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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Winter
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dann schnellte er hoch und landete sauber auf der Tischkante. Ihm gingen die Augen über.
    Er konnte sich unmöglich entscheiden. Dabei musste er sich entscheiden, und zwar schnell! Wer wusste schon, wie lange das Wunder anhielt? Da war der Schinken, der mit einem saftigen Fettrand lockte. Der Käse rief nach ihm mit einem starken, süßen Duft, der seine Barthaare in Schwingungen versetzte. Was sollte er nehmen? Was mit nach Haue bringen? Er musste doch auch an Lucrezia denken!

    Du kannst dir hier nicht einfach so die Wampe vollschlagen, ermahnte er sich. Denk an deine Aufgabe! Denk an deine Pflichten!
    Und wenn er sich ein Stückchen Schinken sicherte und in einer freundlichen Ecke in aller Ruhe verspeiste? Und dann wiederkäme, um den Käse mitzunehmen? Luc liebte Käse, »Kalzium, Kleiner, das ist gut für meine morschen Knochen. Und die alten Zähne können das noch beißen«, hatte sie geächzt, als er es einmal mit einem köstlich duftenden Fund aus einem Müllbeutel versucht hatte, den die Hunde aufgerissen hatten.
    Ihr gelassener Ton hätte ihn misstrauisch machen müssen. Denn blitzschnell gab sie ihm einen Nasenstüber. »Aber diese stinkende harte Käserinde kannst du selber futtern, hörst du?«
    Sie war ungerecht. Er hatte doch getan, was er konnte. Denn natürlich hatten sich die Hunde bereits das Beste gesichert. Zugegeben – die Käserinde hatten auch sie verschmäht.
    Filou zögerte noch immer, hin- und hergerissen zwischen dem Fressen und der Moral. Deshalb spürte er die Gegenwart des Menschen erst, als es zu spät war. Es war ein Mann. Er kannte Männer, die schrien immer gleich, drohten, traten, scheuchten. Aber der hier blieb ganz ruhig stehen. Doch er betrachtete ihn.
    Und das war so gut wie eine Kampfansage. Filou drehte den Kopf weg und sammelte alle Kraft für einen möglichst flotten Abgang. Aber er musste etwas mitnehmen. Er konnte nicht schon wieder nach Hause kommen, ohne Luc etwas mitzubringen.
    »Der erste warme Tag, an dem man draußen frühstücken kann, und schon gibt’s Besuch«, sagte der Mann. »Dich hat wohl der Schinken gelockt?« Er trat einen Schritt näher. »Du bist zwar ein hübsches Kerlchen, aber auf meinem Frühstückstisch hast du nichts zu suchen. Also …«
    Filou sammelte alle seelische und körperliche Kraft, fuhr mit dem Kopf herum und schnappte zu.

FÜNF
    Er wollte mit einem eleganten Satz vom Tisch springen und sich davonmachen. Stattdessen hätte er fast das Gleichgewicht verloren. Denn er hatte nicht den Käse, sondern eine viel größere Beute erwischt. Seine Zähne hatten sich ins Ficelle verirrt, und er verdankte es nur seiner Panik, dass er es schaffte, das elend lange Ding Richtung Gebüsch zu zerren. Kurz durchzuckte ihn der Gedanke, dass er das Brot nie im Leben am Stück zurück in den Keller würde schleppen können. Außerdem aß Luc Brot nur im Notfall: die Zähne. Und das fehlende Kalzium.
    »He!«, rief der Mann. »Mein Frühstück!«
    Doch Filou hatte sich bereits in die Hecke hineingekämpft, die Zweige und Blätter legten sich schützend um ihn, nur sein roter Schweif hing noch draußen – und mindestens zwei Drittel des ellenlangen Brotes. Er drehte sich um und zog und zog, obwohl er damit rechnen musste, dass ihm seine Beute wieder entrissen wurde.
    Doch der Mann machte keine Anstalten, ihm zu folgen oder gar nach dem Brot zu greifen. Er gab vielmehr ein Geräusch von sich, das Menschen machen, wenn sie etwas lustig finden. Der Mann lachte und lachte und lachte.
    Filou aber fand das alles überhaupt nicht komisch. Er hockte völlig außer Atem in der Steinlorbeerhecke und stellte strategische Überlegungen an. Das Brot musste zerteilt werden, damit es leichter zu transportieren war. Danach musste er sich ein paar gute Argumente für Luc ausdenken. Doch er hatte keine Ahnung, welche gesundheitsfördernden Eigenschaften man französischem Weißbrot andichten konnte. Gut für die Zähne war es gewiss nicht. Aber half es vielleicht gegen schlechte Laune?
    Eins nach dem anderen, ermahnte er sich. Als Erstes musste er das Ficelle handlich machen. Er würde es durchbeißen müssen, selbst wenn er dabei die Hälfte essen musste. Er biss mitten hinein in das golden gebackene Brot. Es krachte, wie Mäuseknochen, nur trockener. Und es schmeckte köstlich.
    Er biss und zerrte und kaute und schluckte, bis sein Kopf ganz schwer war. Nur für ein kleines Weilchen legte er ihn auf die Pfoten, zwischen die beiden Kanten, die vom Ficelle übrig geblieben

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