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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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Prince-Valiant-Clubs wurden gegründet, die Spielzeugindustrie übernahm die Motive, und nicht zuletzt erhielt auch die Comic-Serie einen neuen Popularitätsschub. Das Geheimnis dieses Films ist, dass er an keiner Stelle über eine Comic-Verfilmung hinauszureichen sucht und daher völlig in den Bildern, die er sich ersinnt, aufgeht. Zwar wies die Film-Version eine Reihe von Abweichungen von der Vorlage auf, sie war um einiges un-epischer als die ursprüngliche «Sage vom Singenden Schwert», doch sie übte auch keinen Verrat an der Traumwelt Fosters, die zeigte, wie man durch das Abenteuer erwachsen wurde und den Umgang mit den Geheimnissen und den Gefahren der Welt fertig zu werden lernte, aber auch, dass das Leben seinen Sinn durch den Glanz erhielt.
    Wesentlich ambitionierter und ernsthafter gab sich die Artus-Variation, die Cornel Wilde 1962 als Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller schuf. Er
    «erfüllte sich mit Lancelot and Guinevere ( Lancelot, der verwegene Ritter ) einen Jugendtraum (…). Als Vorlage diente ihm Malorys Morte d’Arthur , denn dieses Buch hatte ihn schon in seiner Jugendzeit begeistert. ‹Ich identifiziere mich mit meinen Wunschträumen › , sagte er in einem Interview. ‹Ich identifiziere mich mit Sir Lancelot, jenem Ritter aus dem Kreis der Tafelrunde des legendären König Artus, den eine unglückliche Liebe mit der schönen jungen Frau des gealterten Herrschers verbindet und der im Kampf gegen Verleumdung und Intrigen zu einem todesmutigen Widerstand herausgefordert wird. Zum erstenmal kam mir die Idee, Schauspieler zu werden, um Lancelot verkörpern zu können.› Brian Aherne verkörperte König Artus, Jean Wallace (die Ehefrau von Cornel Wilde) die schöne Guinevere.» (Jürgen Wehrhahn)
    Möglicherweise war es einfach zuviel Respekt, den Wilde der Vorlage entgegenbrachte; jedenfalls erschien der Film den Kindern zu melodramatisch und den Erwachsenen zu abenteuerlich, um ihn so ernst zu nehmen, wie es wohl intendiert war. Er hinterließ wenig Spuren in der Ikonographie des Ritterfilms.
    War der Grundzug dieser Version das Melodram, so der der darauffolgenden wieder Abenteuer und Aktion. In Siege of the Saxons ( Das Schwert des Königs ; 1963, Regie: Nathan Juran) geht es wieder einmal um eine Intrige am Hofe Arthurs, in deren Verlauf er selbst schwer verwundet wird. Nach seinem Tod will sich ein Usurpator auf seinen Thron schwingen, doch der Zauberer Merlin und die Tochter des Königs vereiteln dies mit Hilfe des jungen Helden (Ronald Lewis): Die Prinzessin ist als einzige in der Lage, das Schwert Excalibur aus der Scheide zu ziehen, und sie beweist so ihre rechtmäßige Anwartschaft auf den Thron.
    Auf diesen comicbunten und mit sehr einfachen Charakteren arbeitenden Film folgte noch im selben Jahr eine Version des Motiv-Kreises als Animationsfilm, die unter der Regie von Wolfgang Reitherman in den Disney-Studios entstand: The Sword in the Stone ( Merlin und Mim/Die Hexe und der Zauberer ) stellte wieder das Geschehen um das magische Schwert Excalibur und die Inauguration des noch kindlichen Arthur in den Mittelpunkt, der seine Anwartschaft beweist, weil nur er das Schwert aus dem Stein ziehen kann, in den Magie es versenkt hat.
    Nach der Bühnenversion von T. H. Whites The Once And Future King entstand das Musical Camelot ( Camelot ; 1967, Regie: Joshua Logan), das mit einer für ein Musical eher ungewöhnlichen Besetzung aufwartete: Richard Harris spielte König Arthur, Vanessa Redgrave ist Königin Guinevere, Franco Nero Ritter Lancelot. In epischer Breite (der Film ist mehr als 180 Minuten lang) schildert Camelot die Geschehnisse von der Initiation Arthurs durch die Probe mit dem Schwert im Stein bis zum tragischen Ende der Tafelrunde durch die Liebe zwischen Guinevere und Lancelot, der beide nicht entgehen können, sosehr sie es auch versuchen, und die unweigerlich zum Zusammenbruch der sowohl von Arthur als auch von Lancelot geheiligten Ideale des Rittertums wie zum Zusammenbruch eines Reiches und der realen Macht einer Herrschaftsform führen muss.
    Die «realistische» Beschwörung einer prächtigen, heroischen Zeit und die für das Musical unverzichtbaren Anachronismen bleiben in Logans aufwändigem Film immer ein wenig widersprüchlich. Aber vielleicht ist dies auch nur der «handwerkliche» Ausdruck für das Problem der ausgehenden sechziger Jahre mit dem Mythos und dem Märchen. Einerseits zeigte man sich fasziniert von dem Prunk, der Magie, der Irrationalität,

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