Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman
der Woche, nachts und bei bereits recht kühlen Temperaturen ist hier zum Glück nicht allzu viel los.
Immer wenn ich sie knapp unter den Achseln mit beiden Händen an das Gitter drücke und dabei fast hochhebe, wird sie laut. Sehr sexy. Und sie küsst wirklich gut.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie ganz langsam die Bullen vorbeifahren und aus ihrer Bullenkarre glotzen. Nein, keine Vergewaltigung, weiterfahren.
Wir knutschen und fummeln weiter herum wie ausgehungerte Teenager. Nur einer spielt nicht mit: Mein Schwengel. Er klinkt sich völlig aus und zeigt keinerlei Reaktion.
Nicht ohne Reaktion bleibt hingegen unsere öffentliche Darbietung, schließlich befinden wir uns an einer befahrenen Straße. Prolls in Prollkarren hupen, das Löwenmädchen präsentiert ihren wunderschönen Mittelfinger.
Wir werden wilder, als sich von rechts eine dunkle, gebückte Gestalt nähert. Langsam, dann immer schneller. Die Zunge in ihrem Mund auf Autopilot gestellt und die Augen bis auf schmale Schlitze geschlossen, habe ich den Mann genau im Visier. Mein Blick wandert auf den Boden und mir ist klar, was hier gespielt wird: Ihr
Louis-Vuitton
-Täschchen liegt achtlos neben uns …
Er duckt sich noch tiefer in den Schatten des Zauns, beschleunigt und ist nur noch fünf Schritte entfernt. Klein, dünn und flink ist er, trotzdem kommen mir seine Bewegungen wie in Zeitlupe vor. Ich fühle mich überlegen und sicher wie eine Fliege, die dank überragender Wahrnehmungsgeschwindigkeit den Schlag mit der Zeitung lange kommen sieht. Sie hat Zeit, sich noch mal genüsslich den Rüssel zu putzen und dann ganz gemächlich den Motor anzuschmeißen — um scheißcool die Fliege zu machen, während die Zeitung noch Ewigkeiten unterwegs ist. Der Typ hat offensichtlich keine Ahnung von der Fliege und ihrer guten Wahrnehmung, er scheint sich unentdeckt zu fühlen und hechtet optimistisch aus dem Schatten Richtung Tasche. Mit einem Mal wird er im Licht der Straßenbeleuchtung sichtbar, für eine halbe Sekunde während des Sprungs befindet sich sein ganzer Körper in der Luft. Er macht sich lang und länger und ich muss kaum mehr tun, als den Fuß auszustrecken und das Bein anzuspannen. Nase und Lippen klatschen in meine Sohle, das Profil gräbt sich in die Haut und schwupps, die Nasenscheidewand ist Matsch. Er bleibt benommen liegen, krümmt sich und besudelt den Boden. Scheine multitaskingfähiger zu sein als gedacht. Ich ziehe die Zunge aus dem Mund der erschrockenen Löwenmähne, bedeute ihr kurz zu warten und werfe einen Blick in das Gesicht unseres kleinen Freundes. Die Blutung ist gewaltig, man kann kaum etwas erkennen. Könnte minderjährig sein. Oder ein alter Mann. Er kommt mir nicht bekannt vor.
Ich drehe mich wortlos um, bis auf den leise wimmernden Taschendieb ist es plötzlich sehr still geworden. Kein Auto weit und breit, keine Vögel, keine Penner, nichts. Alles scheint erstarrt.
Ich küsse das Löwenmädchen wie Antonio Banderas Salma Hayek in
Desperado
küsst, nachdem er 24 Gangster erschossen hat. Währenddessen zuckt mein Würmchen kurz, wahrscheinlich weil es sich mit mir über den verhinderten Diebstahl freut. Dann fällt es wieder in Tiefschlaf.
Es ist Zeit zu gehen. Sie hängt sich das Täschchen über die Schulter und hakt sich bei mir ein. Schnell ins sichere Zuhause.
Mein Gott, ich liebe Studentinnen. Und ich liebe ihre Wohngemeinschaften. Haufenweise
IKEA
-Krimskrams überall, mehr oder weniger chaotisch angeordnet. Nie besonders ordentlich, aber nie so dreckig und eklig wie Männer-WGs.
Das Zimmer des Löwenmädchens ist gefühlte acht Quadratmeter groß, aber kuschelig. Es besteht fast nur aus Bett. Überall hängen Fotos von ihr, was durchaus nachvollziehbar ist: Wenn ich so aussehen würde, würde ich meine Bude auch mit meiner Visage tapezieren.
Das Bettzeug ist aus ägyptischer Baumwolle, ein Traum mit Dutzenden kleiner Kissen. Warum Frauenbetten häufig mehr als ein oder zwei Kissen enthalten, kann ich nicht sagen, aber hier gefällt es mir ganz gut.
Das Mädchen ist toll und die Rettung von Herrn
Vuitton
sorgt für allgemeine Hochstimmung — ich habe ihr wohl schwer imponiert. Leider muss ich trotzdem um eine vernünftige Erektion ringen. Dann, nach kurzem Kampf, Resignation auf allen Ebenen. Bums aus Nikolaus. Zwischen meinen Beinen ein Wurmfortsatz, tot und schlaff, funktionsloser als ein Blinddarm.
Okay, meine Erektion ist immer schon
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