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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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Komödiantisches, Zutaten aus dem Horror-Genre und ausgedehnte Faust- und Schwertkämpfe gaben eine action -betonte Mischung, die zwar den Stil des «lächelnden Abenteurers», die phantastische Ausstattung und das romantische Gefühl oft vermissen ließen, die aber dafür in ihrer direkten, fast kindlichen Sinnlichkeit und ihrer unbeirrbaren Naivität ihr Publikum erreichten.
    Zweimal hatten ich die Walt Disney Productions des Stoffes angenommen, 1952 in Form eines (in England erstellten) Realfilms, The Story of Robin Hood and His Merrie Men ( Robin Hood, Rebell des Königs ; Regie: Ken Annakin), und 1973 als Zeichentrickfilm Robin Hood ( Robin Hood ) unter der Leitung von Wolfgang Reitherman. Beide Filme waren vorwiegend für Kinder konzipiert, und so verzichtete auch Annakin weitgehend auf jede spektakuläre Gewalt.
    «Das Ergebnis war eine respektable Lesebuch-Illustration, der der epische Atem und die Leidenschaft der Vorbilder fehlte. Keiner der Stars (Richard Todd, Joan Rice, der junge Peter Finch) konnte auch nur annähernd das Charisma ihrer Vorgänger in den Versionen von 1922 oder 1938 erreichen, und der Regisseur Ken Annakin hatte nichts von der bildhaften Kraft und der Dynamik von Curtiz oder Dwan aufzuweisen. Vor allem Richard Todd war eine unglückliche Besetzung für Robin; das swashbuckling war gewiss nicht sein Metier.» (Jeffrey Richards).
    Einer der gelungeneren Kunstgriffe des Films ist der Einsatz eines Balladensängers, der an der Peripherie der Handlung erscheint und sie kommentiert. Robin selbst ist hier kein Adeliger, sondern der Sohn eines königlichen Jägers, den man hinterrücks ermordet hat. Ansonsten hält sich The Story of Robin Hood and His Merrie Men an die Vorlagen und endet mit der Adelung Robins, der Hochzeit mit Marian (Joan Rice) und der Begnadigung seiner Männer durch König Richard.
    Richard Lester drehte mit Robin and Marian ( Robin und Marian ; 1975) einen melancholischen Abgesang auf die Filme des Subgenres. Die Handlung setzt zwanzig Jahre nach der Rückkehr König Richards und der Auflösung der merrie men ein. Robin Hood (Sean Connery) und sein Freund Little John (Nicol Williamson) kehren mit König Richard von neuen Kreuzzügen zurück. In Frankreich befiehlt er ihnen ein sinnloses und abscheuliches Gemetzel an Frauen und Kindern, und die beiden sind über den einst so bewunderten König empört. Nachdem man diesen ermordet hat, kehren Robin und Little John nach England zurück, um erneut in Konflikt mit ihrem alten Feind, dem Sheriff von Nottingham (Robert Shaw), zu geraten.
    Aber nicht nur diese Widersacher von einst und jetzt sind um zwanzig Jahre älter geworden, auch Lady Marian ist es, die aus Kummer ins Kloster gegangen ist und mittlerweile Äbtissin wurde. Halb gegen ihren Willen nimmt Robin sie mit in den Sherwood Forest, von wo er den Widerstand gegen den Sheriff führt. Doch diesmal kann er nicht Sieger bleiben, es gibt auch keinen König, der die Despotie beenden könnte, denn nun herrscht John. Robin Hood stellt sich zu einem Zweikampf mit dem Sheriff, er kann diesen zwar töten, wird aber selbst schwer verwundet. Marian beendet sein (und ihr) Leiden, indem sie einen Kräutertrank bereitet, der sie beide tötet.
    « Diese Geschichte böte an und für sich Material für die Darstellung des Krieges, von Intrigen, des Mythos um Robin Hood. Entgegen gängiger Handhabung liefert Lesters Film jedoch einen bemerkenswerten Versuch, den ‹großen Helden› zu entmythisieren. Er zeichnet ihn nicht als tollkühnen Banditen, als einen alle Sinnenfreuden genießenden Naturburschen wie seinerzeit zum Beispiel Douglas Fairbanks, sondern eher als einen gealterten, desillusionierten Mann, dem es Mühe bereitet, seinem eigenen Mythos gerecht zu werden. Wir begegnen ihm als Helden mit durchaus irdischen Wünschen nach einem bequemen Leben mit Marian, als einem Kämpfer, der im Sieg seine Bauern vergisst, vom Ehrgeiz gepackt wird und gierig von neuen, ruhmvollen Auseinandersetzungen träumt. (…) Der Schluss des Films mutet seltsam an: In einer zu langen Einstellung werden die sich suchenden, vom Blut beschmutzten Hände der beiden Sterbenden gezeigt. Oder: Der letzte Pfeil des Bogenschützen, der die Begräbnisstelle für Robin und Marian bezeichnen sollte, entschwirrt wie eine Friedenstaube ins Himmelblau.» (Marietta Erne).
    Die Geschichte von Robin Hood, der zugrunde geht, als er gezwungen wird, «erwachsen» zu werden, wird der Legende vielleicht nicht völlig

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