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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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ihm weiß, als dem Sohn bewusst ist. Seine ganze Leidenschaft gilt dem Heiligen Gral, und die Suche nach diesem Schatz aller Schätze (der obendrein ewige Jugend verspricht) wird Vater und Sohn wieder zusammenführen. Der frühere James Bond-Darsteller Sean Connery in der Rolle des Vaters weiß Selbstironie ins Spiel zu bringen, ohne seinen Helden preiszugeben, und sein Spiel hebt die Aura des Films merklich vom Comic Strip ab. Überdies begegnen sich hier auch zwei Heldenkonzeptionen: die souveräne Lakonie der siebziger Jahre und die hyperaktive Zielstrebigkeit der achtziger Jahre.
    Freilich wäre dieser Film nicht von Spielberg, wenn die Vater/Sohn-Geschichte nicht auch tief in die amerikanische Seele reichen würde. Harrison Ford scheint zunächst der typische amerikanische Junge, der seinem Vater vorwirft, nicht genug mit ihm gesprochen, ihn nicht genügend beachtet zu haben. Die Umkehrung des Klischees (das natürlich mehr ist als ein Klischee) beginnt, als in der Kabine des Zeppelins Vater und Sohn endlich zu einem Gespräch kommen. Jetzt könne er ja reden, wenn er etwas auf dem Herzen habe, meint Jones sr., und dem «Junior», der regelmäßig aus der Haut fährt, wenn der Vater ihn so nennt, fällt nichts ein. Diese Vater/Sohn-Beziehung, von deren Mangel die amerikanische Populärkultur so angelegentlich phantasiert, erweist sich als Schimäre; der Vater hat Indy statt dessen die Freiheit als Geschenk gemacht. Aber natürlich glaubt Spielberg an diese einfache Tröstung selber nicht, und so muss, bevor im letzten Drittel der Kampf gegen die Nazis und die übernatürlichen Kräfte des Heiligen Grals aufgenommen wird, der Vater doch noch einen Akt moralischer Erziehung vollführen. dass Jones sr. und Jones jr. mit derselben Frau geschlafen haben (und beide von ihr getäuscht werden), ist wiederum Anlass der Erkenntnis der jeweiligen Souveränität. In Indiana Jones und der letzte Kreuzzug hat unser Held, mehr oder minder endgültig, Ödipus besiegt.
    Indem er eine Familiengeschichte konstruiert und die Entwicklung seines Helden wenigstens andeutet, führt Spielberg ein Element ein, das in den ersten beiden Teilen fehlte: Epik. Recht anschaulich beschreibt Spielberg selber die narrative Struktur seiner Arbeit:
    «Wie in allen meinen Filmen geht es um das ‹Element der Suche › . Der Held der Story, er kann auch ein sehr durchschnittlicher Typ sein, bricht von Punkt A zu einem sehr aufregenden Abenteuer auf, das auf Punkt B stattfindet, und auf dem Weg dorthin hat er jede Menge Gefahren zu bestehen. Eigentlich mache ich echte ‹Road Pictures › , Sugarland Express und auch die Indiana Jones -Abenteuer gehören dazu .»
    Von einem wirklichen Meisterwerk ist Indiana Jones and the Last Crusade dennoch wohl um Etliches entfernt.
    «Das Plot gleicht Raiders of the Lost Ark mehr als unbedingt nötig, die Spezialeffekte verraten ein erstaunliches Maß an Sorglosigkeit, die Panzerjagden durch die Wüste sind – obwohl mit allen Raffinessen des kinetischen Kinos ausgestattet – eine kaum wahrnehmbare Spur zu mechanisch. Was dem Film letztendlich fehlt, ist Spielbergs Seele: Man sieht zu deutlich, wie hart den Regisseur das Scheitern seiner künstlerischen Emanzipationsversuche The Color Purple und Empire of the Sun getroffen hat». (Norbert Stresau)
    Andererseits
    «hätte Dutzendware herauskommen können, wäre der Streifen nicht bravourös im Timing, hätte er nicht mathematisch festgelegte Phasen von Action und Spannung, Sequenzen und Gags und Ruhe, hätten nicht Spielberg und Lucas die Geheimformel für den spannendsten Film dieses Jahres früher gefunden als Indy Jones die Schätze.» (Hans Abrahams)
    Der Erfolg der Indiana Jones -Filme führte (neben einer der gewohnten Merchandising-Wellen von Comics, Büchern, Fotoromanen, Sammelbildern etc.) auch zu einer TV-Serie: In The Adventures of Young Indiana Jones ( Die Abenteuer des jungen Indiana Jones ) geht es um den zehnjährigen (Sean Patrick Flanery) und den achtzehnjährigen Indiana Jones (Corey Carrier), die Abenteuer an den Brennpunkten der Weltgeschichte erleben und dabei stets mit große Persönlichkeiten zusammentreffen. Das Konzept der Serie war es, wie George Lucas als Produzent betonte, dem jugendlichen Publikum einen unterhaltsamen Zugang zur Geschichte der ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts zu vermitteln. So trifft der junge Indiana Jones auf Pablo Picasso, Sigmund Freud, Albert Schweitzer, Pancho Villa und T. E. Lawrence. Allerdings gehen

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