Filmwissen
noch alle Vorzüge des Abenteuerfilms auf, doch steht er andererseits am Beginn einer Reihe von Filmen des Genres, deren Helden denken und fühlen wie Menschen des 20. Jahrhunderts, und deren heavies sich aufführen, als kämen sie geradenwegs aus einem Serienwestern.
Ein weiterer Film, der einen Sohn von Robin Hood als Helden präsentiert, ist Rogues of Sherwood Forest ( Robin Hoods Vergeltung / Die Rache von Sherwood Forest ; 1950, Regie: Gordon Douglas), der noch am ehesten mit den swashbuckler -Filmen früherer Jahrzehnte Verwandtschaft aufweist und in seiner naiven Heiterkeit auch der Atmosphäre des lächelnden Abenteuers nahekommt. John Derek ist der Earl of Huntingdon, der von Kreuzzügen zurückgekehrt ist und sich der neuerlichen Tyrannei von John widersetzt. Gemeinsam mit den Überlebenden aus seines Vaters Bande und dem Erzbischof von Canterbury kämpft Robin jr. gegen die Steuereintreiber. Man verlangt eine Verfassung (und Robin jr. findet die richtigen Worte von Freiheit und Menschenwürde), und König John wird gezwungen, die Magna Charta zu unterzeichnen (es wird also in dieser Version gewissermaßen die Entstehung der konstitutionellen Monarchie beschrieben).
Etwas in den Hintergrund geraten ist in diesen Filmen die Liebesgeschichte, die Robin jr. immerhin jedesmal mit einer neuen Marian (oder nun: Marianne) verbindet. Da in diesen Jahren eine regelrechte «Son of…»-Manie (nicht nur) im Abenteuer-Genre herrschte (unter anderem gab es die Söhne der Musketiere, den Sohn von Ali Baba, den Sohn des Ivanhoe), mag der Verdacht nicht ganz von der Hand zu weisen sein, dass sich darin eine nicht unbedeutende sozialpsychologische Krise, eine Krise in der Mythologie der Familie abbildete. Der Sohn tritt an die Stelle des Vaters, während das love interest (also: die Mutter) gleichbleibt und der Sohn auch die ganz nämliche Aufgabe, dasselbe Abenteuer zu bewerkstelligen hat. Natürlich muss ein solches «ödipales» Grundkonzept nicht überbewertet werden, doch wenn man in Betracht zieht, dass das Abenteuer selbst ja eine gewichtige Rolle in der Initiation und Sozialisation des Jugendlichen spielt, so lässt sich wohl bloßer Zufall oder technischer Kniff für die Herstellung von filmischen Fortsetzungen ausschließen.
Eine dritte, eher uninspirierte und im Vergleich zu anderen Arbeiten des Regisseurs im Genre geradezu hölzerne Version des Motivs von Robin Hoods Sohn ist George Shermans in England produzierter Son of Robin Hood ( Der Sohn von Robin Hood ) aus dem Jahre 1958, der als größten Vorzug aufzuweisen hat, dass der vermeintliche Sohn, den die merrie men aus dem fernen Spanien zu sich rufen lassen, in Wirklichkeit eine Tochter (June Laverick) ist.
Ein regelrechtes Robin Hood-Revival wurde durch die englische Fernsehserie The Adventures of Robin Hood ausgelöst, die zwischen 1955 und 1958 produziert wurde und es auf 165 Folgen brachte. Richard Greene war ein sehr bescheidener, abwägender statt draufgängerischer und selten wirklich abenteuerlicher Robin Hood, und die Produktion tat ihr Bestes, etwas aus dem geringen Budget zu machen.
Was auf diese TV-Serie folgte, war nicht nur eine Unzahl neuer Buch- und Comic-Versionen, sondern auch eine kleine Serie von Robin Hood-Filmen, die von der ansonsten auf «gothische» Horrorfilme spezialisierten Firma Hammer Productions herausgebracht wurden. Sie begann mit The Men of Sherwood Forest ( Robin Hood, der rote Rächer ; 1954, Regie: Val Guest) mit Don Taylor in der Hauptrolle, danach übernahm, für Sword of Sherwood Forest ( Das Schwert des Robin Hood ; 1960, Regie: Terence Fisher), der Held der TV-Serie Richard Greene die Hauptrolle, und der Horror-Star Peter Cushing gab dem Sheriff von Nottingham ein einigermaßen dämonisches Gepräge. Eine ganz neue Version der Legende gab schließlich der dritte (und letzte) Hammer-Robin-Hood-Film, A Challenge for Robin Hood ( Robin Hood, der Freiheitsheld ; 1968, Regie: C. Pennington-Richards). Der Filmdienst notierte zu diesem Film:
«In der Flut der billigen Historienfilme aus Italien fällt dieser historische Abenteuerfilm angenehm auf. Zwar gibt es auch hier die genreübliche Schwarz-Weiß-Zeichnung der Charaktere, die simple Handlungsführung und die Spekulation auf die Freude an Kampf und Brutalität. Aber daneben fällt angenehm eine gewisse Frische in der Inszenierung auf (viele Außenaufnahmen), Witz im Dialog und in der Gestaltung der Kämpfe und – nach einem erzfinsteren Anfang – die Tatsache,
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