Filmriss
ja keine andere Wahl.«
»Das ist meins.«
Karsten hört sich an wie ein bockiges kleines Kind und sieht plötzlich kreuzunglücklich aus.
Benny bringt Frieda den »Caipi«. Er kann nicht mehr ganz gerade gehen, konzentriert sich aber so, dass er keinen einzigen Tropfen verschüttet.
»Wunderbar«, sagt Frieda. »Und sogar ohne Eis, wie geordert. Ich danke dir, mein Guter.«
Sie spielt ihre Rolle wirklich perfekt.
»Du musst die grammatikalische Zeit beachten«, sagt sie zu Karsten. »Es war deins. Deutsche Sprache, verstehst du? Ist aber sicher auch nicht grad deine starke Seite, wie so vieles. Jetzt ist es unser Eigentum«, erklärt sie geduldig weiter, »denn du hast es hier angeschleppt. Damit haben sich die Besitzverhältnisse geändert. Womit wir in Windeseile von Grammatik zu Jura gewechselt wären.«
Karsten ist völlig überfordert.
»Von mir aus«, sagt er schließlich. »Trotzdem kann der Kleine mal was beisteuern, finde ich.«
»Und warum?« Frieda tritt ganz nah an ihn heran. So nah, dass er garantiert ihren Atem spürt. Sie ist einen ganzen Kopf kleiner als er und muss zu ihm aufschauen, wobei sie ihren engelsgleichen Augenaufschlag einsetzt. »Warum gerade er?«
»Warum nicht?«
»Warum nicht Marlon oder ich?«
»Ihn hab ich nicht eingeladen.«
Sie wendet sich ab, geht ein paar Schritte.
»Soll ich dir sagen, warum?«
Karsten reißt die Augen auf, als würde er auf ihre Worte warten wie auf ein Urteil.
»Weil du dich bei uns nicht traust. Bei ihm traust du dich. Ein echter Held! Aber weißt du was?«
»Nee.«
»Ich finde, du solltest dir lieber überlegen, was du von dir aus tun könntest, damit du zu uns gehörst.« Nach einer wohlberechneten Pause fährt sie mit unbewegtem Gesicht fort: »Zu deinem Kumpel Marlon gehörst du ja vielleicht. Ich weiß zwar nicht, wie das die anderen hier sehen, aber zu mir gehörst du definitiv nicht.«
Er würde gern etwas sagen, irgendwas Rettendes, aber ihm fällt ganz einfach nichts ein.
»Vielleicht darfst du ja auch zu uns gehören. Wenn du dich anstrengst und wir außerdem gnädig gestimmt sind. Oder sagen wir besser: sehr gnädig.«
Sie setzt sich, schlägt die Beine übereinander. Sie nippt an ihrem Caipi ohne Eis und betrachtet Karsten über den Glasrand hinweg. Gespannt auf die Reaktion, herablassend, amüsiert. Ihr Sessel wird zum Thron. Und das liegt nicht nur an der silbernen QUEEN auf ihrem Top.
»Die Mutprobe war doch deine Idee. Ich hab mir das jedenfalls nicht ausgedacht.«
Karsten sucht vergeblich Halt am Kicker.
»Ich meinte doch den d a …« Kraftlos deutet er in Richtung Steve.
»Das weiß ich«, sagt sie sanft, »aber er gehört doch schon zu uns, begreifst du das denn nicht?« Sie lacht amüsiert, bevor ihre Stimme urplötzlich zum Rasiermesser wird: »Er ist mein Cousin, verdammt, das reicht! Hier geht es um dich, Kassi.« Sein Name klingt nun wie eine Beleidigung. »Also, was hast du uns zu bieten ? – Was hast du mir zu bieten, Kassi?«
Alle Blicke wandern zu ihm.
16
Zum Glück ist die Rückbank in Karstens altem Ford ziemlich breit. Hinten kann man mit vier Leuten halbwegs bequem sitzen. Die Anlage im Auto ist an sich genial, im Zusammenspiel mit dem Wagen allerdings viel zu bombastisch. Aber es ist Karstens Auto, was soll man da anderes erwarten?
Marlon, Pulle wieder in der Hand, geht selbstverständlich zur Beifahrertür. Aber dann kommt Frieda, lächelt und schiebt ihn sanft nach hinten.
»Heute ist das mein Platz«, sagt sie.
»Und ich soll mich da hinten reinquetschen, oder was?«
»Nächstes Mal kannst du wieder nach vorn.«
Er zögert.
»Bitte.« Zuckersüß schaut sie ihn von unten herauf an.
Ich hoffe mit jeder Faser meines Körpers, dass er nicht auf sie reinfällt. Andererseits will ich, dass er neben mir sitzt, als o …
»Okay, Killer Queen«, sagt er. Es ärgert mich, dass er sie so nennt.
»Eben deswegen«, meint sie vielsagend.
Sie wirft ihm einen bedeutungsschwangeren Blick zu, der mir total auf die Nerven geht, dann setzt Marlon sich neben mich. Frieda hat es locker geschafft, dass ich mir vorkomme wie eine Notlösung. Am liebsten würde ich ... Irgendwie ist das einfach ihr Abend, dagegen komme ich nicht an. Frieda Killer Queen hat ihren Auftritt. Aber anfassen lass ich mich von Marlon nicht.
Die Fahrt dauert zum Glück nicht lange.
»Was wollen wir denn hier?« Marlon ist ebenso verblüfft wie ich, als wir auf den Werkstatthof rollen.
»Letztes Mal waren wir in deinem Reich«,
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