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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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und er versucht, den Konflikt zu vermeiden, indem er Guinevere aus dem Weg geht. Als diese ihn eines Nachts zur Rede stellt, werden die beiden von dem verräterischen Mordred überrascht, und Lancelot muss mit der Königin entfliehen, um ihr Leben zu retten. Er kehrt an die Tafelrunde zurück und beteuert seine Unschuld, aber Arthur verbannt den Freund und schickt die Königin in ein Kloster. Als Mordred seine Gefolgsleute zum Aufstand gegen den König führt, eilt Lancelot aus der Verbannung zur Hilfe, doch er kommt zu spät, um ihn zu retten. Arthur stirbt in seinen Armen, nachdem er sich mit ihm versöhnt hat. Dann bezwingt Lancelot den Schurken Mordred im Zweikampf.
    Nicht nur vereinfacht der Film die moralischen Positionen und lässt, fast selbstverständlich, den Ehebruch unausgeführt, er missversteht auch gründlich den Kodex, der hier verletzt war und sich keineswegs auf eine Mischung aus persönlicher Freundschaft und «patriotischer» Waffenbrüderschaft beschränkte. Mythische Geschichte und mythisches Familiendrama wollen sich also nicht recht verbinden.
    Hatte man dem Westerner bescheinigt, etwas von einem Ritter an sich zu haben, so verpasste Hollywood im Gegenzug nun auch dem Ritter Züge des Westerners (freilich: welche Figur wäre in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie je davor verschont geblieben, zu einem gut Teil aus Charaktereigenschaften des Westerners zu bestehen?). Anklänge daran finden sich auch in dem zweiten König-Artus-Film aus dem Jahr 1954, Tay Garnetts englischer Produktion The Black Knight ( Unter schwarzem Visier ), die noch mehr die Abenteuer- über die epischen Momente triumphieren lässt. Erzählt wird die Geschichte eines jungen Schwertmachers (Alan Ladd), der unsterblich in die Tochter eines Burgherrn verliebt ist. Um ihre Hand zu erringen, muss er aber die Ritterwürde vorweisen, und fest entschlossen begibt er sich nach Camelot, um sich dort auszuzeichnen und von König Arthur (Anthony Bushell) zum Ritter geschlagen zu werden. Er gelangt nach vielen Abenteuern schließlich an sein Ziel, weil er die Verräter, die sich gegen den König verschworen haben, bezwingen kann.
    Der Ritterfilm gab in diesen Jahren Hollywood Gelegenheit zur Prachtentfaltung, und es war, als hätten hier (vielleicht neben dem Antik-Film) die Technicolor-Farben «ihr» schönstes Thema gefunden. Noch im selben Jahr 1954 entstand ein Film, der wohl nicht zu Unrecht als eigentlicher Klassiker unter den Ritterfilmen aus den fünfziger Jahren Hollywoods bezeichnet wird. Ganz sicher spielt für den Erfolg von Henry Hathaways Prince Valiant ( Prinz Eisenherz ) eine Rolle, dass der Film sich auf eine bereits vollzogene Adaption des Stoffes in die amerikanische populäre Mythologie, die Comic-Serie von Hai Foster, beziehen konnte.
    Die Serie um den jungen Prinzen von Thule – der ein Ritter der Tafelrunde werden will und nach einer entbehrungsreichen Zeit als Knappe unter anderem bei seinem späteren Freund Sir Gawain, dem Don Juan unter den Rittern der Tafelrunde, zum Ritter geschlagen wird und sowohl als Ritter der Tafelrunde als auch später als König von Thule Abenteuer mit Eindringlingen in Britannien, aber auch fern der Heimat, in Afrika und sogar in der Neuen Welt zu bestehen hat – war 1937 als Sonntagsstrip begonnen worden, der wesentlich mehr Möglichkeiten der Gestaltung bot als die Form der täglichen Fortsetzung. Dies und die unbezweifelbare Könnerschaft des Autors und Zeichners Foster ermöglichten es, dass in der Serie nicht nur von der Erzählweise her, die historische und mythische mit erdachten Elementen verknüpfte, sondern auch von der bildnerischen Gestaltung her ein epischer Grundton herrschte, eine Größe und Würde, die es bis dahin noch in keiner Zeichenserie gegeben hatte.
    Zwar hatten viele Gestalten der ursprünglichen Artus-Legende in der «Sage vom singenden Schwert» – so der Untertitel der Comic-Serie – ihren Platz (Lancelot, Guinevere, Morgan Le Fey, Merlin der Zauberer), doch ihre mittelalterliche Gewaltigkeit und Tiefe war ihnen eher nur als Zitat belassen, während sie sich von Einsichten leiten ließen, die man durchaus als amerikanisch-pragmatisch bezeichnen könnte. Einerseits zeigt Foster tatsächlich Menschen, die erst im Kampf wirklich zu sich selbst kommen, so wie es der Legende entspricht, aber andererseits durchdringen sich bei seinen Figuren auch Aventiure und «Realpolitik» sowie Magie, Mythos und Aufklärung. Merlin etwa ist eher der weise

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