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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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ich jetzt sehen will. Schon durch sein bloßes Auftauchen zerstört er die zärtliche Stimmung, die eben noch da war. Beladen ist er mit jeder Menge Schnapsflaschen, natürlich, womit sonst?

15
    »Ich finde, du musst hier echt mal was bringen, wenn du zu uns gehören willst.« Karsten hat getrunken, langweilt sich und sucht ein Opfer. Steve ist wie immer das dankbarste Objekt, weil er sich nicht richtig wehren kann.
    »Seit wann gehörst du denn zu uns, Kassi?« Friedas Stimme klingt honigsüß. »Hab ich ja noch gar nicht mitgekriegt.«
    In Sekundenschnelle wird Karstens Gesicht vom Mozzarellabällchen zur überreifen Tomate. Frieda baut sich vor ihm auf. Vielleicht sucht auch sie ein Opfer. Ihr schwarzes Top ist ärmellos. Vorne steht in großen silbernen Buchstaben QUEEN drauf, hinten KILLER .
    »Na?«, spottet sie, »hat es dir die Sprache verschlagen?«
    »Lass ihn in Ruhe«, sagt Marlon. »Er ist mein Kumpel, auch wenn dir das nicht passt. Also gehört er zu uns.«
    »Du kannst mich.«
    Sie lässt Karsten stehen. Der wirkt plötzlich mindestens einen halben Meter kleiner als sonst. Frieda schlendert ganz gemütlich zum Kicker. Sie weiß, dass alle sie ansehen, und wackelt in ihrer engen Jeans wie verrückt mit dem Hintern. Dass sie diesen Hüftschwung draufhat, kann kein Mensch bestreiten.
    »Vielleicht«, sagt sie, »seid ihr beide ja auch schwul und Kassi gehört deshalb zu un s …«
    »Hey!«, zischt Marlon. »Das ist nicht witzig.«
    »Was regst du dich denn so auf?« Sie lächelt sanft. »Ich hab doch nichts gegen Schwule. In Berlin hatte ich zwei schwule Freunde, stell dir mal vor. Und die waren supersüß, die Süßesten von allen.«
    »Halt einfach die Klappe.« Marlon ist genervt.
    Frieda dreht ab und schlendert hin und her. Das alles hier ist jetzt nur noch ihre Show, nur noch ihre Bühne.
    »Benny, hast du mal eine Zigarette für mich?«
    Ohne Zögern holt er eine Selbstgedrehte aus der Tasche, zündet sie an und reicht sie ihr rüber.
    »Danke.« Sie lächelt ihm zu, als hätten sie damit den Pakt fürs Leben geschlossen. Benny bleibt am Kicker stehen, sie schlendert weiter. Die hohen Absätze ihrer neuen Stiefel klacken laut. Die Stiefel glänzen schwarz, die sind echt der Burner.
    »Aber zurück zu dir, Kassi. Ich darf doch Kassi sagen, oder? Karsten klingt so dröge. Findest du nicht?«
    »Nenn mich, wie du willst.« Er grinst. »Baby.«
    »Mal was ganz anderes, Kassi: Welche Aufgabe hattest du dir denn für den kleinen Steve so ausgedacht? Damit er endlich zu uns gehört? So wie du, meine ich.«
    Sie wirft Marlon einen vernichtenden Blick zu, der nimmt sich das nächste Bier. Frieda lässt nicht von Karsten ab. Steve steht mit geöffnetem Mund dabei, hört staunend zu. Er scheint ganz begeistert vom Auftritt seiner Cousine.
    Benny verkriecht sich still in eine Ecke, das macht er in letzter Zeit oft. Er ist mal wieder zugedröhnt, hat auch heute schon am Trichter gehangen. An seiner Zigarette nuckelt er wie an einem Schnuller.
    »Also, was soll er deiner Meinung nach machen? Spuck es endlich aus.«
    »Weiß nicht.«
    »Hab ich mir fast schon gedacht. Du weißt ja selten was.«
    »Bisschen was klauen oder so.«
    »Diebstahl?!« Frieda tut entsetzt. »Also, Kassi, nein wirklich. Wir stehlen doch nicht. Wo denkst du hin ? – Ach, Benny, würdest du so freundlich sein und mir einen kleinen Caipi mixen. Selbstverständlich wie immer ohne Eis.«
    Frieda wirft mir einen scharfen Blick zu. Der letzte Satz ist eine Anspielung darauf, dass wir keinen Kühlschrank und damit natürlich auch kein Eis haben. Und Caipirinha ohne Eis ist, wie jeder weiß, kein Caipirinha.
    Frieda tut fast so, als wäre es meine Hütte, nur weil ich den Schlüssel besorgt habe. Und als wäre es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die richtigen Geräte da sind. Natürlich ist das totaler Quatsch, aber so ist sie nun mal, und man kommt schlecht dagegen an. Benny springt hoch wie ein übereifriger Butler und stürzt sich auf die Flaschen.
    »Aber selbst wenn«, fährt Frieda fort, »was sollte er denn stehlen, mein lieber kleiner Cousin hier?«
    Sie streichelt Steve über den Kopf, was dem auch noch zu gefallen scheint. Wäre er eine Katze, würde er jetzt schnurren, so aber lächelt er nur.
    »Keine Ahnung. Bisschen was zu schlucken.«
    »Alkohol? Warum das denn? Hier steht doch nun wirklich genug herum. Seit Wochen sind wir zum Trinken gezwungen, wenn wir nicht in dem Zeug ersticken wollen.« Sie lacht laut. »Du lässt uns

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