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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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dass Hood und seine Leute den Gegnern zwar allerlei Böses antun, aber sie nach Möglichkeit nicht töten. Hood, der legendäre englische Held, wird von dem sympathischen Barrie Ingham dargestellt, natürlich kann er alles, und dem Ritus gemäß siegt er alleweil. Er ist hier der Lieblingsneffe eines normannischen Burgherrn. Als der stirbt, übernimmt sein finsterer Sohn das Regiment, ermordet an des Vaters Bahre den jüngeren Bruder und schiebt die Schuld Robin zu. Dem gelingt die Flucht zusammen mit einem ihm zugetanen Mönch. Die beiden verschwinden in den Wäldern, bestehen einen Kampf gegen die Mannen eines ausbeuterischen Intriganten und schlagen sich zu den Räubern, die aus Protest gegen das Regime des Usurpators Johann I. ‹Ohneland› – hier kurz John genannt – aus der Gesellschaft ausgetreten sind. Man sieht sie einen Kaufmann und einen Steuereinnehmer überfallen, ein schönes Aristokraten-Mädchen unter den Augen der Finsterlinge befreien, soziale Gerechtigkeit üben und im listenreichen Schlusskampf die Bösen in ihrer Burg besiegen – alles unter der Führung Robin Hoods, der durch erstaunliche Kunststücke mit allerlei Waffen schnell ihr Vertrauen als Anführer gewonnen hat. Am Ende fällt Robin der Besitz des Onkels zu, aber er bleibt trotzdem im Wald. Denn sein Herz schlägt für Richard Löwenherz, dem sein Bruder Johann Ohneland den Thron geraubt hat, während er als Kreuzritter im Morgenland war. Im Wald will Robin für die Rechte des legitimen Herrschers streiten – eine romantische Vorstellung! Sie wird dadurch märchenhaft, dass er das Aristokraten-Töchterchen heiratet. Das Paar wird von dem Mönch getraut, einem gemütvollen Mann, der durch seine Liebe zum Essen und Trinken klischeehafte Vorstellungen bestätigt, sich an den Kämpfen aber nur dadurch beteiligt, dass er sie mit Worten aus der Bibel würzt. Er liefert manche harmlose nette Pointe, die das Publikum amüsiert. Und: er steht auf der Seite, mit der die Zuschauer Partei nehmen .»
    Wie in diesem Film, so ist auch in den italienischen Robin Hood-Filmen der sechziger Jahre nur noch wenig Rekurs genommen auf die klassische Ausformung der Legende, vielmehr werden neue Episoden, neue Begegnungen und Motive für den Helden erfunden. Der Held in Robin Hood e i pirati ( Robin Hood und die Piraten ; 1960, Regie: Giorgio Simonelli) hat es zwar wieder mit der Tyrannei eines verräterischen Landedelmannes zu tun, ansonsten schlägt er sich mit allem herum, was im Genre wohlfeil zu haben ist. In L’Invincibile cavaliere mascherato ( Robin Hood in der Stadt des Todes / Kavalier mit der schwarzen Maske ; 1962, Regie: Umberto Lenzi) scheint es, als hätten sich die Drehbuchautoren nicht zwischen Robin Hood und Zorro entscheiden können. (Erwähnenswert ist im Übrigen, dass im ersten Film Lex Barker die Hauptrolle spielte, der Darsteller des Old Shatterhand in den deutschen Karl May-Filmen späterer Jahre, und im zweiten Pierre Brice, sein Partner in der Rolle des edlen Häuptlings Winnetou.)
    Il Trionfo di Robin Hood ( Robin Hood, der Löwe von Sherwood ; 1962, Regie: Umberto Lenzi), der Don Burnett in der Titelrolle präsentiert, hält sich wieder ganz an die tradierte Legende, ohne dieser auf erzählerischer oder visueller Ebene irgend etwas Neues hinzuzufügen. Mit L’Arciere del fuoco ( Der feurige Pfeil der Rache ; 1970, Regie: Giorgio Ferroni) – den Robin Hood spielte hier der Western-Star Giuliano Gemma – begann ein derb komödiantischer Zug in die Filme der Serie zu kommen, wie er sich auch etwa in Una Spada per brando ( Robin Hood – und ewig stechen die Räuber / Robin Hood und die Dämonen des Satans ; 1970, Regie: Alfio Caltabiano) fortsetzte – Paul Winston spielte hier den Robin Hood. Die italienischen Filme um Robin Hood waren verständlicherweise frei von den schließlich nicht zu übersehenden patriotischen und folkloristischen Zügen in der Zeichnung dieses englischen Nationalhelden, und auch als demokratischen Freiheitshelden wie einige der amerikanischen Filme konnten sie ihn nicht sehen. Vielmehr stand hier Robin Hood in der Tradition der naiven Abenteuerfilme, etwa zwischen den muskelbepackten Helden der Antikfilme und den eleganten Fechtern der Mantel & Degen-Filme. Alle diese Helden waren nicht mehr als große Kinder, und auch Robin Hood war hier die Erfüllung von Kinderträumen, die allerdings nicht sonderlich gut ausgestattet sind und denen etwas vom Charme fehlt, der in jedem Abenteuer verborgen ist.

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