Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Winter
Vom Netzwerk:
gewesen war.
    »Papa hat eingesehen, dass so viel Schinken nicht gesund für ihn ist. Sein Cholesterin ist jetzt schon zu hoch. Ich soll dir nur nicht alles auf einmal geben«, sagte sie und hielt eine weitere der verführerisch duftenden Scheiben in die Höhe. Filou konnte nicht anders, er machte Männchen, um ihr die Scheibe aus der Hand zu tatzen.
    Erst mit der dritten Scheibe war der gröbste Hunger gestillt, und er aß langsamer. Zufrieden leckte er sich die Lefzen, legte sich auf die Seite und schnurrte, während Marla ihn streichelte.
    »Weißt du was, Filou«, flüsterte sie. »Ich werde fragen, ob du bei uns einziehen darfst. Das wäre doch nett, oder?«
    Er schnurrte lauter.
    »Aber Maman meint, du hättest vielleicht schon ein Zuhause.«
    Filou hob den Kopf. Zu Hause war Luc. Die hatte er ganz vergessen. Schon wieder hatte er sie vergessen! Er hatte sich den Bauch vollgeschlagen ohne einen einzigen Gedanken an sie. Er schielte hinüber zu dem Päckchen mit dem Schinken. Eine Scheibe lag noch im Wachspapier. Ob Marla ihm böse wäre, wenn er sie mitnähme?
    Er schmiegte den Kopf in ihre Hand und biss sie zärtlich in den Finger. Dann sprang er auf, stibitzte den Schinken aus dem Papier, sah noch einmal zu ihr hoch und sprang davon.
    »Filou! Wo willst du hin? Gefällt es dir nicht bei uns?«, rief Marla ihm hinterher.
    Viel zu gut, dachte Filou.
    Diesmal lauerte niemand auf ihn. Er flog durch die Straßen und war in Rekordzeit in der Rue Basse. Luc lag auf ihrem Thron und blickte desinteressiert hoch. Fast demütig schob er ihr den Schinken hin. Das brachte Bewegung in ihre müden Knochen.
    »Na also, es geht doch«, brummte sie, nachdem sie die Scheibe hinuntergeschlungen und sich wieder fallen gelassen hatte, »wenn man sich nur ein bisschen Mühe gibt.«
    »Hat es dir denn – gemundet?«
    Sie öffnete ein Auge. »Seit wann drückst du dich so gewählt aus?« Sie schloss das Auge wieder. »Doch, danke, ja, es hat geschmeckt. Meinetwegen kannst du so weitermachen.«

VIERZEHN
    F ilou besuchte Marla nun jeden Tag, und immer hatte sie etwas für ihn: gehacktes Ei und Kartoffeln, rohe Leber, ein ganzes Hühnerbein. Und immer verließ er sie nach der Mahlzeit, weil er nach Hause musste, zu Luc. Doch der bekam das gute Essen offenbar gar nicht, es machte sie nur noch hungriger, sodass er sich noch größere Mühe geben musste und die schönsten und größten Bissen aussparte, damit er sie ihr mitbringen konnte.
    Dennoch behauptete Luc, immer schwächer und bedürftiger zu werden. Filou aber spürte, wie gut ihm die Besuche bei Marla bekamen. Sein Fell war strahlend und seidig geworden. Seine Pfoten waren nicht mehr rau und aufgerissen. Und er war auch nicht mehr dauernd müde, er spielte sogar Fangen mit Marla, die ein unerklärliches Vergnügen daran hatte, ihm, bevor sie das Essen servierte, kleine Bällchen und Spielzeugmäuse zuzuwerfen. Mittlerweile konnte er in der Luft eine dreifache Pirouette drehen, bevor er Bällchen oder Mäuschen fing und zu Marla zurückbrachte.
    So gingen die Tage dahin, in paradiesischer Ruhe. Aus Frühsommer wurde Hochsommer, und manchmal war es so heiß in Beaulieu, dass der Dobermann sich erschöpft das Bellen sparte, wenn Filou an seinem Gehege vorbeilief, und Yapper, der Dackel, kraftlos neben seinem Strickpüppchen im Schatten lag. Dann schienen sogar die vier schwarzen Brüder keine Energie mehr für Randale zu haben.
    Das ist das Leben, dachte Filou. Das Leben im Paradies. Es schien ihm nicht steigerungsfähig. Bis Marla eines Tages etwas mitbrachte, das alles veränderte.
    »Maman hat gefragt, wieso ich in letzter Zeit so viel esse. Und warum Papa immer den ganzen Schinken vertilgt. Und wo die Eier hingekommen sind, die sie vor zwei Tagen gekocht hat. Da hab ich’s ihr erzählt.«
    Ob das eine gute Idee war? Filou spürte, dass sein Paradies in Gefahr geriet.
    »Sie hat mir das hier für dich mitgegeben. Da ist alles drin, was eine Katze braucht«, dozierte Marla. »Spurenelemente und Vitamine. Und Fleisch und Gemüse und Ballaststoffe.«
    Filou hob die Nase, während sie ein flaches Döschen hervorholte, dessen Deckel aufriss und den Inhalt auf ein Tellerchen gab. Das war doch … das roch nach … es erinnerte ihn an …
    Egal, es war unwiderstehlich. Er stürzte sich auf die braunen Brocken und putzte das Tellerchen in Rekordgeschwindigkeit leer. Dann sah er erwartungsvoll auf. Ich könnte schon noch was von dem da, sollte sein Blick sagen. Doch Marla hielt etwas

Weitere Kostenlose Bücher