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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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zu zergliedern. Der Haupttrick, so erfuhr Quentin, bestand darin, die Unterschiede in der Körpermasse abzuleiten, zu lagern und wieder umzulagern. Sie verbrachten einen sehr lustigen Nachmittag als Eisbären. In einer Herde wanderten sie täppisch über den kompakten Schnee. Spielerisch schlugen sie mit ihren riesigen gelben Tatzen nach einander, geschützt von dicken Schichten Pelz, Haut und Fett. Ihre Bärenkörper fühlten sich unbeholfen und schwer an, und dauernd kippte einer aus Versehen seitwärts um und kugelte auf den Rücken. Große Heiterkeit.
    Niemand mochte ihn, aber es stellte sich heraus, dass Mayakowski zumindest kein Schwachkopf war. Er konnte Dinge tun, die Quentin in Brakebills nie gesehen hatte, Zauberstücke, die seiner Meinung nach seit Jahrhunderten nicht mehr gezeigt worden waren. Eines Nachmittags demonstrierte er – erlaubte ihnen aber nicht, es nachzumachen – einen Zauberspruch, der den Fluss der Entropie umkehrte. Er zerbrach einen Glasglobus und setzte ihn dann ordentlich wieder zusammen, wie in einem Film, den man rückwärts laufen lässt. Er ließ einen Heliumballon platzen, klebte ihn anschließend wieder zusammen und füllte ihn mit den Heliumatomen, die ursprünglich darin gewesen waren, wobei er diese in einigen Fällen aus den Lungen der Zuschauer ziehen musste, die sie eingeatmet hatten. Mitleidlos tötete er eine Spinne mit Kampfer und erweckte sie dann wieder zum Leben, die Stirn gerunzelt vor Anstrengung. Quentin beobachtete das arme Ding, das auf dem Tisch im Kreis herumrannte, hoffnungslos traumatisiert. Verwirrt huschte es hierhin und dorthin und zog sich schließlich in eine Ecke zurück, zusammengekauert und zuckend, während Mayakowski zu einem anderen Thema überging.
    Eines Tages, nachdem ungefähr drei Monate des Semesters vergangen waren, verkündete Mayakowski, dass sie sich am Nachmittag in Polarfüchse verwandeln würden. Eine seltsame Wahl – sie hatten sich bereits in verschiedene Säugetiere verwandelt und es war nicht schwieriger, als zu einer Gans zu werden. Doch warum sollten sie sich herumstreiten? Ein Polarfuchs zu sein, so zeigte sich sofort, war wirklich ein Riesenspaß! Sobald die Transformation abgeschlossen war, raste Quentin auf seinen vier leisen Pfoten über das Schneefeld. Sein kleiner Körper war so schnell und leicht und seine Augen so nah am Boden, dass es sich anfühlte, als würde er einen Hightech-Jet tief über das Gelände fliegen. Winzige Kämme und Schneekrumen ragten auf wie Berge und Felsen. Er sprang darüber, schlug Haken um sie herum und flitzte durch sie hindurch. Als er zu wenden versuchte, war er so schnell, dass er in einer Wolke von aufgewirbeltem Schnee um die eigene Achse schleuderte. Der Rest des Rudels stürzte sich fröhlich auf ihn, jaulend, kläffend und schnappend.
    Es war ein unglaublicher Ausbruch kollektiver Freude. Quentin hatte vergessen, dass er zu diesem Gefühl überhaupt fähig war, so wie ein verirrter Höhlenforscher glaubt, dass es das Sonnenlicht überhaupt nicht gibt, sondern nur eine grausame Fiktion ist. Sie jagten sich gegenseitig, umkreisten sich übermütig, hechelten, wälzten sich und machten verrückte Faxen. Komisch, dachte Quentin in seinem dummen kleinen Miniaturfuchsgehirn, wie er auch in Fuchsgestalt noch jeden automatisch wiedererkannte. Der mit den Raffzähnen war Eliot. Das mopsige Kerlchen war Josh. Das kleine, seidige Exemplar mit den großen Augen war Alice.
    Aus dem wilden Getümmel ergab sich spontan ein Spiel. Irgendwie ging es darum, ein Stückchen Eis mit Pfoten und Nase so schnell wie möglich anzuschieben. Darüber hinaus waren die Spielregeln nicht sehr eindeutig, aber sie hieben wie wild auf das Eisstück ein, stießen den weg, der es gerade hatte, und schoben es weiter, bis sie von einem anderen weggeschubst wurden.
    Die Augen eines Polarfuchses waren nicht unbedingt die schärfsten, aber sein Geruchssinn war unglaublich fein. Quentins neue Nase war geradezu ein sensorisches Meisterwerk. Sogar mitten in der Balgerei konnte er seine Kommilitonen am Fellgeruch erkennen. Dabei überlagerte zunehmend ein bestimmter Duft die anderen. Es war ein scharfer, stechender, skunkähnlicher Moschusgeruch, der einen Menschen wahrscheinlich an Katzenpisse erinnert hätte, auf einen Fuchs aber wie eine Droge wirkte. Alle paar Augenblicke erreichte ihn ein Hauch, und jedes Mal lenkte er ihn ab und riss ihn herum wie einen Fisch an der Angel.
    Irgendetwas geschah mit dem Spiel. Es wurde

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