Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
mit dem Mechanismus, aber sie konnten es nicht knacken. Sie suchten nach einem vierdimensionalen Weg, um die Tür zu umgehen. Mit vereinten Kräften beschworen sie eine Art imaginärer Axt herauf – was nicht exakt gegen irgendeine bekannte Regel verstieß –, hinterließen aber nicht einmal einen Kratzer. Für eine Weile war Alice davon überzeugt, die Tür sei nur eine Illusion und existiere eigentlich gar nicht, aber sie sah real aus und fühlte sich auch so an. Beiden gelang es einfach nicht, sie zu überwinden.
    »Sieh es dir an«, sagte Quentin. »Das sieht doch aus wie eine doofe Hänsel-und-Gretel-Hütte. Ich dachte, die Physiker wären irgendwie cool.«
    »In einer Stunde gibt’s Abendessen«, bemerkte Alice.
    »Lasse ich ausfallen.«
    »Heute Abend gibt es Lamm mit Rosmarinkruste und dazu Kartoffeln au dauphin. « Alice’ eidetisches Gedächtnis speicherte solche merkwürdigen Details.
    »Warum halten wir nicht unser eigenes Seminar ab? Hier draußen?«
    Sie schnaubte. »Ja, genau, komm, wir zeigen es denen!«
    Die Buche stand am Rande einer frisch gemähten Wiese. Die langgezogenen Graswälle, eingerollt wie Zimtstangen, warfen lange Schatten.
    »Also, was bist du noch mal? Eine Photoromantikerin?«
    »Nein, eine Phosphorologin.«
    »Was kannst du?«
    »Ich weiß es noch nicht so genau. Den Sommer über habe ich ein paar Sachen geübt. Zum Beispiel, Licht zu bündeln, wieder zu streuen und die Strahlen zu biegen. Wenn man Licht um einen Gegenstand herum biegt, wird er unsichtbar. Aber erst möchte ich mal die zugrundeliegende Theorie begreifen.«
    »Zeig mir mal was.«
    Alice klappte zu wie eine Auster. Noch immer war sie sehr schüchtern.
    »Ich kann doch noch nichts Richtiges.«
    »Schau mal, ich habe noch nicht mal eine Disziplin. Ich bin ein Nichtsologe. Ein Kuckucksei.«
    »Man hat nur noch nicht herausgefunden, für was du besonders veranlagt bist. Außerdem hast du doch dein kleines Funkending.«
    »Egal. Und mach bloß keine Witze über mein kleines Funkending. Bieg stattdessen ein bisschen Licht für mich, verflixt nochmal!«
    Sie verzog das Gesicht, kniete sich dann aber ins Gras und hielt ihre Hände mit gespreizten Fingern in die Luft. Sie knieten einander gegenüber, und auf einmal wurde er sich ihrer ziemlich vollen Brüste unter ihrer dünnen, hochgeschlossenen Bluse bewusst.
    »Schau den Schatten an!«, fauchte sie.
    Sie tat irgendetwas mit ihren Fingern, und der Schatten ihrer Hand verschwand. Er war einfach weg und hatte nur ein paar geisterhafte Regenbogenfarben hinterlassen.
    »Hübsch.«
    »Ich weiß, es ist ziemlich armselig.« Sie fuhr mit der Hand durch die Luft und brach damit den Bann. »Eigentlich sollte meine ganze Hand unsichtbar werden, aber bis jetzt schaffe ich nur den Schatten.«
    Quentin spürte plötzlich eine Präsenz. Seine schlechte Laune verflog. Dies war eine Prüfung. Physikalische Magie. Sie führten hier keinen mystischen Reigen auf. Nein, was sie brauchten, war rohe Gewalt.
    »Und andersherum?«, fragte er forschend. »Kannst du Lichtstrahlen auch bündeln, wie durch eine Lupe?«
    Sie antwortete nicht sofort. Er sah, wie ihr beweglicher Geist sich des Problems annahm und es von allen Seiten betrachtete.
    »Vielleicht, wenn ich … hm. Ich glaube, es steht etwas darüber im Culhwch & Owen. Man muss den Effekt allerdings stabilisieren. Und lokalisieren.«
    Sie formte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und sprach fünf lange Wörter darüber. Quentin beobachtete, wie sich das Licht in den Kreis hineinkrümmte, wobei sich scheinbar auch das Gras und die Blätter verzerrten, die sich darin befanden. Dann wurde es greller und spitzte sich auf einen weißen Punkt zu, der ein Nachbild auf seiner Netzhaut hinterließ. Er wandte den Blick ab. Sie kippte den Strahl und der Boden unter ihrer Hand rauchte.
     
    »Ich bringe dich um, wenn ich deinetwegen aus Brakebills rausfliege. Hast du verstanden? Das ist kein Witz. Ich weiß, wie es geht. Ich werde dich ehrlich umbringen.«
    »Komisch, genau das habe ich zu Penny gesagt, nachdem er mich angegriffen hatte«, bemerkte Quentin.
    »Nur, dass ich es ernst meine.«
    Sie hatten beschlossen, sich einen Weg durch die Tür zu brennen. Wenn es ein Test sein solle, so hatte Quentin argumentiert, sei es ziemlich egal, wie sie ihn bestanden, Hauptsache, sie schafften es. Man hatte ihnen keine Regeln vorgegeben, also konnten sie auch keine übertreten. Und wenn sie das ganze blöde Haus niederbrannten, samt Eliot und seinen

Weitere Kostenlose Bücher