Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman
mimosenhaft empfindlich gewesen. Auf Alkohol oder Drogen oder nach Drogenexzessen wie gestern sowieso. Dazu eine fast völlig fremde, ein oder zwei Stunden alte Bekanntschaft und fertig ist die anlassgebundene Impotenz. Schon nach dem Ende einer Beziehung brauche ich gewöhnlich Ewigkeiten, um mich voll auf neue Geschlechtspartnerinnen einlassen zu können — und dann die Geschichten, die mir in letzter Zeit passiert sind … Mein Gott, was erwarte ich denn eigentlich?
Okay, das Thema Sex kann ich wohl endgültig abhaken.
Triefäugig und depressiv laufe ich von Bornheim nach Hause.
Alles erinnert mich wieder an meine Ex-Freundin und wie ich damals versucht habe, von ihr wegzukommen. Wie meine Impotenz mit fremden Frauen das Loslassen anfangs schier unmöglich machte. Da ging es nicht mehr nur um Liebesgefühle, sondern um Geilheit. Wenn man nur mit einer einzigen Frau auf der Welt Sex haben kann, fällt die Auswahl nicht mehr allzu schwer. Wenn die sich dann aber unwillig zeigt und ihren Trumpf eiskalt ausspielt, wird die Sache haarig. Man läuft leicht Gefahr, diese Frau zur Sexgöttin hochzujubeln …
Sex mit ihr wird zur Droge und jedes Treffen verstärkt die Sucht. Ähnlich wie ein Junkie: Eine Stunde high, der Rest des Tages auf Entzug. Ich habe nie Heroin gespritzt, aber so ähnlich stelle ich mir das vor. Sich H in die Vene zu jagen, soll eine der eindrucksvollsten Erfahrungen sein, die möglich sind. Leider viel zu gefährlich — Abhängigkeit ist vorprogrammiert. Genau wie von Sex mit meiner Ex-Freundin.
Ein paar Küsse bei einem abendlichen Café-Besuch genügten und mein kleiner Kumpel sprengte beinahe meine Skinny-Jeans. Wenn sie ihn daheim auspackte und nur einige Male wie zufällig berührte, kotzte er bereits fast vor lauter Vorfreude. Der Rest einer solchen Nacht war geprägt von ekstatischem Austausch von Körperflüssigkeiten — so erschreckend intensiv, dass die bloße Erinnerung daran wahrscheinlich für den Rest meines Lebens als Anheizer herhalten wird.
Ja, Sex kann wirklich zu gut sein. So gut, dass sie mich damit abrichten konnte. Fertig ist das Hündchen. Und wenn das Hündchen nur den kleinsten Windhauch ihres Geruchs aufnahm, wedelte es bereits mit dem Schwanz. Ich vermute, Hörigkeit ist das Wort, das hier zutrifft.
Ich erinnere mich an meine
Facebook
-Sucht, die ich entwickelte, nachdem ich den Kontakt abgebrochen hatte.
Facebook
war ständig geöffnet, weil ich auf eine Nachricht von ihr wartete. Die Nachricht, dass sie mich unbedingt zurück wolle. Oder so was Ähnliches. Egal woran ich am Rechner arbeitete, mein Blick wanderte am Bildschirm ständig nach links unten — und bei der Anzeige
(1)
für eine eingegangene Message beschleunigte mein Herzschlag wie ein Gepard. Von ihr kam allerdings nie eine.
Natürlich stalkte ich auch was das Zeug hielt. Anhand ihrer Onlinezeiten im
WhatsApp Messenger
rekonstruierte ich mittels
iPhone
ihren Tagesablauf. Nie zuvor hatte ich solche Eifersucht verspürt — beispielsweise auf gut aussehende neue
Facebook
-Freunde von ihr. Und man möge mir glauben, ich bin nicht der eifersüchtige Typ. Mein Kopfkino zeigte schmuddelige Schmuddelfilmchen mit jedem einzelnen dieser Typen — und meiner Ex in der weiblichen Hauptrolle.
Als Dating Coach erklärt man seinen Klienten, dass Eifersucht meist zwei Gründe hat: Ein langweiliges Leben und mangelndes Selbstwertgefühl. Nun ist beides bei mir nicht wirklich der Fall. Meine Eifersucht beruhte hauptsächlich darauf, dass ich unter vollkommener Alternativlosigkeit litt.
Meine Impotenz bei anderen Frauen verstärkte meine Eifersucht auf perfide Weise: Ich bekam das Gefühl, dass alle um mich herum und insbesondere sie ständig am Rumvögeln wären. Ich begann, sie und ihre Affären zu hassen und verfluchte sie in jeder Stunde, die ich bei Bewusstsein war. Dank ausgiebigem Alkohol- und Medikamentenkonsum wurden diese allerdings immer weniger.
♫
„My heart is broke
But I have some glue
Help me inhale
And mend it with you“
(Nirvana — Dumb)
Gespräche mit ihr liefen meist eher ungünstig für mich.
„Meinst du nicht, dass dein Männerverschleiß langsam etwas ausufert?“
„Ach ja? Und wie hoch wäre dein Frauenverschleiß, wenn du so könntest, wie du gerne würdest?“
„Auch dann würde ich mich nicht aufführen wie …“
„Wie was? Eine Schlampe? Ich dachte, Schlampen gäbe es gar nicht? Erzählst du doch ständig — zum
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