Filmwissen
African Dream ( Traumland Afrika ; 1988, Regie: John Smallcombe) ist Kitty Aldridge die weiße Frau, die sich am Anfang des Jahrhunderts mit einem schwarzen Lehrer (John Kanti) anfreundet und sich auf seine Bitte als Englischlehrerin für eine schwarze Schule zur Verfügung stellt, sehr zum Ärger der kolonialistischen Gesellschaft. That English Woman ( Eine Frau wie tausend Feuer ; 1989, Regie: Dirk De Villiers) schildert das Leben der englischen Pfarrerstochter und Weltreisenden Emily Hobhouse (Veronica Lang), die sich in Südafrika für die Freiheit engagierte. Alle diese Geschichten von Versuchen, die Grenzen zwischen weiß und schwarz, zwischen Kolonisatoren und Kolonialisierten zu überwinden, sind zum Scheitern verurteilt und bilden dennoch Signale der Hoffnung für eine postkoloniale Zeit, in denen die Filme ihr Publikum erreichen.
Aber manchmal, und insbesondere, wenn es von der Seite der Unterdrückung her geschieht, ist das Scheitern dabei auch so fundamental, dass es zunächst noch nicht einmal wirklich begriffen werden kann. Mr. Johnson ( Mr. Johnson ; 1990, Regie: Bruce Beresford) erzählt die Geschichte eines schwarzen Buchhalters im Dienste eines britischen Offiziers in Nigeria (Maynard Eziashi), der sich so in die Lebensweise der Kolonialherren verliebt hat, dass er sie perfekt beherrscht und gar übertrumpfen will: im weißen Anzug, mit Tropenhelm und Sonnenschirm stolziert er durch sein Dorf. Weil er sich aber durch seine Hochzeit hoch verschuldet hat, begeht er kleine Diebstähle, Veruntreuungen und Verrätereien. Als er schließlich Gelder illegal abzweigt, um seinem Vorgesetzten (Pierce Brosnan) den Weiterbau einer Straße zu ermöglichen, fliegt der ganze Schwindel auf, und Mr. Johnson verliert seinen Posten. Immer wieder gerät er bei seinem weiteren Abstieg in dieselbe Zwickmühle; traumwandlerisch bewegt er sich auf die Tragödie zu, und er stirbt im Bewusstsein, sich den zivilisatorischen Regeln des Empire gebeugt zu haben.
«Als die Briten nach Westafrika kamen, prallten zwei völlig konträre Kulturen aufeinander. Die in einer traditionellen Stammesgemeinschaft lebenden Menschen sahen sich plötzlich einer technologisch überlegenen Gesellschaft und deren Errungenschaften wie Autos, Häuser und adretter Kleidung gegenüber. Unzählige Afrikaner setzten damals diese für sie mysteriösen Äußerlichkeiten mit einer vermeintlich besseren Existenz gleich. Es gab Tausende Mr. Johnsons, die eine Gesellschaft bewunderten, die sie kaum verstanden. Sie imitierten eine wundersame Lebensart und meinten, dadurch eine andere Art Mensch zu werden.» (Beresford)
Die Geschichte von Mr. Johnson setzt sich fort in allen Stadien von Kolonialismus und Post-Kolonialismus. Bopha! ( Bopha – Kampf um Freiheit ; 1993, Regie: Morgan Freeman) erzählt von der Familie eines Polizeisergeanten in einem kleinen südafrikanischen Ort des Jahres 1980, von den Konflikten, die sich ergeben, als die Regierung gegen die Schüler vorgeht und der Mann, zwischen Loyalität zum Recht und Solidarität mit seiner Familie und seinen Freunden schwankend, schließlich entscheiden muss, als sein Sohn sich an die Spitze der Rebellion stellt.
Alle diese Filme erzählten, mehr oder weniger mythisch, mehr oder weniger kritisch davon, wie Afrika den Kolonialisten, die ihre Sehnsüchte und Neurosen mit auf den «dunklen Kontinent» schleppten, zum Verhängnis wird, wie das Leid, das sie in einer Mischung aus Brutalität, wirtschaftlicher Ausbeutung, kultureller Ignoranz und persönlicher Gier über die afrikanischen Menschen bringen, auch sie selbst nicht verschont. Und sie erzählen davon, dass selbst noch die scheinbar freundlichen Angebote der Kolonialisten zu tödlichen Fallen für die Kolonialisierten werden. Aus dem Land der Verheißungen und Träume war das Land der Verzweiflung geworden. Nicolas Roeg verfilmte den Roman von Joseph Conrad, den Francis Ford Coppola in seinem Vietnam-Epos Apocalypse now paraphrasiert hatte, in Afrika und unter seinem ursprünglichen Titel: Heart of Darkness ( Heart of Darkness ; 1993). Dieser Film erzählt von Charlie Marlow (Tim Roth), Kapitän eines britischen Dampfschiffes, der im Auftrag einer belgischen Reederei in den afrikanischen Dschungel reist, um Elfenbein zu holen. Die abenteuerliche Reise wird mehr und mehr zum Albtraum. Ein Mann, von dem alle nur mit Angst und Ehrfurcht sprechen, Kurtz (John Malkovich) wird zu seiner Nemesis; er hat im Dschugel ein eigenes Reich aufgebaut,
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