Filmwissen
ein Politiker das Heim besucht, erkennt Lazaro in ihm einen der Männer, die seine Mutter töteten und nimmt mit den Mitteln, die er im Urwald gelernt hat, Rache an ihm.
16 Jahre nach Werner Herzog greift Carlos Saura noch einmal die Figur des Aguirre auf und schildert in El Dorado ( El Dorado – Gier nach Gold ; 1988) die Fahrt den Fluss entlang auf der Suche nach dem Gold. Der Wahn um diesen Aguirre (Omero Antonutti) greift um sich, man betrügt und bringt einander um, aus Furcht, von dem anderen umgebracht zu werden. Für Sauras Aguirre ist nicht so sehr die titanische Tat ausschlaggebend, als vielmehr die Revolte gegen einen Herrscher, von dem er sich betrogen fühlt. Und so sagt er sich los, verkündet ein Reich der Freiheit und Gleichheit auch der Rassen. So ist Sauras «Abenteuerfilm» nicht nur eine historische, sondern auch eine sehr aktuelle politische Parabel: der Dissident und Revolutionär, der gegenüber dem System von Macht und Gier eine tragikomische Gestalt werden muss.
Sehr britisch-komödiantisch geht es dagegen in Water ( Wasser – Der Film ; 1985, Regie: Dick Clement) zu. Michael Caine ist der Gouverneur einer gottverlassenen Pazifik-Insel, die immer noch zum Empire gehört. Während er sich mit dem Anbau von Hanf beschäftigt, dessen Genuss ihn die Frau zu ertragen erleichtert, sorgt der Missionar im Namen der Liebe für eine progressive Bevölkerungsstatistik. Obwohl die Revolutionäre auf dieser Insel mit nicht mehr als dem Absingen von forschen Liedern beschäftigt sind, veranlasst man eines Tages im fernen London die Evakuierung der Insel, um einer «kommunistischen Revolution» zuvorzukommen. Glücklicherweise wird die amerikanische Ölgesellschaft in diesem Augenblick fündig. Allerdings kein Öl, sondern klares, gesundes Mineralwasser wird gefunden. Damit gibt es für die politische Entwicklung eine vollkommen neue Wendung; alles strebt nach Unabhängigkeit.
Ganz in der Tradition der mytischen Bearbeitung der Kolonialgeschichte steht die Zeichentrick-Version von Pocahontas ( Pocahontas ; 1995, Regie: Mike Gabriel, Eric Goldberg), der die Liebesgeschichte zwischen dem englischen Soldaten John Smith und der Indianerprinzessin Pocahontas zum Anlass nimmt, eine pädagogisch wertvolle und politisch korrekte Phantasie von Völkerverständigung und Frieden zu entwerfen, die indes mit der historischen Wirklichkeit herzlich wenig zu tun hat.
Die späten Erben von Christopher Columbus können ihren kolonialistischen Narzissmus, ihren Hader damit, das Paradies gefunden und zugleich zerstört zu haben, nicht überwinden, ob sie ihn komödiantisch oder romantisch oder gar ökologisch verbrämen wie in The Last Days of Eden ( Die letzten Tage von Eden ; 1991, Regie: John McTiernan). Sean Connery ist hier der Dschungel-Arzt Campbell, der am Amazonas für den Regenwald und die Indios eintritt, und der zunächst unwirsch reagiert, als ihm eine Frau, die Biochemikerin Dr. Rae Crain (Lorraine Bracco), als Assistentin zugeordnet wird. So muss sie sich erst einmal seinen Respekt erwerben, und zusammen überstehen sie sodann eine Reihe von Gefahren, während sie ihr gemeinsames Ziel, ein Mittel gegen Krebs aus einer raren Urwaldpflanze zu gewinnen, durch die Machenschaften der Umweltzerstörer gefährdet sehen. Zum guten Schluss erkennen sie auch, dass sie einander lieben. Die African Queen -Paraphrase dieser Liebesgeschichte überlagert sehr bald das ökologische Anliegen, und möglicherweise hat auch die Massierung gütiger Eigenschaften der Post-Kolonisierten etwas durchaus Degoutantes: Kaum haben die Länder der «Dritten Welt» sich von den Kolonisatoren befreit, da kommen sie, in Form naturschwärmerischer Gutmenschen, ökotouristische Wanderprediger, auch schon wieder zurück.
In Darkest Africa
Afrika, vor allem der Teil, den man als «Schwarzafrika» bezeichnet, war für den Film der siebziger und achtziger Jahre eine seltsame terra incognita. Die alten kolonialistischen Abenteuergeschichten waren nicht mehr zu erzählen, ökologisch und kulturell korrekte Geschichten erschienen nicht nur als bemerkenswert fad, sondern auch als Affront gegen eine afrikanische Filmproduktion, die längst auch ihre eigenen international anerkannten Künstlerinnen und Künstler hervorgebracht hatte, auch wenn die Finanzkraft der afrikanischen Cinematographien noch längst nicht an eine technisch und wirtschaftlich unabhängige Produktion denken ließ.
Einige wenige Filme mit vehementer Kritik am Kolonialismus
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