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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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– Queen of the Jungle war einer der populärsten Comic-Strip-Heldinnen der vierziger Jahre, eine im Leopardenfell-Bikini bekleidete Dschungelheldin, die in John Guillermins gleichnamigem Film ( Sheena – Königin des Dschungels ; 1984) in der Gestalt von Tanya Roberts (bekannt aus der TV-Serie Charlie’s Angels – Drei Engel für Charlie ) eine ausgesprochen biedere Version erhielt, in der sich Action wie Sex in engen Grenzen hielten und auch für einen möglichen Camp-Effekt das Format allzu sehr am Mainstream-TV-Publikum orientiert blieb. Die einigermaßen politisch «korrekte» Story und ansprechende Landschaftsaufnahmen konnten das Publikum nicht begeistern. In dem imaginären Königreich Tigora will ein machtbesessener König die Bodenschätze ausbeuten. Hierzu heuert er eine Söldnertruppe an, die Tod und Verwüstung in das Gebiet der bis dahin friedlich lebenden Sambuli bringt. Die elternlose Sheena wächst im afrikanischen Urwald bei Eingeborenen auf. In die Idylle bricht eines Tages ein weißer Mann ein. Der Film enthält beeindruckende Aufnahmen von dressierten Wildtieren, die Sheena und ihr Volk im Kampf gegen die Eindringlinge unterstützen. Die Tiere wurden von Hubert Wells, dem Gründer und Vorsitzenden der Gesellschaft «Animal Actors» trainiert und für die Aufnahmen vorbereitet.
    «Die Dschungelprinzessinnen gehören zur Standardbesetzung im klassischen Abenteuerkino, ihre Filme sind inspiriert von den Romanen von Rider Haggard oder Edgar Wallace: Geschichten vom Abstieg, von der Zerstörung des Paradieses und der Unschuld, denn mit den Männern, und ihrer Liebe, setzt unausweichlich der Prozess der Degeneration ein.» (Fritz Göttler)
    Während die wiederbelebte «Sheena» eher im Mainstream zu reüssieren versuchte, gab es im amerikanischen und italienischen B- und Trash-Film eine Reihe wundervoll obskurer Sex- und Abenteuer-Phantasien wie Incontro nell’ ultimo paradiso ( Tanja – Tochter des Urwalds ; 1982, Regie: Umberto Lenzi), wo die Heldin (Sabrina Siani) als einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes im Urwald aufwächst, Elefanten und Affen zu Freunden hat und schließlich in einem jungen Forscher den erlösenden zivilisierten Mann findet.
    Auch eines der großen Vorbilder für die Tarzan-Gestalt, das Dschungelkind Mowgli, erhielt ein filmisches Revisionsverfahren. Nach dem klasssischen Film von Zoltan Korda (1942) und dem Disney-Zeichentrickfilm (1967) nahm Stephen Sommers 1994 eine neue Realverfilmung von The Jungle Book ( Das Dschungel-Buch ) vor, in der Jason Scott Lee den vergleichsweise erwachsenen Mowgli spielte (genau gesagt setzt der Film gerade da ein, wo Kiplings Buch aufhört): Nach 15 Jahren bei den Tieren findet Mowgli seine Freundin Kitty (Lena Headey) aus seiner Kinderzeit wieder und kehrt mit ihr in die Zivilisation einer britischen Garnison zurück. Als er aber erfährt, dass die Engländer zu ihrem Vergnügen Jagd auf seine Freunde, die Tiere des Dschungels, machen und dass Kitty verlobt ist mit dem Kolonialoffizier Boone (Cary Elwes), der überdies hinter dem Schatz des Affenkönigs her ist, kehrt er in den Urwald zurück. Als Boone Kitty und ihren Vater als Geiseln nimmt, weiß Mowgli keinen anderen Ausweg, als ihn zu dem sagenumwobenen Schatz von Monkey City zu führen, wo freilich nicht nur die Orang Utans, sondern auch der Tiger Shir Khan und die Riesenschlange Kaa warten. Es ist nicht mehr der Dschungelheld selber, der die Dinge an den Schnittstellen zwischen Wildnis und Zivilisation regelt; die Natur nimmt ihre Verteidigung selbst in die Hand.

1975–1995: Wiedergeburt aus dem Geist der Postmoderne
    Indiana Jones und die Suche nach der verlorenen Unschuld
    Raiders of the Lost Ark ( Jäger des verlorenen Schatzes ; 1980, Regie: Steven Spielberg) führt nicht zufällig in die dreißiger Jahre zurück, in jene Zeit, in der sich die Abenteuer-Phantasie an der Weltpolitik so heftig brechen musste, an einen historischen Punkt, an dem die Unschuld des Abenteuers noch einmal zu rekonstruieren war, bevor Faschismus und Krieg keinen Traum von Aufbruch und Weltflucht mehr zuließen. Auch der deutsche Faschismus selbst, der in den Indiana Jones -Filmen eine wichtige Rolle spielt, ist noch vollkommen naiv gezeichnet, als eine der Ausgeburten des Bösen, von denen die Welt für den Abenteurer übervoll scheint. Harrison Ford spielte den Helden Indiana Jones denn auch vollkommen straight. (Für die Rolle war im Übrigen zunächst Tom Selleck vorgesehen, der indes durch

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