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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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fast sympathisch, weißt du? Er fand eine Methode, uns für die Monster unsichtbar zu machen. Er hat uns praktisch da unten rausgetragen. Ich habe immer noch eine Narbe.«
    Sie hob den Saum ihres ohnehin schon ziemlich kurzen Rocks hoch. Eine dicke, knubbelige, fünfzehn Zentimeter lange Wulstnarbe zog sich über ihren glatten, gebräunten Oberschenkel.
    Erstaunlicherweise habe Penny überlebt, jedenfalls für eine Weile, erzählte sie. Die Zentauren konnten seine Hände nicht rekonstruieren, und ohne sie konnte er nicht länger zaubern. Als sie die Nirgendlande erreichten, löste sich Penny von der Gruppe, als suche er etwas. Als sie an einen hohen, schmalen Steinpalazzo gelangten, blieb er davor stehen und breitete fast flehentlich seine handlosen Arme aus. Nach kurzer Zeit öffneten sich die Türen des Palazzos. Die anderen erhaschten einen Blick auf Reihen von Bücherregalen – das warme, geheime Papierherz der Stadt. Penny ging hinein und die Türen schlossen sich hinter ihm.
    »Kaum zu glauben, dass das alles wirklich passiert ist«, sagte Anaïs immer wieder. »Es war wie ein cauchemar . Aber jetzt ist alles vorbei.«
    Es war seltsam: Anaïs schien weder ihm noch sich selbst Vorwürfe zu machen. Sie hatte einen Weg gefunden, zu trauern und das Geschehene zu verarbeiten. Aber vielleicht hatte es sie von vornherein gar nicht so berührt. Es war schwer zu erraten, was unter diesen blonden Locken vorging.
    Während der ganzen Unterhaltung blickte sie sich ständig über seine Schulter hinweg zu dem Unterwäschemodel um, und nach einer Weile hatte er Mitleid mit ihr und ließ sie gehen. Sie sagten auf Wiedersehen – Küsschen hier, Küsschen da. Keiner versprach, sich zu melden. Warum sollten sie lügen, in diesem späten Stadium? Wie sie gesagt hatte: Es war alles vorbei. Quentin blieb draußen auf der Treppe sitzen, in den warmen frühen Stunden des Sommerabends, bis ihm bewusst wurde, dass er Anaïs keineswegs noch einmal auf ihrem Weg hinaus begegnen wollte.
    Es wurde allmählich dunkel und er musste einen Platz zum Übernachten finden. Er hätte sich ein Hotel suchen können, aber wozu die Mühe? Und warum warten? Quentin hatte fast alles, was er besaß, in Fillory zurückgelassen, nur eines hatte er sorgfältig aufbewahrt: den Eisenschlüssel, den Fogg ihm bei der Schulabschlussfeier in Brakebills überreicht hatte. Von Fillory aus hatte er nicht funktioniert – er hatte es versucht –, aber jetzt, als er auf einer vermüllten Straße in Tribeca stand und die suppige, sonnenwarme Stadtluft einatmete, zog er ihn aus der Tasche seiner brandneuen Jeans. Er fühlte sich beruhigend schwer an. In einem spontanen Impuls hielt er ihn ans Ohr. Er gab einen hohen, konstanten, musikalischen Summton ab, wie eine angeschlagene Stimmgabel. Das war ihm nie zuvor aufgefallen.
    Mit einem Gefühl großartiger Einsamkeit und nur einer Spur von Angst ergriff er den Schlüssel mit beiden Händen, schloss die Augen, entspannte sich und ließ sich vorwärts ziehen wie von einem Skischlepplift. Der Schlüssel zerteilte einen unsichtbaren Saum in der Luft und zog ihn rasch vorwärts und, mit einem angenehmen Gefühl der Beschleunigung, durch einige höchst bequeme Subdimensionen hindurch zurück zur Steinterrasse hinter dem Haus in Brakebills. Der Schmerz dieser Rückkehr war heftig, aber die Notwendigkeit war noch größer. Er hatte nur noch eine Aufgabe zu erledigen, dann war wirklich alles für immer vorbei.

KÖNIGE UND KÖNIGINNEN
    Als ein Juniormitglied des PlaxCo Wirtschaftsprüferteams hatte der teilhabende Managementberater Quentin Coldwater nur wenige deutlich umrissene Aufgaben, abgesehen von der Teilnahme an gelegentlichen Meetings und dem höflichen Umgang mit den Kollegen, die er zufällig im Fahrstuhl traf. Falls sich unversehens doch einmal wirklich relevante Akten in sein Postfach oder auf seinen Schreibtisch verirrten, stempelte er sie ab ( Sieht gut aus!!! – QC ), ohne sie zu lesen, und schickte sie unverzüglich weiter.
    Quentins Schreibtisch war übrigens ungewöhnlich groß für einen Neuzugang seines Ranges, besonders, da er offenbar noch so jung war, auch wenn sein erstaunlich weißes Haar auf eine gewisse Reife über sein Alter hinaus schließen ließ. Zumal auch sein Bildungsweg und seine bisherigen Erfahrungen in der Arbeitswelt eher nebulös erschienen. Er war einfach eines Tages aufgetaucht, hatte das Eckbüro eines kürzlich abgetretenen Vizepräsidenten in Beschlag genommen, der drei Mal so

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