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Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Titel: Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kolja Alexander Bonke
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etwas lauter, mein Gin Tonic zittert mit. Textlich könnte sie nicht passender sein:
     
    ♫
„Disco Disco 9/11
    Aufgestylte Triebe
    Bitches tanzen auf der Bar
    Dunkle, dunkle Liebe
    Discoglanz im Haar …“
    (Splatterdandy — Disco 9/11)
     
    Zur Szenerie passende Musik ist die halbe Miete einer guten Party, glaube ich.
     
    Bei berstenden Bässen betrachte ich die berühmt-berüchtigte Darbietung der Busenburka: Eine von Feierbiests üppigsten Freudenspenderinnen erfreut in einer Spezialburka das größtenteils männliche Publikum. Das schwarze Gewand verhüllt alles —

mit Ausnahme der Augen und der gewaltig ausgebildeten sekundären Geschlechtsmerkmale obenrum.
     
    Mittlerweile lässt die Wirkung von Kokain und Ecstasy nach, dafür schlägt der Alkohol voll durch. Ich stehe hackedicht inmitten dieser Freak- und Peepshow herum und nuckle an einem frischen Wodka Soda, als die Burka auf der Bühne zielsicher auf mich zu tänzelt. Lasziv-bedrohlich kündigt sich das Unheil an, dann wird mir voluminöses weiches Gewebe ohne Vorwarnung ins Gesicht gedrückt. Gegenwehr ausgeschlossen. Massen an Fett, Drüsen und Haut drücken mir gegen Mund und Nase. Plötzlich bekomme ich keine Luft mehr, dafür jede Menge Panik. Mein Drink geht zu Boden, ich reiße mich los und kämpfe mich durch den weißen Fleischvorhang. Meine Beine rennen davon, tragen mich bis vor die Tür und hindern mich am Umkippen, während ich mich lauthals auf den Grünflächen der Villa übergebe. Nach dem ersten Schwall falle ich in Zeitlupe auf die Knie, trenne mich schweren Magens auch von der zweiten Hälfte Pizza Tuna mit Ananas und übertöne damit mühelos die Gartenbeschallung der Zuhälterhütte:
     
    ♫
„Again love has knocked me down“
    (Deborah Cox — Nobody's Supposed To Be Here)
     
    Ja, ich hoffe wirklich, dass hier draußen niemand ist, der diese Aktion mitbekommt. Schrecklich unsouverän. Kaugummi rein und schnell zurück ins Haus.
     
    Wähle der Abwechslung halber einen anderen Eingang, um zurück zur Party zu gelangen. Stehe unvermittelt in einem schlecht beleuchteten Wintergarten, in dem sich unerhörte Dinge abspielen. Vor mehreren männlichen Zuschauern scheint sich ein Kandidat wie ein Schneekönig auf eine Handentspannung zu freuen, nervös zupft er an seinem Zupfinstrument. Nicht irgendeine Handentspannung, wie mir einer der Umstehenden bereitwillig erklärt. Dieser Gourmet-Handjob würde angeblich von einer Parkinson-Patientin verabreicht, die mit ihren Händen schneller sei als jede Rüttelmaschine …
     
    Erinnert mich an Anne Hathaway in
Love & Other Drugs
. Den Film mag ich irgendwie. Die Szenerie hier ist dagegen nicht so ganz mein Ding.
     
    Ich stolpere aus dem Wintergarten in einen Flur und pralle mit dem Gesicht gegen einen Bauch. Feierbiests Bauch. So groß hatte ich Feierbiest und seinen Spiegeleierbauch nicht in Erinnerung. Um die eigenen Eier zu sehen, braucht der wirklich einen Spiegel!
     
    Mein Kopf prallt an seinem Bauch ab wie von einem Gymnastikball. Vom Rückstoß leicht benommen verpasse ich deshalb die ersten Sätze, die der Gastgeber der Feier in freundlichem Schwäbisch an mich richtet.
     
    „… die Weiber interessiert nur, ob der Beutel voll isch.“
     
    Ja, ne, is klar, so ohne Zusammenhang. Welcher Beutel denn jetzt?
     
    Feierbiests vier Zentner verteilt auf zwei Meter Höhe stecken in einem Anzug von
Dolce & Gabbana
. Figur wie Bud Spencer, Haut wie Dieter Bohlen. Seine Fettarme sind wirklich alles andere als fettarm. Ein Mann wie ein Turm aus Maultaschen und Kässpätzle, das Gesicht teigiger als jeder Pfannkuchen. Der rote Hemdkragen ist unter dem Hals nur zu erahnen.
     
    Dann erzählt er mir von einem Besuch im Swinger-Club:
     
    „Guad, i bin do a bisle kaschdemäßig rumglaufe, da hot oiner bled kuggd. Der hot gloi oine gfange.“
     
    Mit einiger Verzögerung gelingt es mir, seine Rede zu übersetzen:
     
    „Na gut, ich bin dort — im Swinger-Club — so breit herumspaziert, wie ich eben bin. Einer hat komisch zu mir herüber gesehen. Der hat dann gleich eine Ohrfeige kassiert.“
     
    Bis jetzt macht Feierbiest allerdings einen sehr friedlichen Eindruck. Mittlerweile scheint er schon wieder das Thema gewechselt zu haben:
     
    „Die Durchblutung von denne Ungarinne isch oifach formidabel.“
     
    Das war ja fast Hochdeutsch.
     
    Neben Ungarinnen steht Feierbiest auf Gangster-Rapper wie
Snoop Dogg
. Von ihm hätte er das
Pimp Game
gelernt, meint er. Ohne dass ich explizit

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