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Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
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helfen. Obwohl er schon einmal reingefallen war, aber nur ein einziges Mal. Farina kam ihr in den Sinn. Auch ein Vigezzino. Die Frage lag ihr auf der Zunge, als Giacomo ihr zuvorkam.
    Â»Ich möchte Euch etwas geben«, sagte er und war schon zur Tür hinaus.
    Â»Farina ist also völlig unschuldig?«, fragte sie vorsichtig.
    Â»An dem Tod von Cettini, Moritz und Tilman ja. Auch mit den Diebstählen hatte er nie etwas zu tun. Da habe ich ihm Unrecht getan. Gott sei Dank, möchte ich sagen. Immerhin ist er mein Landsmann. Aber jeder weiß, dass ihm Cettinis Tod nicht ungelegen kam, doch lassen wir das. Ich möchte nicht mehr darüber nachdenken müssen. Was wirklich gewesen ist zwischen ihm und Feminis, woran Johanna Catharina so plötzlich gestorben ist – wir werden es wohl nie erfahren. Lassen wir die Toten ruhen, Anna. Auch Farina wird nicht ewig leben, wer weiß, wie es dann mit seinem Aqua mirabilis weitergeht. Kinder hat er ja keine, und nichts deutet darauf hin, dass er jemals heiraten wird. Er scheint die Frauen zu meiden wie der Teufel das Weihwasser.«
    Dalmonte rieb sich vergnügt die Hände, wahrscheinlich dachte er an einen unterhaltsamen Abend mit Pfarrer Forsbach. Er kicherte noch immer vor sich hin, als Giacomo zurückkam. In der Hand den abgewetzten Geldbeutel, den Anna ihm zurückgegeben hatte. Er legte ihn vor den Spediteur auf den Kontortisch.
    Â»Ich möchte, dass Ihr das Geld nehmt, Signore.«
    Dalmonte kratzte sich am Kopf. Dann nahm er den Sacchettino, schüttete die Münzen aus und zählte sie bedächtig.
    Â»Ich hätte da eine Idee«, sagte er, als er damit fertig war.
    Er machte eine kleine Pause.
    Â»Für dieses Geld …«, Dalmonte schob ein paar Münzen nach rechts und stapelte bedächtig eine über die andere, bis da ein winziger, wackeliger Turm stand, »… werden wir Pfarrer Forsbach bitten, eine Messe für Tilman, Moritz und Cettini zu lesen.«
    Dann formte er zwei kleinere Haufen.
    Â»In einer zweiten Messe wollen wir Gott danken, dass wir alles überstanden haben, und die dritte Messe ist für Angelino. Den Rest …«, Dalmonte klaubte die letzten Münzen zusammen und schüttete sie zurück in den Beutel, »… den Rest nimmst du mit nach Piodabella. Irgendjemand dort oben wird das Geld gebrauchen können.«
    In diesem Augenblick riss Frau Gertrude die Tür auf und streckte den Kopf hindurch.
    Â»Dalmonte«, rief sie aufgebracht. »Wie soll aus dem mageren Kerl je was werden, wenn du ihm das Essen vorenthältst!? Johanna hat Polentaschnitten gebraten, wenn ihr nicht bald kommt, kann sie alles in den Ascheimer werfen.«

Nachwort
    Schon lange vor dem Dreißigjährigen Krieg sind »Italiäner« – die im strengen Sinn damals noch keine Italiener waren, weil es den Staat Italien noch nicht gab – über die Alpen nach Norden ausgewandert. Auch danach, Ende des 17.   Jahrhunderts sowie im 18. und 19.   Jahrhundert, siedelten sich »Italiäner« vor allem entlang der großen Handelsstädte an Rhein und Mosel bis hinunter zum Niederrhein an, aber auch in Frankreich, Luxemburg, im heutigen Belgien und in den Niederlanden. Die meisten waren als Hausierer und Krämer (»Pomeranzenhändler«, »Bauchladenhändler für Französisch oder Italienisch Kram«) unterwegs, viele verdingten sich als Kaminfeger, Bauarbeiter und Zinngießer. Daneben gab es aber auch hoch angesehene Kaufleute, Spediteure und Kommissionäre, Steinmetze und berühmte Baumeister. Mit zunehmender gesellschaftlicher Anerkennung, Eingliederung und sozialem Aufstieg passten sie ihre italienischen Namen dem Deutschen an. Bereits 1711 unterschrieb Giuseppe Brentano mit Joseph Brentano.
    Die überwiegende Mehrheit der Einwanderer kam aus den wirtschaftlich armen Alpentälern, insbesondere aus den Gegenden um den Comer See und den Lago Maggiore, aber auch aus Handelsmetropolen wie Mailand oder Venedig. Zur Vermeidung umständlicher und langer Aufzählungen (Lombarden, Piemontesen, Venezianer, Mailänder etc., aber auch Waliser und Savoyer) wurden die Einwanderer aus dem Süden in zeitgenössischen deutschen Edikten und Verordnungen einfachheitshalber oft als »Italiäner«, seltener als »Italiener« bezeichnet. Was die Menschen von südlich der Alpen miteinander verband, war – trotz erheblicher

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