Filmwissen
besiegeln schien. Bo Derek in Tarzan, the Ape Man ( Tarzan, Herr des Urwalds ; 1981, Regie: John Derek) gab dem Mythos wieder etwas von der verlorenen Erotik zurück (Tarzan alias Miles O’Keefe taucht nur ganz kurz auf, während es für Jane ausgiebig Gelegenheit gibt, mit durchsichtiger Bluse liebevoll mit Affen zu balgen) – auf Betreiben der Erben von Edgar Rice Burroughs mussten einige besonders «anstößige» Stellen aus dem Film entfernt werden (vgl. den Band Der erotische Film in dieser Buchreihe).
Hugh Hudson drehte 1983 den insgesamt 42. «offiziellen» Tarzan-Film und setzte dabei einmal ganz andere Akzente. Greystoke – The Legend of Tarzan, Lord of the Apes ( Greystoke – Die Legende von Tarzan, Herr der Affen ) beschreibt die weniger glückliche Rückkehr des Affenmenschen (Christopher Lambert) in seine englische Heimat, nachdem ihn der Afrikaforscher D’Arnot gefunden hat. Hier lebt er sich unter der Ägide seines Großvaters rasch in die Zivilisation ein, verliebt sich in Lady Jane (Andie MacDowell) und gelangt schließlich doch in den Bann der Wildheit zurück, als sich die Zivilisation von ihrer anderen Seite zeigt, die mehr Grausamkeit beinhaltet als das Leben im Dschungel. «Nur die eine Hälfte von mir ist der Earl von Greystoke – die andere Hälfte ist ein wildes Tier», schreit dieser Tarzan verzweifelt. Es ist der erste «realistische» Tarzan-Film, der nicht zuletzt durch die opulente, aber unpathetische Kamera-Arbeit von John Alcott besticht und dessen Diskurs tief in die Zivilisationsängste der Dekade führt.
Wie sehr sich die Verhältnisse verändert haben, zeigt ein Vergleich zwischen Tarzan’s Greatest Adventure mit Gordon Scott und Greystoke , beide nach dem gleichen Buch entstanden:
«Lamberts Tarzan ist unfähig, sich in die zivilisierte Gesellschaft einzugliedern, und kehrt gebrochenen Herzens in den Dschungel zurück. Scott macht in seiner Tarzan-Darstellung klar, dass er sich überall zurechtfinden würde, auch wenn er Afrika nie verlässt, er hat nur einfach keinen Bedarf an der Zivilisation, die Lambert so verzweifelt zu erlangen sucht. Am Ende von Greystoke ist Tarzans Gesicht von Schmerz und Verzweiflung gezeichnet, er hat seinen Großvater, seinen Ziehvater und die Frau, die er liebt, verloren; am Ende von Tarzan’s Greatest Adventure sieht Scott, nachdem er den Dschungel von allen Feinden befreit hat, der langsam verschwindenden Angie nach, dann wendet er sich seinem Dschungel zu – und lächelt.» (Nicholas Anez)
Der traditionelle Tarzan-Film erzählt von einem sozusagen natürlich zivilisierten Mann, der die Wildnis wählt; Greystoke dagegen behandelt den barbarischen Mann, der die Zivilisation verfehlen muss. Es ist kein Wunder, dass dieses überaus pessimistische Epos (das im Übrigen von der Produktion noch um eine Stunde gekürzt wurde, was zu einigen Handlungssprüngen und zu einigen zu wenig ausgeformten Charakteren führt) keinen besonderen Erfolg und schon gar kein Revival für die Figur erzielte.
Darauf folgten nur einige kleine Filme wie Tarzan in Manhattan ( Tarzan in Manhattan ; 1989, Regie: Michael Schultz), in dem der Dschungelheld (Joe Lara) auf der Suche nach dem entführten Affen Cheetah in die Großstadt kommt (seine Ziehmutter wurde brutal erschossen). Dort lernt Tarzan die Taxifahrerin Jane (Kim Crosby) und ihren Vater Archimedes (Tony Curtis) kennen, und mit ihrer Hilfe durchkreuzt er die Pläne des reichen Jägers Brightmore (Jan-Michael Vincent). Der Film war Auftakt einer neuen TV-Serie, in der Lara einen neuerlich modernisierten Tarzan gab, der mit dem unschuldigen Barbaren nur noch wenig zu tun hat. Zu Beginn der neunziger Jahre erhielt die Fernsehgemeinde in Gestalt von Wolf Larsen einen neuen Tarzan in einer relativ aufwändigen Serie, die wieder mehr Action bot.
Der Fluss billiger «Tarzan»-Imitationen, der von der Serie um Bomba, the Jungle Boy (mit dem ehemaligen «Boy»-Darsteller Johnny Sheffield in der Titelrolle) aus den fünfziger Jahren bis zu Produktionen des Euro-Trash-Abenteuerfilms in den sechziger Jahren führte, setzte sich auch in den achtziger Jahren mit reichlich unverfrorenen Plagiaten wie Il Dominatore della foresta ( Zambo, König der Wildnis ; 1982, Regie: Adalberto Albertini) fort. Darüber hinaus gab es Anfang der achtziger Jahre auch eine kurzfristige Renaissance der Dschungelheldinnen, die in den vierziger Jahren in den Serials und den Comics dem Herrn des Dschungels Konkurrenz gemacht hatten. Sheena
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