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Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Titel: Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kolja Alexander Bonke
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andere venusische Künste auch nicht. Mein kleiner Kumpel schaffte kaum einen 45°-Winkel.
     
    Als ich nachts nach Hause lief, versuchte ich krampfhaft, meine rechte Hand möglichst weit weg von meiner Nase zu halten. Nicht genug, dass mir wirklich nicht gut war: Aus einem offenen Fenster drang
Nu-Metal
der 90er.
     
    ♫
„I did it all for the nookie, come on, the nookie …“
    (Limp Bizkit — Nookie)
     
    Mein Gott, wie ich
Limp Bizkit
schon immer gehasst habe, aber der Text passte irgendwie. Bekam den Song nicht mehr aus dem Kopf, bis mich ein übertrieben beschleunigender
Porsche
fast überfuhr.
     
    „Kleiner Penis“, urteilte ich reflexartig.
     
    Kurz darauf zuckte Neid auf, als ich mir vorstellte, dass der Kerl einen
Porsche
haben könnte und einen großen und möglicherweise sogar funktionierenden Dödel!
     
    Ich dachte an mich und stellte rasch die Unterschiede fest:
     
    „Kein
Porsche
, aber dafür bin ich ein großer Dödel!“
     
    Meine Form des Penisneids war geboren.
     
    Einige schlafende Penner später flog mir eine faustgroße Hummel an die Oberkante meiner Unterlippe, schaute kurz rein und flog wieder aus mir raus. Das Ding zu verschlucken wäre nicht glimpflich ausgegangen, Glück gehabt. Der
Porsche
-Schniedel war mir mittlerweile egal.
     
    Das Mädchen, das ich an diesem Abend besucht hatte, schrieb noch Wochen später eine SMS, warum ich sie nicht mehr besuchte. Ich meinte, ich wolle meine Ex zurück.
     
    Mindestens 4 Vorteile hatte diese Aussage: Erstens war es die Wahrheit. Zweitens ließ sie mich damit in Ruhe. Drittens war es für sie eine verständliche und nicht verletzende Begründung. Und der vierte und wichtigste Punkt: Sie würde mich, wenn sie mich mit einem anderen Mädel sehen würde, nicht einmal grüßen, weil sie es für meine angebetete Ex-Freundin halten würde. Davor hätte ich am meisten Angst gehabt.
     
    Sie wünschte mir viel Glück mit meiner Ex. Total nett.
     
    Um meine Erektionsprobleme loszuwerden, konnte mir irgendwann nur noch ein Profi helfen. Der Urologe begutachtete mich sekundenlang und diagnostizierte lachend:
    „Das ist ein Kopfproblem, sonst nix. Aber ich kann Ihnen da was verschreiben …“
     
    An diesem Tag begann meine Abhängigkeit von Potenzmitteln. Die Firma
Pfizer
muss ein kleines Vermögen an mir verdient haben.
     
    Mit dem Kopfproblem hatte der Onkel Doktor schon recht, so viel war auch mir klar. Meine kaputte Rübe ist schließlich immer das Problem gewesen, auch bevor ich meine Ex-Freundin überhaupt kannte. Ohne einen besonderen Kick war es immer schon schwierig für mich …
     
    Auf eine Klassenfahrt nach Italien fuhr ich Ende der 90er ohne größere Erwartungen. Abgesehen von ausufernden Besäufnissen und den verrücktesten Geschichten aller Zeiten war mit nichts Außergewöhnlichem zu rechnen. Ich war fest und vermeintlich glücklich vergeben und saß völlig entspannt in einem der klapprigen kleinen Busse, die wir uns organisiert hatten. Schon auf der Hinreise wurde palettenweise Dosenbier konsumiert und in
Punica Superschluck
Flaschen während der Fahrt wieder abtransportiert. Ein Kumpel schwärmte mir von einem Mädchen vor, das in einem der anderen Busse saß. Er sah sich auf gutem Weg bei ihr, ich sah ständig ihre Blicke in meine Richtung. Zwei Tage später auf der Veranda unseres Ferienbungalows trafen sich ihre und meine Blicke erneut. Wir saßen uns in einer Gruppe von lärmenden Oberstufenschülern gegenüber, die mit einem Mal immer leiser wurden. Jedenfalls für uns …
     
    Es fühlte sich an, als würde uns plötzlich eine schalldichte Luftblase umgeben. Die tobende Umgebung wurde nur noch schemenhaft wahrgenommen. Absolut regungslos saß ich da, klammerte mich an meine Dose Bier, gefangen genommen von glitzernden blauen Augen, die vor Sex sprühten. Minutenlang ging das so, wie in Trance.
     
    Irgendwann nahmen die ersten Mitschüler Notiz von unserem Zustand, ein bierseliges Raunen wurde immer lauter, dann Gelächter, irgendwann sogar Applaus, der nur langsam verebbte.
     
    Als wir uns irgendwann voneinander lösten, war mein Schoß voller Blut — meine Bierdose hatte mir ein Loch in die Hand geschnitten.
     
    Schuld an diesem Feuer zwischen ihr und mir war der Reiz des Verbotenen. Ich war vergeben, sie hin und wieder mit unserem gemeinsamen Kumpel beschäftigt. Meiner Ansicht nach gibt es nur wenige Menschen auf der Welt, für die dieser Reiz einen größeren Antrieb darstellt als für mich.
     
    Nach diesem

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