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Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
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gehen lassen.
    Â»Aber mit den anderen hat es doch nie Probleme gegeben«, wandte Anna vorsichtig ein. »Franz war Herrn Dalmonte eine große Hilfe und auch Giovanni Luca …«
    Â»Ja, ja, nimm du ihn nur in Schutz«, brummte Frau Gertrude und fuhr sich über die Augen. »Wenn Carl Baptist noch bei uns wäre …«
    Sie streckte sich zum nächst höheren Wäschefach und zerrte an den akkurat liegenden Tischdecken. Dann klappte sie unversehens mit einer heftigen Bewegung die Schranktür zu und fuhr zu Anna herum.
    Â»Nun steh nicht rum und hol Decken und Bettlaken für den Jungen. Und gib ihm ordentlich zu essen, in der Küche sind Eier und süßes Brot. Das Kind muss ja erst mal wachsen, dass es Dalmonte überhaupt eine Hilfe sein kann.«
    Â»Quäl ihn nicht!«, sagte sie jetzt zu ihrem Mann und schenkte ihm noch Wein nach. »Es ist bestimmt nicht seine Schuld.«
    Â»Das tu ich doch nicht«, protestierte er vorwurfsvoll. Dass seine Signora ihm das zutraute? Nach so vielen Ehejahren!
    Â»Ich werde mit dem Bürgerhauptmann sprechen. Vielleicht hat er Männer, die die Waren im Hafen und auf dem Weg zum Stapel und zu den Kaufhäusern begleiten können. Es wird mich eine Stange Geld kosten«, murmelte er gottergeben und mehr zu sich selbst. Dann schaute er jeden Einzelnen seiner Leute an.
    Â»Und ihr achtet darauf, dass bei uns Vorder- und Hintereingang immer verschlossen sind. Ist das klar?«
    Alle nickten, Moritz schniefte ein letztes Mal und stopfte sich schnell noch ein Stück Käse in den Mund.
    Ein lautes Pochen am Hauptportal ließ sie hochschrecken. Bonifaz erhob sich ächzend, da schlug schon wieder jemand ungeduldig an die Tür. Matthias sprang auf und rannte durch den Gang ins Vorhaus. Sie hörten ihn den Schlüssel umdrehen, dann einen Schrei.
    Â»Herr Dalmonte, kommt! Kommt schnell!« Matthias’ Stimme überschlug sich.
    Sie trugen Anton Cettini in die Küche und legten ihn auf die Ofenbank. Sein Gesicht war blutverschmiert, der graue Rock schmutzig und nass, die Halsbinde zerrissen. Falls er eine Perücke aufgehabt hatte, hatte er sie verloren. Aus einer Wunde an der Schläfe rann Blut, Johanna versuchte, es mit einem Lappen zu stillen. Dalmonte schickte Moritz zum Medicus. »Lauf so schnell du kannst!« Frau Gertrude flößte dem Verletzten heiße Brühe ein, aber nach zwei Löffeln konnte Cettini nicht mehr schlucken, die Flüssigkeit lief ihm aus dem Mund den Hals hinunter.
    Â»Es waren Farinas Leute«, sagte er schwach. Dalmonte musste sich hinunterbeugen, um ihn zu verstehen.
    Â»Wie kommt Ihr darauf?« Aber er hatte selbst den starren Blick gesehen, mit dem Farina Cettini nachgeschaut hatte. Ein Blick, der ihm Angst gemacht hatte.
    Â»Ich …« Cettini stockte, er bemühte sich lauter zu sprechen, aber es strengte ihn an. Wo blieb nur Moritz mit dem Medicus?
    Â»â€¦Â war auf dem Weg zu Euch.«
    Anna wischte ihm mit einem kalten Tuch übers Gesicht, die anderen standen hilflos herum. Man hätte einen Strohhalm fallen hören können.
    Â»Farina war heute bei mir. Er hat mir Geld geboten. Damit ich nicht mehr behaupte, er hätte Johanna Catharina …«
    Cettini versuchte sich aufzurichten. Dalmonte stützte ihn.
    Â»Ich habe ihn ausgelacht. Dann hat er mir gedroht …«
    Erschöpft sank er wieder zurück. »Er sagt, Ihr hättet ihm die Kiste mit den Rosolien gestohlen …«
    Â»Was soll ich getan haben?«
    Der Spediteur war fassungslos, seine Frau zog ihn am Ärmel.
    Â»Er soll nicht reden. Er braucht Ruhe.«
    Aber Cettini bedeutete mit einer Handbewegung, dass er weitersprechen wolle.
    Â»â€¦Â ich wollte zu Euch. Deswegen! … Farina … er sinnt auf Rache. Bestimmt.«
    Die vielen Worte hatten Cettini zugesetzt, er schloss die Augen und atmete in kurzen Stößen. Dalmonte setzte sich neben ihn.
    Â»Besser, Ihr schlaft erst ein wenig. Wir können immer noch später reden.«
    Â»Sie haben auf mich eingeprügelt. ›Farina lässt grüßen‹, haben sie gesagt.« Zwischen jedem Wort machte Cettini eine lange Pause.
    Â»Ich bin dann auf die Treppe … auf ein Stück Eisen … ich weiß nicht …«
    Â»Wie viele waren es? Habt Ihr jemanden erkannt?«
    Aber Cettini antwortete nicht mehr, der Medicus kam zu spät. Sie konnten nur noch

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