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Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Titel: Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kolja Alexander Bonke
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darum gebeten hätte, erklärt er mir bereitwillig, was es mit
Pimp Game
auf sich hat.
     
    Vereinfacht gesagt: Es ist die Art eines erfolgreichen Zuhälters, mit den sorgfältig ausgewählten Frauen umzugehen. Dazu muss er vor allem Reichtum und Schutz bieten können. Das ist aber nicht alles: Sofern er diese Frauen ohne Gewalt dazu bringen will, für ihn anschaffen zu gehen, braucht er massenhaft psychologisches Gespür. Eine Möglichkeit ist, niemals zuzulassen, dass sie sich für das, was er für sie tut, revanchieren können. Sie werden versuchen, den Wert, den er für sie hat, in irgendeiner Form zurückzuzahlen. Menschen haben das Bedürfnis, sich zu bedanken, wenn jemand ihnen Gutes tut. Wenn der Wohltäter das nicht zulässt, tun viele Menschen immer mehr, um ihre Dankbarkeit zu zeigen. Bei manchen Frauen kann das sehr weit gehen …
     
    Nach diesem erhellenden Rotlicht-Exkurs führe ich meinen Rundgang fort. Feierbiests Kuriositätenkabinett hat schließlich noch einiges mehr zu bieten.
     
    In einem Zimmer mit von außen kaum sichtbarer Tür kümmert sich ein Mann mit seinem Unterarmstumpf um die hysterischen Attacken einer älteren Dame. Scheint zu wirken, nach der Behandlung ist sie ganz ruhig.
     
    Die großzügig geschnittene Küche ist Schauplatz von gleich zwei verschiedenfarbigen Varianten flotter Dreier mit insgesamt sechs beteiligten Personen unterschiedlicher ethnischer Herkunft: Links
Milchschnitte
, rechts
Hanuta
. Mein Appetit auf Süßes ist im Moment allerdings gering.
     
    Dann lande ich endlich im Raucherzimmer. Natürlich werden hier nicht nur Zigaretten geraucht. Würde sich sonst vom Rest der Villa auch kaum unterscheiden. Nein, hier werden hemmungslos und ungeniert alle erdenklichen Arten von Rauschmitteln konsumiert.
     
    Wie immer passt auch hier die musikalische Untermalung hervorragend:
     
    ♫
„Pussy poppin' acid-droppin' dope-headed guy
    Heroine mescaline pencil leads wanna try“
    (D12 — Purple Pills)
     
    Werde von einer attraktiven Dame im Hosenanzug zu einer Runde
Speed
eingeladen. Bin ich ja eigentlich kein großer Fan von —
Speed
ist wie Koks für Arme und völlig geistlos. Ohne das kreative Feuer und den furiosen Größenwahn. Nun, die nette Gesellschaft macht einiges wett.
     
    Mein Zustand — mittlerweile jenseits von Gut und Böse. Ich lasse den Hosenanzug sitzen und mich von Zimmer zu Zimmer, Gesprächspartner zu Gesprächspartner und Droge zu Droge treiben. Willenloser als ein Stück morsches Holz in einem reißenden Fluss.
     
    Bleibe schließlich in einem dunklen Flur bei einem Mädel hängen. Ihre Zunge in meinem Ohr verrät mir, dass ich bei ihr auf große Begeisterung stoße. Umgekehrt hält sich die Euphorie in Grenzen. Irgendwie sieht sie aus wie ihre eigene Mutter, ohne dass ich diese jemals gesehen hätte. Außerdem kenne ich meinen Körper einfach zu gut: Harter Einsatz von harten Alkoholika und harten Drogen kostet mich Härte meiner Erektion, um die es schon von Haus aus nicht allzu gut bestellt ist — besonders bei fremden Frauen. Ich würde mich ihren körperlichen Annäherungen am liebsten verweigern, bin aber körperlich nicht annähernd dazu in der Lage. Sie zieht mich in eine Besenkammer und schließt die Tür ab. Mit letzter Kraft greife ich in die Hosentasche, schlucke trocken zwei
Viagra
und lasse theatralisch die Hosen fallen. Sehe dabei noch erstaunlich gut aus, wie ich finde.
     
    Sie erkennt schnell, dass hier Aufbauarbeit geleistet werden muss. Sie geht in die Hocke und beginnt mit Fellatio und Teebeuteln. Beim Teebeuteln werden so viele Hoden wie möglich in den Mund genommen. Leider ist das ganze Päckchen dann doch eine Nummer zu groß für sie. Stattdessen lutscht sie an meinen Varikozelen herum, einem gewaltigen Konglomerat von Krampfadern im Hodensack. Dachte früher immer, ich hätte Hodenkrebs. Dabei sind Varikozelen weit verbreitet und relativ harmlos.
     
    Meine Wünschelrute erreicht bestenfalls die Konsistenz eines Wiener Würstchens und Sex im Stehen ist viel zu anstrengend. Wir sinken auf den Boden und praktizieren die klassische Missionarsstellung, als mir ein kleines Missgeschick passiert: Während mir der Orgasmus verwehrt bleibt, ejakuliert mein in den letzten Wochen immer weiter aufgequollener Abszess am Oberschenkel. Ich hatte schon gedacht, wir wären mittlerweile unzertrennlich. Da scheine ich mich getäuscht zu haben, mit einem lauten Knacken schießt eine heiße Ladung Eiter über ihren Bauch, ihre Brust und

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