Filmwissen
solche Begegnungen in der Serie selten über eine hübsche Pointe hinaus; das ganze Unternehmen erwies sich als sehr viel weniger sophisticated, als es nach der Konzeption und dem Talent der beteiligten Regisseure (darunter Terry Jones, Bille August und Nicholas Roeg) hätte werden können.
Die Indiana Jones -Filme brachten eine Rückkehr des Abenteuerfilms in eine Kinokultur, die am technologischen Overkill der phantastischen Filme ebenso wie an der Entfesselung der Gewalt krankte und die sich nach den unschuldigen Vergnügungen eines Kinos der Träume zurücksehnte. Ganz konnte natürlich der «neue» Abenteuerfilm nicht an seine Unschuld glauben, und so vermittelte er sie gewissermaßen in Anführungszeichen, als Traum von einem Traum. Ein ernsthafter, modernerer Konkurrent für Indiana Jones war der von Michael Douglas dargestellte moderne Abenteurer Jack Colton, der im Dschungel von Kolumbien seltene Tiere und die Einsamkeit sucht. In Romancing the Stone ( Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten ; 1983, Regie: Robert Zemeckis) trifft er auf die Schriftstellerin Joan Wilder (Kathleen Turner), die schaurig romantische Abenteuerromane verfasst, deren Happy Endings sie selber so ergreifen, dass sie heiße Tränen in die Schreibmaschine vergießt. Sie erhält einen Notruf ihrer Schwester aus Südamerika, die entführt wurde und nur freikommt, wenn der Ganove Ralph (Danny de Vito) eine Schatzkarte erhält. So macht sich die Heldin auf den Weg, und schon bald muss sie erkennen, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen geträumten und erlebten Abenteuern gibt. In Kolumbien verpasst sie ihren Bus und landet im Dschungel in den Armen des Abenteurers Jack Colton, der sie, zuerst eher widerwillig, dann von der Aussicht auf Belohnung und schließlich aus Zuneigung durch alle Gefahren im Dschungel der Regenzeit begleitet. Der Film lebt sehr stark von der Beziehung der beiden Charaktere, dem zynischen Abenteurer und der Stadtfrau, die sich auch im Urwald nicht von ihren hochhackigen Schuhen trennen will. Es ist, wie John Hustons African Queen , eine Liebes- und Erziehungsgeschichte, die das Abenteuer als Ferment benutzt. Wie Jack nach und nach von ihrem Mut beeindruckt wird, so beeindruckt Joan nach und nach seine verborgene romantische Seele. Und am Ende ist nicht nur das Paar, sondern auch Traum und Wirklichkeit des Abenteuers vereint. Die Fortsetzung The Jewel of the Nile ( Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil ; 1985, Regie: Lewis Teague) schickt das Paar – weil Joan einen «writer’s block» überwinden muss – in die Revolutionswirren eines nordafrikanischen Landes, und wieder werden sie von dem trotteligen Gangster Danny de Vito verfolgt. Das Juwel des Titels ist indes kein Edelstein, sondern entpuppt sich als ehrfürchtige Bezeichnung für einen weisen Mann, mit dessen Hilfe sich ein skrupelloser Scheich in den Besitz der Macht zu bringen sucht. Diesmal ist es Joan selber, die aus den Händen der Entführer gerettet werden muss, und die Gangster machen selbst vor Jacks geliebtem Segelboot nicht halt, um ihn in die entsprechende Verfassung zu bringen, seine Haut zu riskieren.
Auch diese beiden Filme zogen etliche B-Varianten nach sich, so etwa I Like Flynn ( Der glitzernde Todl ; 1985, Regie: Richard Lang), wo Jenny Seagrove Redakteurin in einem Verlag für Actionromane ist, die mit einem Journalisten (Murray Crutchley) auf Jamaica einen verschwundenen Mann und einen Diamanten suchen. Ursprünglich als Pilotfilm für eine TV-Serie gedacht, die jedoch nie realisiert wurde, verrät der Film mehr als einen Seitenblick auf die berühmten Vorgänger. David Keith inszenierte sich selbst in der Hauptrolle von Tennessee Buck ( Tennessee Buck ; 1987) gleichsam als das mathematische Mittel der Indiana Jones - und der Romancing the Stone -Phantasie. Bloodstone ( Bloodstone ; 1988, Regie: Dwight Little), wo zwei Touristen in eine seltsame Schatzsuche verwickelt werden, ist eine komödiantische Variation von The Jewel of the Nile . Man musste nur einige der Rollen austauschen, und schon war eine neue Schatzsucher-Geschichte fertig.
Die Abenteuer-Renaissance führte auch zu einer Neubearbeitung klassischer Motive des Genres. 1978 war in Kanada wieder eine Version von King Salomon’s Mines ( König Salomons Schatz ; Regie: Alvin Rakoff) mit David McCallum in der Hauptrolle (der in der TV-Serie Solo für Onkel bekannt geworden war) produziert worden, ohne allzu große Spuren zu hinterlassen. Eine weitere Version von King
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