Fillory - Die Zauberer
um diese zu kontrollieren, braucht man einen ruhigen, unleidenschaftlichen Geist.
Wenn Sie Magie im Zorn anwenden, werden Sie sich viel eher selbst verletzen als Ihren Gegner. Es gibt bestimmte Sprüche … wenn diese außer Kontrolle geraten, werden Sie durch sie verändert. Aufgezehrt. Sie werden in etwas Nichtmenschliches verwandelt, einen niffin , einen Geist roher, unkontrollierter magischer Energie.«
Fogg sah beide streng und gefasst an. Dramatisch. Quentin blickte dickköpfig hinauf zur fein gestanzten Zinkdecke der Krankenstation. Sein Bewusstsein war unklar und verschwommen. Wann war Fogg endlich so weit, Penny zu ermahnen, er sollte aufhören, sich so bescheuert zu benehmen?
»Hören Sie mir gut zu«, sprach Fogg. »Die meisten Menschen sind der Magie gegenüber blind. Sie leben in einer inhaltslosen, leeren Welt. Ihr Leben langweilt sie, und sie können nichts dagegen tun. Sie werden von ihrer Sehnsucht aufgefressen und sind tot, lange bevor sie gestorben sind.
Sie leben in einer magischen Welt, und das ist ein großes Geschenk. Und wenn Sie sich unbedingt umbringen lassen wollen, gibt es hier sehr viele Möglichkeiten, ohne dass Sie sich gegenseitig umbringen müssen.«
Er stand auf und wandte sich zum Gehen.
»Werden wir bestraft werden, Sir?«, fragte Penny.
Bestraft? Der glaubte wohl wirklich, sie wären noch auf der Highschool? Der Dekan blieb an der Tür stehen. Das Licht, das von seinem Finger ausging, war fast erloschen.
»Ja, Penny, das werden Sie tatsächlich. Sechs Wochen Spüldienst in der Küche, nach dem Mittag- und Abendessen. Und sollte so etwas noch einmal vorkommen, werden Sie der Schule verwiesen. Quentin …« Nachdenklich hielt er inne. »Sie müssen lernen, sich besser zu beherrschen. Ich wünsche keine weiteren Probleme mehr.«
Die Tür klappte hinter ihm zu. Quentin atmete auf. Er schloss die Augen. Der Raum löste sich sanft aus seiner Verankerung und trieb hinaus aufs Meer. Er fragte sich, jedoch in jeder Hinsicht leidenschaftslos, ob Penny in Alice verliebt war.
»Wow!«, sagte Penny, offenbar unbeeindruckt von der Aussicht, die nächsten anderthalb Monate mit Waschfrauenfingern herumzulaufen. Er klang wie ein kleiner Junge.
»Wow! Hast du gehört, was er gesagt hat? Dass die Magie einen aufzehren kann? Das habe ich noch gar nicht gewusst. Du etwa?«
»Penny«, sagte Quentin. »Erstens: Ich finde deine Frisur bescheuert. Und zweitens: Ich weiß nicht, wo du herkommst, aber wenn du jemals irgendetwas tust, wodurch ich zurück nach Brooklyn geschickt werde könnte, werde ich dir nicht nur die Nase brechen. Ich werde dich umbringen, das schwöre ich dir.«
DIE PHYSIKER
Sechs Monate später, im September, verbrachten Quentin und Alice den ersten Tag ihres Dritten Studienjahres draußen vor einem kleinen, quadratischen viktorianischen Außengebäude etwa eine halbe Meile vom Haus entfernt. Es war ein Beispiel wahrhaft exzentrischer Architektur, ein Miniaturhaus komplett mit Fenstern und Giebeln, weiß mit einem grauen Dach. Vielleicht war es einmal eine Dienstbotenwohnung, ein Gästehaus oder ein etwas zu groß geratener Gartenschuppen gewesen.
Auf dem First drehte sich eine Wetterfahne aus Gusseisen in Form eines Schweins, die grundsätzlich in eine andere Richtung zeigte, als der Wind wehte. Quentin versuchte, durch die Fenster zu gucken. Er sah nichts, glaubte aber, Fetzen einer Unterhaltung aus dem Inneren zuhören. Das Cottage stand am Rande einer großen Heuwiese.
Es war später Nachmittag. Der Himmel war blau und die frühe Herbstsonne stand noch hoch. Es war windstill und ruhig. Ein verrostetes Schneidewerk stand halb von dem hohen Gras verdeckt, das es einst abgemäht hatte.
»Das ist doch Mist. Klopf noch einmal.«
»Nein, jetzt bist du dran«, entgegnete Alice und nieste heftig. »Ich habe jetzt schon zwanzig … zwanzig …«
Wieder musste sie niesen. Sie litt unter Heuschnupfen.
»Gesundheit.«
»… zwanzig Minuten lang geklopft. Danke.« Sie putzte sich die Nase. »Die sind da drin, die machen nur die Tür nicht auf.«
Wieder musste Alice niesen.
»Was sollen wir deiner Meinung nach machen?«
Quentin überlegte einen Moment.
»Keine Ahnung«, sagte er. »Vielleicht ist es ein Test.«
Nach den Abschlussprüfungen im Juni waren die zwanzig Studierenden des zweiten Studienjahres einer nach dem anderen durch den P.Ü.-Raum geschleust worden, wo sie ihre Disziplinen zugewiesen bekamen. Die Sitzungen waren für jeweils zwei Stunden
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