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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Freunden aus Brakebills – Alice, Eliot, Surendra, Gretchen – und blätterte gleichgültig durch seine Sommerlektüre, eine Geschichte der Magie aus dem achtzehnten Jahrhundert, die von außen ziemlich dünn aussah, aber durch irgendeinen subtilen bibliographischen Zaubertrick nicht weniger als 1.832 Seiten enthielt.
    Im November erhielt er einen cremefarbenen Umschlag, der von unsichtbaren Händen in sein Geschichtsbuch geschoben worden war. Er enthielt eine steife, gedruckte Karte mit eleganter Prägung des Brakebills-Wappens, die ihn aufforderte, um sechs Uhr am selben Abend in die Schule zurückzukehren, und zwar durch eine enge, einsame Gasse neben der Ersten Lutheranischen Kirche zehn Straßen von seinem Elternhaus entfernt.
    Pflichtbewusst präsentierte er sich zur angegebenen Zeit am angegebenen Ort. So spät im Herbst ging die Sonne bereits nachmittags um halb fünf unter, aber trotzdem war es draußen ungewöhnlich mild für diese Jahreszeit, fast warm. Er stand am Eingang zu der Gasse, nach aufmerksamen Küstern Ausschau haltend, die ihn wegscheuchen – oder schlimmer noch, bekehren – wollten, und beobachtete die vorbeirasenden Autos. Mehr denn je befürchtete er, dass er an Wahnvorstellungen litt, dass Brooklyn die einzig existierende Realität war und dass alles, was ihm im Laufe des letzten Jahres widerfahren war, nur die Halluzination eines Besessenen war, der Beweis dafür, dass ihn die Tristesse der wirklichen Welt endgültig und unheilbar verrückt gemacht hatte. Die Gasse war so eng, dass er sich praktisch seitlich drehen musste, um überhaupt hindurchzupassen. Seine zwei bis zum Platzen vollgepackten Brakebills-Reisetaschen – mitternachtsblau mit braunen Streifen, die Schulfarben – schabten an den feuchten Wänden rechts und links entlang. Er war sich hundertprozentig sicher, dass er in wenigen Augenblicken vor der blanken Wand am Ende der Gasse stehen würde.
    Doch dann wehte ihm eine wundersame Brise warmer, süßer Spätsommerluft entgegen, begleitet vom Zirpen der Grillen, und er erblickte das weite Grün des Meeres. Trotz seiner schweren Taschen rannte er darauf zu.
     
    Jetzt war der erste Tag des neuen Semesters gekommen, und Quentin und Alice saßen wartend auf einer glühend heißen Wiese vor einem malerischen, weißen viktorianischen Häuschen. In dem Häuschen trafen sich die Studierenden, die Physikalische Magie belegt hatten, zu ihrem wöchentlichen Seminar.
    Während ihres Tests hatte Alice ein Talent für eine hochtechnische Disziplin gezeigt, die etwas mit Lichtmanipulation zu tun hatte – Phosphoromantie heiße das, erklärte sie –, wodurch sie sich für Physikalische Magie qualifizierte. Quentin war da, weil Physik das Fach mit den wenigsten Gesamtteilnehmern und den wenigsten Neuen war, also schien es am sinnvollsten, ihn dort unterzubringen, bis er seine endgültige Disziplin herausgefunden hatte. Das erste Seminar war für halb eins angesetzt und Quentin und Alice waren sogar zu früh angekommen, aber inzwischen war es fast fünf, was bedeutete, dass sie sich schon den ganzen Nachmittag lang hier aufhielten. Sie waren verschwitzt, durstig, müde und genervt, aber beide wollten nicht aufgeben und zum Haus zurückkehren. Wenn sie zu den Physikern gehören wollten, mussten sie es offenbar beweisen, indem sie irgendwie durch diese Tür gelangten.
    Sie saßen unter einer dicken Buche mit ausladendem Geäst, die in der Nähe des Cottages stand und sich ihrer Quälerei gegenüber gleichgültig zeigte. Sie lehnten am Stamm, eine dicke, harte graue Wurzel zwischen sich.
    »Was hast du vor?«, fragte Quentin teilnahmslos. Winzige Staubpartikel schwebten im Sonnenlicht vorüber.
    »Keine Ahnung.« Alice nieste erneut. »Was hast du vor?«
    Quentin zupfte am Gras. Eine gedämpfte Lachsalve drang aus dem Haus. Wenn es ein Passwort gab, hatten sie es nicht erraten. Quentin und Alice hatten eine Stunde lang nach versteckten Inschriften gesucht. Sie hatten die Tür aus allen Blickwinkeln heraus inspiziert, unter jedem sichtbaren und unsichtbaren Spektrum, von Infrarotlicht bis Gammastrahlen. Sie hatten versucht, die Farbe abzulösen und darunter nachzusehen, aber sie hatten nichts entdeckt.
    Alice versuchte es sogar mit einigen komplizierten graphologischen Zauberformeln auf der schnörkeligen Struktur des Holzes selbst, aber es erwiderte nur ausdruckslos ihren starren Blick. Sie schickten Energieströme in das Schloss, die es zwangsweise öffnen sollten, sie klapperten

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