Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)
zitternden Schnurrbarthaaren und voller Erwartung.
Es war, zugegeben, nicht das, was er sich erträumt hatte, aber er knabberte tapfer am Knäckebrot, das sie ihm in handliche Stückchen zerbröselte.
»Knäckebrot ist gut für dich«, sagte Marla bestimmt.
Das Töpfchen Joghurt war schon eher nach seinem Geschmack, auch wenn er auf die Erdbeere darin gern verzichtet hätte.
Zum Schluss holte sie wieder etwas Rotes aus ihrem Körbchen, nicht rund, sondern lang, nicht süß, sondern mit strengem Geruch.
»Und das hier ist eine Möhre. Man soll täglich eine Möhre essen. Möhren sind gut für die Augen, sagt meine Mutter.«
Wirklich? Filou blickte hilfesuchend in Marlas Gesicht. Sie sah aus, als ob sie selbst an dieser Empfehlung zweifelte, aber sie hielt ihm die Möhre entschlossen vor die Nase. Filou leckte vorsichtig daran. Neutral. Schmeckte nach Erde, also nicht sehr reizvoll.
Marla legte ihm die Möhre vor die Pfoten. »Probier doch mal«, sagte sie und beobachtete ihn mit kühler Neugier, wie man ein fremdes Insekt oder einen Wurm betrachtet.
Filou überlegte. Hatte Luc sich nicht darüber beschwert, dass sie nicht mehr so gut sah in letzter Zeit?
»Früher – also früher ist mir nichts entgangen, Kleiner, glaub mir. Noch in stockdunkler Nacht, ohne Mond, ohne auch nur einen Stern am Himmel habe ich meine Beute aufgespürt und erlegt. Aber heute …« Sie hatte erbarmungswürdig geklungen. Vielleicht half die Möhre? Er musste ihr das Wundermittel bringen. Dann wäre sie ihm endlich einmal dankbar.
Er packte die Möhre mit den Zähnen in der Mitte, sodass sie gut ausbalanciert war, und trabte davon.
»Wo willst du hin?«, rief Marla hinterher. »Es gibt noch Knäckebrot!«
Er zögerte. Aber Knäckebrot war keine allzu verlockende Alternative. Und so ging er hocherhobenen Hauptes zur Steinlorbeerhecke, peilte die Lage, schlüpfte hindurch, raste durch den Nachbargarten und war in weniger als drei Minuten bei Luc in ihrer gemütlichen Kellerwohnung.
ZWÖLF
L uc war wach und putzte sich. Sie streckte anmutig eine Hinterpfote in die Luft, um auch die zarteren Bereiche zu pflegen, wirkte dabei weder sonderlich alt noch kränklich, und verwandelte sich erst wieder in die arme hilfsbedürftige Luc, als sie Filou bemerkte.
»Da bist du ja endlich«, stöhnte sie matt und ließ sich auf ihr Lager sinken. »Was denkst du dir denn dabei, mich hier so lange allein zu lassen?«
»Ich hab dir was mitgebracht«, sagte Filou und ließ die Möhre vor ihre Nase plumpsen. »Ist gut für die Augen.«
»Meine Augen sind 1a, du Klugscheißer«, fauchte sie und roch an der Möhre. Angeekelt fuhr sie zurück und legte die Ohren an. »Weißt du, was du da angeschleppt hast?«
»Eine Möhre«, sagte Filou. »Viel Vitamin A. Das braucht man, wenn man …«
»Das braucht man, wenn man nix im Hirn hat«, zischte Luc und rollte die Möhre mit einem kräftigen Pfotenstoß in seine Richtung. »Das ist rohes Gemüse! Da krepiert man dran!« Sie öffnete die Augen. Weit. Und starrte ihn an.
»Und jetzt lass mich zugucken, wie du diese supergesunde Möhre frisst. Na los! Wird’s bald?«
Es blieb ihm nichts anderes übrig. Er musste in das rote Ding beißen, das ziemlich geschmacklos und vor allem entsetzlich hart war. Maliziös grinsend sah Luc ihm zu, wie er sich abmühte, wie er kaute, schluckte, spuckte.
»Was reingeht, muss auch wieder raus. Sorge bitte dafür, dass du nicht zu Hause bist, wenn die Magenkrämpfe kommen«, sagte sie schließlich, wendete sich ab und war mit einem Satz auf dem Fenstersims. »Du kannst dein Geschäft ja vor der Haustür von Maxim, Manon und Yapper erledigen. Da haben wenigstens die Richtigen was davon.«
Ganz so schlimm wurde es gottlob nicht. Sein Magen beließ es bei übelriechenden Winden. Dafür passierten andere Dinge, die weit unangenehmer waren.
Es war Markt, wie immer am Mittwoch, und diesmal war Filou rechtzeitig da gewesen, hatte sich ganz klein gemacht und unauffällig in die Schlange vor dem Fischstand eingereiht. Diabolo patroullierte übelster Laune und mit peitschendem Schweif an der langen Reihe vorbei, wie ein Sklaventreiber, und blieb ausgerechnet vor Filou stehen. Bislang hatte keiner der großen vier erkennen lassen, dass sie so einen kleinen Fussel wie ihn überhaupt zur Kenntnis nahmen, doch jetzt schnüffelte der Schwarze an ihm herum, ziemlich aufdringlich und ganz und gar nicht aus Höflichkeit. Filou sträubten sich die Haare.
»Du wirst langsam
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