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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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die Freiheit von sinnlicher Wahrnehmung und Bewegung genommen haben. Das alles spielt sich ab in einer gedeckten Herbstlandschaft, die – kurz vor einem vorläufigen Absterben – noch einmal schmerzlichen Glanz hervorbringt.
    Erzählt wird dies
    «in einer aus dem Prinzip des pars pro toto entwickelten Zeichensprache, die ihre Kraft aus der Kargheit der Mittel schöpft: Ein stürzender Ritter steht für den Ausgang eines Turniers, Pferdegetrampel für den Aufbruch zum Krieg, das Zirpen einer Grille für bange Erwartung, das metallische Zusammenschlagen der Rüstungen für die Starrheit der Konventionen, das erleuchtete Fenster der Königin für die vergangene Zeit der höfischen Liebe, das Zischen von Pfeilen für das Aufkommen einer neuen und mit neuen Waffen kämpfenden Bevölkerungsschicht, der hinter Wolken hervorkommende Mond für die Unausweichlichkeit des tödlichen Endes … Signale, die den Zuschauer auf die Zusammenhänge der Handlung und auf deren Bezüge zur Gegenwart verweisen. Denn darüber kann kein Zweifel herrschen: die von Bresson beschworene Endzeit des Mittelalters ist ein Sinnbild für die von ihm als solche verstandene Endzeit der Moderne»
    wie Gerhart Waeger in der Züricher Weltwoche schrieb.
    Noch stärker stilisiert (und dementsprechend noch weiter entfernt von einem «Abenteuerfilm ») ist Eric Rohmers Variation des Stoffs der Artus-Legende in seinem Film Perceval le Gallois (1978), der ästhetisch-kargen Adaption eines Theaterstücks.
    Dem Artus-Stoff als Grundlage für das Abenteuer-Kino war in den siebziger Jahren kaum ein neuer Aspekt hinzugewonnen worden. Gawain and the Green Knight (1973, Regie: Stephen Weeks) war eine freie Phantasie um die Ritter der Tafelrunde und einen mit übernatürlichen Kräften ausgestatteten Ritter. In diesem Film, der bemerkenswert vor allem wegen der Arbeit des Ausstatters Anthony Woolard ist, ist die Tradition des direkten, action -betonten englischen Kostümfilms vorherrschend. 1979 erschien in den Vereinigten Staaten eine neue, mit Sciencefiction-Elementen versetzte Version von Mark Twains Ein Yankee aus Connecticut an König Arthurs Hof unter dem Titel The Spaceman and King Arthur ( König Artus und der Astronaut , Regie: Russ Mayberry). Der Film stammt aus den Disney-Studios, die mit The Sword in the Stone ( Merlin und Mim / Die Hexe und der Zauberer , 1963) bereits eine Zeichentrick-Version aus dem Motivkreis der Artus-Legende hergestellt hatten. In The Spaceman and King Arthur ist es der Raumfahrt-Ingenieur Thomas Trimble (Dennis Dugan), der an den Hof des legendären mittelalterlichen Königs versetzt wird, geschützt durch seinen Raumanzug der Exekution wegen Hexerei entgeht und schließlich die finsteren Machenschaften Sir Mordreds (Jim Dale) und des Zauberers Merlin (Ron Moody) durchkreuzen kann. Am Ende kehrt er zusammen mit dem Burgfräulein Alisande, das er nur kurz Sandy nennt (Sheila White), in seine Zeit zurück.
    «Die giftig-spritzigen gesellschaftskritischen Attacken Mark Twains gehen unter auf Grund einer Verlagerung auf eine harmlose, unverfängliche Märchenebene, wie sie sich zum Beispiel in den nicht sonderlich zeitgetreuen, dafür um so effektsichereren Kostümen oder in der Stilisierung von Sandy zur Gänseliesel manifestiert. Hinzu kommt, dass die gesamte Inszenierung hausbacken und leicht angestaubt wirkt, obgleich fairerweise eingeräumt werden muss, dass einige Gags recht passabel gelungen sind, etwa der, dass eine lange Kette hintereinander in die Burg eindringender Schildknechte wie Dominosteine umfällt.» (J. M. Thie)
    Glanzvolle, zugleich dräuende Wiederauferstehung erfuhren König Arthur und die Ritter der Tafelrunde in John Boormans epischem Fantasy-Film Excalibur ( Excalibur , 1980), zu einer Zeit, da nach einem Boom des über die Maßen blutigen Horrorfilms Fantasy-Stoffe die Vorherrschaft im Genre des phantastischen Kinos zu erringen begannen. Der Film entstand wiederum nach dem Morte d’Arthur von Sir James Malory, und er war alles andere als eine Comic strip-Version, wie es in früheren Jahren üblich gewesen war, zugleich aber auch keine Parabel wie Bressons Arbeit im Genre. Die Helden dieses Films erleben ihr Schicksal verwoben in einem System von Zeichen und Erscheinungen, die unnachsichtig «Größe» beweisen. Boormans Film zeigt die Verlassenheit unserer Zeiten, indem er das Bild einer Zeit entwirft, in der Mythos und Magie zu entschwinden beginnen.
    Während sich die meisten Filme vordem nur auf

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