Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
Vom Netzwerk:
Gartenhaus zu suchen. Und als wir dann eines fanden, von dem wir vermuteten, dass es das war, war es leer geräumt.«
    Â»Standen Tabakpflanzen im Hof?«, fragte Giacomo dazwischen.
    Â»Ja, rechts hinterm Eingang.«
    Â»Das war es.«
    Â»Aber im Haus gab es nichts mehr …«
    Â»Nur den Duft von Pomeranzen, Bergamotte, Limetten, Thymian, Lavendel …« Giacomo brach ab. Das gehörte wirklich nicht hierher.
    Der Bürgerhauptmann war überrascht. »Stimmt. Nur in dem Moment habe ich nicht darauf geachtet.«
    Giacomo fühlte Annas Blick auf sich, ihre Augen begegneten sich. Dann wandte Anna sich wieder dem Bürgerhauptmann zu.
    Â»Später erzählte mir die Wache am Severinstor, mehrere Männer hätten die Pforte mit einer großen Karre mit Hausrat passiert. Auch eine junge Frau sei dabei gewesen, eine hübsche Rothaarige, haben sie erzählt und eindeutige Gesten gemacht. Aber es habe keinen Grund gegeben, die Leute aufzuhalten. Sie sollen ordentliche Passierscheine gehabt haben.«
    Â»Aqua mirabilis herzustellen ist nicht verboten«, warf Merckenich ein.
    Â»Nein«, befand auch Dalmonte. »Solange ich als Spediteur und Kaufmann die Ingredienzien liefern darf und der Destillateur sie mir nicht von meinen Schiffen herunterklaut, habe ich auch nichts dagegen. Der alte Farina dürfte allerdings weniger glücklich über die Konkurrenz sein.«
    Bei der Wendung, die das Gespräch nahm, wurde Giacomo unbehaglich zumute. Hatte Anna den anderen gesagt, welche Rolle er in der ganzen Geschichte gespielt hatte? Zumindest Dalmonte würde sie die Wahrheit sagen. Oder hatte es vielleicht schon getan. Das Gesicht des alten Herrn verriet nichts. Genauso hätte sein Vater aussehen können, wenn er nicht viel zu früh gestorben wäre. Plötzlich wollte er reden. Mit Dalmonte und mit Anna. Vor allem mit Anna. Er würde ihr von Faustino erzählen, den der Wolf gerissen hat, von Piodabella und der Nonna. Und von Angelino. Er würde über alles sprechen, er würde es endlich tun.
    Ob der windige Hehlerwirt mit dem Dottore mitgegangen war? Irgendwann wollte er in die Spielmannsgasse gehen und nachfragen. Er hatte dem Bürgerhauptmann nichts von der zwielichtigen Örtlichkeit erzählt. Warum auch? Der Wirt war unfreundlich gewesen, aber getan hatte er ihm nichts. Nur um Griet machte er sich Sorgen. Vielleicht hatte sie einen Gönner gefunden, einen spendablen Freier. Er hoffte es für sie.
    Simon Kall meldete sich wieder zu Wort.
    Â»Die Geschichte geht noch weiter. Kastert versucht, seine Haut zu retten. Nützen wird es ihm nichts, aber wenigstens die Folter erspart er sich. Er hat nämlich das Versteck verraten, wohin sie die gestohlenen Waren verbracht haben.«
    Der alte Spediteur horchte auf.
    Â»Heißt das, dass …?«
    Â»Nicht alles, aber einiges ist noch vorhanden. In einem geheimen Keller unter von Merzens Spedition. Er hatte dort eine ganze Menge Waren gelagert, die meisten davon hat er ganz offensichtlich am Kassenhaus vorbei heimlich in die Stadt geschleust. So etwas nenne ich Hinterziehung der Stapelgebühren.« Simon Kalls Gesicht glänzte vor Stolz und Alkohol. Er beugte sich vor und suchte wieder nach Resas Augen. Sie erwiderte seinen Blick.
    Dalmonte war aufgestanden. Mit dem Messer klopfte er an seinen Weinbecher und bedankte sich wortreich bei Kall, dem Brandherrn und den Wachtmännern. Dann bat er Johanna, einen kleinen schwarzen Reisekasten aus dem Gang zu holen. Er lachte verschmitzt.
    Â»Auf der Heimreise von Frankfurt habe ich Crotoni in Bonn besucht. Ich habe ihm für jede meiner Damen eine Bouteille Aqua mirabilis abgeschwatzt. Das echte von Farina.«
    Der Spediteur zauberte vier Rosolien unterschiedlicher Größe, aber alle mit dem unverwechselbaren Etikett versehen, auf den Tisch.
    Â»Für Madame und Anna die beiden größeren. Die zwei kleinen für Johanna und Resa.«
    Dann langte er noch einmal in das Kästchen. »Die fünfte Flasche ist für deine Frau, Merckenich. Sagtest du nicht, sie nimmt regelmäßig davon?« Dalmonte strahlte. Er schenkte gern.
    Â»Von Crotoni in Bonn?« Giacomo beugte sich über den Tisch und betrachtete die schmalen dunklen Flaschen aufmerksam.
    Â»Sag nur, sie sind nicht echt!«, warnte ihn Dalmonte und drohte ihm, halb im Ernst, halb im Scherz mit dem Finger.
    Â»Nein, nein, sie werden schon echt sein.«

Weitere Kostenlose Bücher