Filzengraben
dialektaler Unterschiede â ihre gemeinsame Sprache, das Italienische.
Das Handwerk der Kaminfeger hat seinen Ursprung im 15. Jahrhundert in den italienischen und südschweizerischen Alpentälern, einschlieÃlich Savoyen. Schornsteine waren in Norditalien schon sehr früh bekannt. Da die Technik der geschlossenen Kamine von dort aus nach Frankreich und Deutschland kam, waren es auch die Italiener, die sich um die Reinigung kümmerten. 1331 kehrte ein in Prag in Gefangenschaft befindlicher Italiener die dortigen Feuerkanäle. 1661 lieÃen sich erste Kaminkehrer aus Locarno in Basel nieder. Bald fanden sich überall im Süden Deutschlands Schornsteinfegerfamilien mit italienischen Namen, so in Nürnberg, Kaiserslautern, Biberach, Mainz, Rottenburg, Heidelberg, Mannheim, Sankt Goar, Bonn und Düren, um nur einige wenige Orte zu nennen. In vielen Fällen wurde das Handwerk vom Vater an den Sohn weitergegeben. Im 18. Jahrhundert schlossen sich in deutschen Landen die Schornsteinfeger zu Zünften zusammen.
Die Lehrbuben waren im Durchschnitt dreizehn bis vierzehn Jahre alt, aber oft auch viel jünger. Vor allem in den Alpen, wo die Familien ums Ãberleben kämpften, wurden schon Acht- bis Zehnjährige von ihren Eltern saisonweise oder ganz gegen Entgelt an Schornsteinfegermeister verkauft. Je kleiner und dünner, desto besser. Noch bis in die dreiÃiger Jahre des 20. Jahrhunderts stiegen Kinder aus den Alpentälern die Kamine hoch. Auch in Deutschland war das Kehren der Schornsteine durch Besteigen lange Zeit übliche Praxis. Am 1. Dezember 1967 wurde in Berlin bei der Meisterprüfung das letzte Mal »gestiegen«.
Einen Eindruck von diesem gefährlichen und entbehrungsreichen Handwerk vermittelt das Schornsteinfegermuseum (Museo dello Spazzacamino) in Santa Maria Maggiore im Vigezzotal. Jedes Jahr im September findet dort ein groÃes, internationales Schornsteinfegertreffen statt, zu dem Vertreter der Zunft aus ganz Europa zusammenkommen.
Die folgenden Personen haben zur Zeit der Geschichte tatsächlich in Köln gelebt. Ihre Charakterisierung im Roman entspricht nicht der Wirklichkeit.
Johann Paul (Giovanni Paolo) Feminis , geb. um 1666 in Crana, gest. 1736 in Köln, beerdigt in Sankt Laurenz. Lebte in Mainz, Rheinberg und vermutlich seit ca. 1694 in Köln, seit 1713 im »Haus Newerburg« in »Unter golden Wagen«, heute Hohe StraÃe. In zeitgenössischen Briefen finden sich mehrere Hinweise, dass Feminis vor Farina »Aqua mirabilis« in Köln hergestellt hat. Er war mit der Rheinbergerin Anna Sophia Ryfarts verheiratet. Sie hatten neun Kinder, von denen jedoch nur das letzte, Anna Maria Theresia, in einem Kölner Klarissenkloster die Eltern überlebte. Es gab keine Erben.
Johann Maria (Giovanni Maria) Farina , geb. 1685 in Santa Maria, gest. 1766 in Köln, beerdigt in Sankt Laurenz. Seine Brüder waren Johann Baptist (1683  â  1732) und Carl Hieronimus (1693  â  1762). Johann Baptist Farina gründete gemeinsam mit seinem Schwager Franz Balthasar Borgnis 1709 »in der groÃen Bottengassen und Goldschmidts orth« einen Laden mit »Französisch Kram«, also Galanterie- und Seidenwaren. Dazu betrieben sie einen Kommissions- und Speditionshandel. 1714 trat Johann Maria in das Geschäft ein, 1716 Carl Hieronimus. Um 1723 bezogen die Fratelli Farina den neuen Laden im »Haus zum Morion«, Obenmarspforten gegenüber dem Jülichplatz, wo die Firma »Farina gegenüber« auch heute ihren Sitz hat. Ungefähr um diese Zeit begann Johann Maria Farina, Aqua mirabilis zu produzieren. Ab 1733 führte er das Haus allein. Der Handel mit Aqua mirabilis war zunächst gering; der Schwerpunkt des Hauses lag auf dem Speditions- und Kommissionsgeschäft. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dieses zugunsten des gewachsenen Kölnisch-Wasser-Verkaufs aufgegeben. In einem Brief von 1742 findet sich erstmalig der französische Begriff Eau de Cologne, 1764 dann die deutsche Bezeichnung Kölnisch Wasser. Der unverheiratete Johann Maria Farina starb kinderlos. Haupterbe war sein Neffe Johann Maria Farina (1713  â  1792), Sohn seines Bruders Johann Baptist.
Aqua mirabilis (= Wunderwasser) galt zunächst als Heilwasser. Nach 1794 verfügten die Franzosen die Offenlegung der Zusammensetzung aller medizinischen Produkte. Da Ingredienzien und
Weitere Kostenlose Bücher