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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Klopfer war fest angeschraubt.
    »Okay«, sagte Quentin. »Geh mal ein Stück zurück.«
    Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, packte den Klopfer, so fest er konnte, stemmte einen Fuß gegen die Tür, stieß einen langen, schrillen Kung-Fu-Schrei aus und warf sich mit seinem ganzen Gewicht nach hinten. Der obere Teil der Tür schwang widerstandslos auf – er hatte wohl nur noch an ein paar verkohlten Resten gehangen. Quentin fiel rückwärts auf den Weg.
    Ein Mädchen, das Quentin als eine Kommilitonin aus dem Vierten Studienjahr erkannte, stand im Türeingang, erhellt von einem warmen Lichtschein aus dem Inneren des Hauses. Sie hielt ein Glas dunklen Rotwein in der Hand und blickte kühl auf ihn herunter. Alice lehnte an der Hauswand, von einem so heftigen Lachanfall geschüttelt, dass sie keinen Laut herausbekam.
    »Das Abendessen ist fast fertig«, sagte das Mädchen. »Eliot hat Nudeln all’Amatriciana gekocht. Leider konnten wir keinen Guanciale auftreiben, aber Schinkenspeck tut’s wohl auch. Was meint ihr?«
     
    Trotz der Hitze knisterte und flackerte ein Feuer im Kamin.
    »Sechs Stunden, zwölf Minuten«, sagte ein dicker junger Mann mit welligem Haar, der in einem ledernen Clubsessel saß. »Das ist tatsächlich ungefähr der Par.«
    »Erzähl ihnen, wie lange du gebraucht hast, Josh«, sagte die junge Frau, die sie an der Tür empfangen hatte. Quentin glaubte, ihr Name sei Janet.
    »Zwanzig Stunden und einunddreißig Minuten. Die längste Nacht meines Lebens. Das war zwar nicht der Rekord, aber ziemlich nahe dran.«
    »Wir dachten, er wollte uns aushungern«, sagte Janet, schüttete den letzten Rest Wein aus einer Flasche in zwei Gläser auf einem Büfett und reichte diese Quentin und Alice. Zwei weitere leere Flaschen standen auf dem Fußboden; trotzdem wirkte keiner der anderen besonders betrunken.
    Sie befanden sich in einer schäbigen, aber gemütlichen Bibliothek, ausgelegt mit abgetretenen Teppichen und erleuchtet von Kerzen und dem Kaminfeuer. Quentin erkannte, dass das kleine Haus von innen größer sein musste als von außen, und es war darin wesentlich kühler. Die Atmosphäre glich einem idyllischen, kalten Herbstabend. Bücher quollen aus den Regalen und stapelten sich zu wackligen Türmen in den Ecken. Selbst auf dem Kaminsims lagen welche. Die Möbel waren hochwertig, passten aber nicht zusammen. An manchen Stellen waren sie sogar ziemlich stark beschädigt. Die freien Wände zwischen den Bücherregalen waren mit den üblichen rätselhaften Kunstwerken behangen, die sich in Clubs anzusammeln pflegen: afrikanische Masken, trübe Landschaftsstücke, Zeremoniendolche im Ruhestand sowie Glasschaukästen voller Landkarten, Medaillen und den zerfallenden sterblichen Überresten exotischer Motten, die vermutlich einst unter größten Kosten und Mühen gefangen worden waren. Quentin fühlte sich überhitzt und falsch angezogen, hauptsächlich aber erleichtert darüber, endlich im Inneren zu sein.
    Sie waren nur zu fünft, ihn und Alice eingeschlossen. Eliot war auch da, inspizierte die Bücherregale und tat so, als habe er sie noch gar nicht bemerkt. Er schien eine ernsthafte Diskussion über magische Theorie anstoßen zu wollen, aber niemand hörte ihm zu.
    »Tinkerbell, wir haben Gäste«, zwitscherte Janet. »Bitte dreh dich zu uns um.« Sie war schmal und lebhaft und trug einen strengen, ein wenig anachronistischen Pagenschnitt. Sie war laut und extrovertiert: Quentin hatte beobachtet, wie sie allen anderen voran durch den Irrgarten schritt, und gehört, wie sie während des Abendessens Reden schwang.
    Eliot unterbrach seinen Monolog und drehte sich um. Er trug eine Schürze.
    »Hallo«, sagte er, kein bisschen aus dem Konzept gebracht. »Wie nett, dass ihr kommen konntet. Alice, ich habe gehört, du hast unsere Tür durchgebrannt?«
    »Quentin hat mir dabei geholfen.«
    »Wir haben euch durch das Fenster beobachtet«, erklärte Josh. »Ihr habt Riesenglück gehabt, dass euch Brzezinski nicht mit der Axt erwischt hat.«
    »Aber wie lautet denn die korrekte Lösung?«, fragte Alice. »Ich weiß, es hat funktioniert, aber es muss doch einen anderen Weg geben.«
    Sie trank einen vorsichtigen Schluck von dem Wein, gleich darauf gefolgt von einem weniger vorsichtigen.
    »Es gibt keinen«, antwortete Janet. »Jedenfalls keinen ›richtigen‹. Das ist eben einer der Knackpunkte. Hier geht es um Physik. Es ist dreckig. Es ist hart. Aber solange ihr nicht das Haus einreißt, ist es in Ordnung. Und

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