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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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haben soll? Wann war das noch? 2001?«
    »Das war einstudiert. Das war Fake!«, schnaubte Jochen.
    »Ja, aber achtundneunzig Prozent der Typen da draußen in Zombieland haben gedacht, es wäre echt, und fanden es geil. Geil und authentisch.«
    »Du willst damit sagen, dass Unprofessionalität authentisch sein kann?«
    Torino nickte. »An der richtigen Stelle, ja!«
    Jetzt schwieg Jochen.
    »Ist ein Argument«, sagte er schließlich. »Die Alte war aber auch wirklich scharf.«
    »Wirklich scharf?« Torino blickte wieder zu Jochen, während er am Radio herumfingerte, das winselnde Popmusik von sich gab. »So was habe ich noch nie gesehen! Was glaubst du, wenn die Plattenlabels die Sendung sehen, die Placement Agents, die Top-Model-Shows? Nach so einer suchen die alle! Und wer hat die Rechte? Wir! Wir haben den Vertrag!« Er griff in seine Tasche und holte einen USB-Stick heraus. »Und das hier habe ich für Myers. Kann er sich gleich live im Grill Royal anschauen, wenn er kommt. In Blu-ray-Qualität.« Es war die Aufnahme vom Auftritt der Sünde. » Wenn ihn das nicht umstimmt, ist er impotent.«
    »Du willst dann aus allen Rohren feuern? Mit Mega-Medienpräsenz und so?« Jochen legte die Stirn in Falten.
    »Natürlich. Und diesem Gierlappen von Pegasus Capital werde ich das auch um die Ohren knallen.« Er nickte zur Bestätigung, während der Wagen an der Spanischen Allee entlangjagte und in der Ferne, am regenverhangenen Horizont, der Funkturm zu sehen war. »Wir sind revolutionär! Wir finden Stars, die wirklich gewollt werden. Weil sie von denen gewählt werden, die scharf auf sie sind und sie deswegen wählen, weil sie mit ihnen ins Bett steigen dürfen. Wenn das mal kein Anreiz ist! Das ist Konsumentenanalyse und keine schwachsinnige Psycho-Umfrage. Das ist Star-Entwicklung und kein blödes Vorsingen irgendwelcher Hits aus den Siebzigern. Wir werden Mediengeschichte schreiben!«
    Sie fuhren eine Zeit lang schweigend die Avus hinunter.
    »Wie heißt die Sünde überhaupt?«, fragte Torino.
    »Andira. Hab’s gerade vorhin noch gecheckt«, sagte Jochen. »Wenn du sie nach oben pushen willst, muss sie beim ersten Finale gewinnen.«
    »Wird sie auch.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann sorgen wir dafür!« Torino fletschte die Zähne. Sein Blackberry klingelte. Er erkannte die Nummer.
    »Tom, how is life?«
    »Bin gerade erst gelandet, Maschine kam nicht aus Frankfurt weg, und jetzt mussten wir in Schönefeld landen wegen dem Nachtflugverbot in Tegel«, sagte Tom Myers am anderen Ende. Es war kurz vor Mitternacht. Torino war das mit der außerplanmäßigen Landung in Schönefeld auch schon ein paar Mal passiert.
    »Kann in dreißig Minuten im Grill Royal sein«, erklärte Myers. »Passt das?«
    Torino grinste Jochen an.
    »Passt wie die Faust aufs Auge.«
    »Kriegen wir da noch was zu essen?«, fragte Myers.
    »Dafür sorge ich schon.«
    Er beendete das Gespräch, und der Boxter jagte über den Kaiserdamm Richtung Mitte, während am Flughafen Schönefeld Tom Myers in ein Taxi stieg.

19.
    Es war ein Uhr früh, als Clara den Rechner hochfuhr und die CD-ROM ins Laufwerk schob.
    Déjà-vu, wie vorhin. Die Datei mit dem Namen jasmin.mpg. Der Doppelklick. Der Bildschirm, der fast eine Minute lang schwarz blieb.
    Dann das Gesicht. Die Wimperntusche, die die Wangen hinunterlief. Die eigene Todesmeldung, die das Opfer vor der Hinrichtung verkünden musste, als würde es von jemand anderem sprechen, als wäre es selbst schon tot. Und genau das sagte sie ja letztendlich auch:
    »Ich bin Jasmin. Ich bin bereits tot. Doch das Chaos geht weiter.«
    Die großen Hände in den schwarzen Handschuhen, die das Messer umschlossen, das plötzlich aus dem Off auftauchte und ein paar Sekunden verharrte, bevor Jasmin – oder wie immer sie wirklich hieß – ihre eigene Todesnachricht verkündet hatte.
    Clara stoppte das Video, bevor die Szene kam, vor der sie sich fürchtete, die irgendetwas in ihrem Inneren aber auch herbeisehnte, vielleicht, um es endlich hinter sich zu bringen, um sagen zu können, ja, ich habe es zwei Mal gesehen, ich habe es zwei Mal überstanden, und es hat mich nicht zerstört, es hat mich vielleicht sogar stärker gemacht.
    Sie stand auf, schenkte sich noch einen Whisky ein und trat hinaus auf den Balkon. Unten der Polizeiwagen und am Himmel dunkle Wolken, die den halb vollen Mond wie ein schwarzes Leichentuch bedeckten.
    Das Internet ist voll mit solchen Filmen , dachte Clara. Sie hatte einmal mit dem Direktor des

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