schon so viele Male erzählt, dass sie sie bereits langweilte. Für sie war das alles vor zwei Jahren geschehen, und es waren Leute betroffen, die sie ohnehin kaum gekannt hatte. »Und wir mussten dich die ganze Zeit tragen. Mein Gott. Ich glaube nicht, dass wir es geschafft hätten, wenn Richard« – sie sagte Rii-SCHARD – »uns nicht gefunden hätte.
    Dadurch wird er einem

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