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Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Titel: Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kolja Alexander Bonke
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stellt
Xian
folgerichtig fest.
     
    Einige Sequenzen später sieht sich van Damme, ausgestattet mit der Figur seines Lebens und einem knappen Lendenschurz, erneut der widerspenstigen Palme gegenüber. Nach einigen Schienbeintritten wird wieder abgebrochen.
     
    "Dann nimm deine Sachen und verlass mein Haus."
     
    Ganz schön humorlos, der Meister.
     
    „Du willst es nicht lernen.“
    „Soll ich mir etwa das Bein brechen?“
    „Dein Bruder. Hast du das vergessen?“
     
    Spätestens, wenn van Damme dann wie von Sinnen auf die arme Palme eindrischt, bei jedem Tritt völlig irre „willst du das, willst du das!“ in Richtung seines Meisters schreit und mit beeindruckendem Fratzenfasching Kleinholz aus seinem bisherigen Angstgegner macht, schießen mir die Tränen in die Augen. Das sind Emotionen!
     
    Da fällt mir ein: Als ich diese 80er-Offenbarung das letzte Mal gesehen habe, muss meine Ex-Freundin dabei gewesen sein. Wahrscheinlich einer der letzten Abende, an dem ich sie gesehen habe. Etwas gewundert hat sie sich damals über meinen Gefühlsausbruch, sie kannte mich wohl so nicht. Tja, ich heule eben bei
300
,
Rocky
oder
Karate Tiger 3
, sie bei
Titanic
oder
Der seltsame Fall des Benjamin Button
. Nicht der einzige Unterschied zwischen uns.
     
    Ich nenne sie übrigens nie beim Namen, sie heißt für mich nur „meine Ex“. Wir sind total frisch getrennt — höchstens einige Jahre. Allein ihr Name würde mich wahrscheinlich immer noch aus der Bahn werfen …
     
    Es ging am Ende nicht mehr mit ihr, aber es ging auch kaum ohne sie. Wenn wir fest zusammen waren, lief es schlecht. Vom Stempel „feste Beziehung“ fühlten wir uns erdrückt, vielleicht waren wir einfach zu freiheitsliebend.
     
    Während der zahlreichen Trennungen ging es dagegen meist gut, wir konnten kaum eine Woche ohne einander und landeten schnell wieder bei gemeinsamen Aktivitäten und im Bett. Dieses plötzlich völlig freiwillige Zusammensein ohne jeden Zwang war ein tolles Gefühl. Gleichzeitig dieser wohltuende gesunde Anreiz, dem Anderen etwas bieten zu müssen und sich nicht mehr hängen zu lassen wie in der Beziehung.
     
    Dann eroberte die feste Verbindung Stück für Stück ihre Macht zurück — und es ging wieder abwärts. Dann Schluss, und alles wieder von vorn. Bis irgendwann gar nichts mehr ging und eine schmerzhafte und schier endlose, aber letztlich endgültige Trennungsphase eingeläutet wurde.
     
    In dieser Phase wurden unterschiedlichste Beziehungsmodelle ausprobiert und alles Mögliche versucht. Zwei Menschen, die die absurdesten Varianten zur Schmerzvermeidung durchspielten.
     
    Irgendwann war ich an einem Punkt, an dem ich mich zwischen drei Alternativen entscheiden musste: Erstens der totale Kontaktabbruch — erschien damals undenkbar, nicht durchzuhalten, geradezu tödlich. Zweitens eine von mir forcierte Neuauflage der Beziehung — wenig erfolgversprechend, um nicht zu sagen aussichtslos. Die dritte Möglichkeit, zu der ich praktisch gezwungen war:
     
    „Wir sehen uns ab jetzt als Dates. Du bist für mich ein Date, genau wie Jimmy und Timmy.“
     
    Machen wir uns nichts vor, sie saß nicht nur zu dieser Zeit am längeren Hebel. Und ich wünschte Jimmy und Timmy die Pest an den Hals, ich hasste die Typen.
     
    In der Folgezeit spielte sie jede Menge lustige Spielchen mit mir — wie zum Beispiel da-bin-ich-schon-verabredet-aber-danach-vielleicht und dann ich-lass-dich-auf-meinen-Anruf-warten. Meist wartete ich vergebens.
     
    Alles Frechheiten, auf die nicht nur Dating Coaches geeignete Konter und Antworten kennen. Eine dieser Maßnahmen: Sich mit anderen Frauen beschäftigen.
     
    Um emotional von meiner Ex wegzukommen, habe ich alles versucht. Erst habe ich es mit attraktiven Frauen probiert. Erektionsprobleme — ob im nüchternen oder volltrunkenen Zustand. Dann mit weniger attraktiven. Schließlich sind diese tendenziell hingebungsvoller, spannender und besser im Bett, weil sie sich nicht alleine auf ihre körperliche Anziehungskraft verlassen können.
     
    Es half alles nichts.
     
    Meine Erektionsprobleme wurde ich nicht mehr los. Und schon steckte ich bis über die Gürtellinie im Schlamassel.
     
    ♫
„If you’re havin’ girl problems I feel bad for you son
    I got 99 problems but a bitch ain’t one“
    (Jay-Z — 99 Problems)
     
    Ich erinnere mich an ein Mädchen von damals, das wenig attraktiv war, dafür aber nicht besonders schlank. Oder schlau. Fellatio zählte nicht zu ihren Stärken,

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