Filmwissen
Francis Burton (Patrick Bergin), ausgelöst von der Legende des Fluss-Ursprungs in den Bergen des Mondes, und sein Reisegefährte, der junge John Haning Speke (Ian Glen), im Auftrag der Royal Geografic Society 1884 begeben. Die beiden erleben nicht nur Gefahren aller Art, Strapazen und Überfälle; die Konflikte zwischen den beiden so unterschiedlichen, von gegenseitiger Faszination wie von Konkurrenz getriebenen Männer spitzen sich auch so zu, dass alles in einer bitteren Feindschaft endet, als man glaubt, in einem See die Quelle des Nils gefunden zu haben. Burton scheint von tiefer Verehrung für die afrikanische Natur und Kultur geprägt, während Speke vor allem an den Reichtum denkt. Er ist es auch, der den Angriff der Eingeborenen provoziert.
Rafelsons Film entstand nach den Aufzeichnungen von Richard Francis Burton und dem biografischen Roman Burton and Speke von William Harrison, und noch mehr als der Autor idealisiert der Film seine Gestalten und lässt vor allem Burton, der in Wahrheit ein harrscher Rassist und Ausbeuter war, und die eigentlichen kolonialistischen Bedingungen des ganzen Unternehmens in ausgesprochen mildem Licht erscheinen.
Sehr viel böser und genauer zeichnet Michael Radford in White Mieschief ( Die letzten Tage in Kenya ; 1987) die koloniale Gesellschaft in Afrika und was aus ihr am sich abzeichnenden Ende ihrer Herrschaft geworden ist: Während das englische Mutterland unter den Bombardements der Deutschen im Jahr 1940 leidet, führt eine Gruppe Aristokraten in Kenia ein luxuriöses, ausschweifendes Leben mit Champagner, Kokain und Sex-Spielen. Der dekadente Frauenheld Josslyn Hay (Charles Dance) hat besonderes Vergnügen, verheiratete Frauen zu verführen. Das unternimmt er auch bei Diana (Greta Scacchi), der jungen Frau von Sir Jock Broughton (Joss Ackland). Eine Zeit nachdem das Verhältnis der beiden offensichtlich geworden ist, findet man Josslyn tot auf; die anschließenden Untersuchungen bringen Skandal um Skandal und schließlich eine überraschende Aufklärung zutage. Ein Motiv für die Tat hätten viele gehabt, die ehemalige Geliebte Alice (Sarah Miles) voran, die sich aber bald darauf erschießt. Jock wird freigesprochen, einerseits weil man hier keinen englischen Gentleman verurteilt, andererseits weil seine Verteidigung in sich schlüssig ist. Allerdings hat er den Konsens von «Happy Valley» gebrochen, und so verliert er nacheinander die gesellschaftliche Stellung, seinen Reichtum und schließlich seine vornehme Zurückhaltung. Als Diana durch das blödsinnige Indiz von karierten Socken darauf kommt, dass Jock doch der Mörder sein muss, versucht sie, ihn zu verlassen; er verfolgt sie mit dem Jagdgewehr durch das Haus, um sich dann vor ihren Augen eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Der Film, der auf die akribische Recherche eines authentischen Falles zurückgeht, vermeidet ganz den romantisierenden Blick auf die afrikanische Landschaft; was zu sehen ist, sind Polo-Felder oder Farmen, ein unterworfenes Land, für das die parfümierten Frauen und zynischen Männer keinen Blick haben. Der Kriminalfall, der den roten Faden für den Film abgibt, dient vor allem dazu, die einzelnen Menschen der Spätphase des Kolonialismus kennenzulernen, von denen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, nicht ein einziger auch nur einen Hauch von Sympathie zu verdienen scheint: Radford hat das Kunststück fertiggebracht, einen Film zu drehen, dessen Protagonisten man am Ende ausnahmslos hassen kann.
Am Ende der achtziger Jahre entstanden mehrere Filme, in denen es nicht so sehr um Zerstörung oder Rekonstruktion des großen Mythos vom kolonialen Abenteuer ging, sondern um kleine, menschliche Geschichten zwischen Kolonisatoren und Kolonialisierten. The Kitchen Toto ( Aufstand in Kenia ; 1987, Regie: Harry Hook) stellt einen schwarzen Dorfjungen (Edwin Mahinda) in den Mittelpunkt, der als Küchenjunge des Polizeichefs (Bob Peck) in der Welt der Weißen lebt, ohne ihr anzugehören. Er freundet sich mit dem Jungen der Familie, Edward (Ronald Pirie), an, aber die Widerstandsbewegung seines Volkes, der Kikuyu, die «Mau-Mau», bringt ihn in einen furchtbaren Loyalitätskonflikt. Nachdem sein Vater ihr Opfer wurde, als er gegen ihre Gewalt predigte, nimmt die Familie den kitchen toto bei sich auf. Doch die Mau-Mau-Krieger entführen ihn in den Dschungel und zwingen ihn, einen Schwur zu leisten, der ihn an ihr terroristisches Vorgehen bindet. Aus diesem Dilemma gibt es kein Entkommen. In An
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