Filmwissen
den Abenteurer Denys Finch-Hatton (Robert Redford) kennen, mit dem sie bald eine leidenschaftliche Liebe verbindet. Durch ihn lernt sie die Geheimnisse der Natur kennen, aber sein Freiheitsdrang führt ihn auch immer wieder fort von ihr. Schließlich kommt er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, während sie ihre Farm verliert. Wenn auch indirekt, so reicht doch auch dieser Film an das Herz der abenteuerlichen Welt, der unerfüllbaren Sehnsucht und des ewigen Widerspruchs zwischen dem nomadischen und dem sesshaften Leben.
«Jede Einstellung des Films atmet unerbittlich Größe. David Watkins’ hypnotische Bilder sprechen, nein sie schreien für sich. Jenseits von Afrika schwelgt in überwältigenden Gefühlen der Trauer und des Verlustes. In glutroten Sonnenuntergängen, grünen Dschungeln und atemberaubenden Steppenlandschaften findet sich ein Afrika, das sich nicht von der Zivilisation domestizieren lassen will und lieber zugrunde geht.» (Norbert Stresau)
Ein Seitenstück zu diesem Film ist die Fernsehproduktion A Shadow on the Sun ( Afrika, mein Leben/Im Schatten der Götter ; 1986/88, Regie: Tony Richardson), die Lebensgeschichte von Beryl Markham, einer Freundin von Tania Blixen, die die europäische Gesellschaft von Kenia durch ihren unkonventionellen Lebensstil durcheinanderbringt. Als Kind kommt sie mit dem Vater nach Kenia, und immer wieder treibt es sie dorthin zurück. Sie erlebt eine Reihe von mehr oder minder skandalösen Beziehungen. In England wird Beryl (Stefanie Powers) schließlich nach ihrer Affäre mit einem Prinzen von ihrem Mann geschieden und kehrt nach Kenia zurück, wo sie sich in den Fluglehrer Tom (Tim West) verliebt. Als dieser eine andere Frau heiratet, versucht sie, ihr Unglück dadurch zu meistern, dass sie die Herausforderung annimmt, den Atlantischen Ozean im Alleinflug zu überqueren.
Der tragische Kolonialist war der Held des Genres in den achtziger Jahren. Werner Herzog erzählt nach einem Roman von Bruce Chatwyn in Afrika eine seiner typischen Overreacher-Geschichten; Klaus Kinski spielt in Cobra Verde (1987) Francisco Manoel da Silva, der vom Rinderhirten in Brasilien zum Banditen, Goldsucher und schließlich zum Kolonialherren wird und einen schwunghaften Sklavenhandel betreibt. Man schickt ihn nach Dahomey, dessen irrer König jeden weißen Mann umbringen lässt. Da Silva versteht es freilich, ihn zum Verbündeten im Sklavenhandel zu machen. Dann aber wird er vom König gefangengesetzt und als Sklave gedemütigt. Von den Männern des nicht weniger irren Bruders des Königs wird er befreit, und der macht ihn zum Ausbilder einer Amazonen-Armee. Mit seinen Kriegerinnen überrennt Cobra Verde denn auch den Palast und wird zum Vizekönig von Dahomey. Am Ende, als die Weltgeschichte einen anderen Verlauf genommen hat, wird er von seinen brasilianischen Auftraggebern zum «Verbrecher» erklärt. Der schwarze König, der ihn nicht direkt töten will, nachdem das Geschäft mit den Sklaven weltweit geächtet wurde, versucht sich seiner schließlich zu entledigen, indem er ihn in den Wahnsinn treibt. Vergeblich versucht Cobra Verde zu fliehen.
Es ist nicht allzu schwer und ohne böse Absicht zu bewerkstelligen, in diesem Film durchaus kolonialistische und Herrenmenschen-Attitüden zu erkennen. Die Krux der europäischen und gewiss auch zum Teil amerikanischer Afrika-Filme zwischen abenteuerlicher Kolonialismus-Faszination, einschließlich eines hier deutlicher als gewohnt hervortretenden erotischen Aspekts, hat Herzog herbe Kritik eingebracht:
«Herzogs Betrachtungsweise der Schwarzen und ihrer Kultur – oder was er für schwarze Kultur hält – bleibt im Wortsinn oberflächlich. Es sind gestohlene Bilder auf der Leinwand, die von schwarzen Leibern wimmelt, Filmaufnahmen, die man wie Trophäen aus der Dritten Welt nach Hause bringt. Herzogs Massen-Hysterie erreicht ihren Höhepunkt mit dem Aufmarsch der Amazonen. Etliche hundert nackte junge Frauen, wie Rotkäppchen kostümiert, werden vom Comandanten Cobra Verde in der Kunst des Nahkampfes unterwiesen. Aber hier kippt der Film dann auch ins Lächerliche und erreicht doch nicht die gefährliche ästhetische Perfektion der Olympiade, die Leni Riefenstahl (Nuba!) vorexerziert hat.» (Rüdiger Schaper)
Bob Rafelson führte in Mountains of the Moon ( Land der schwarzen Sonne ; 1988) in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Er schildert die besessene Suche nach dem Ursprung des Nils, auf die sich der Wissenschaftler
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