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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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Postkasten vor dem Büro des Direktors.
    Er zog die rote Regenjacke an und fuhr mit einem der Fahrräder zum See. Das andere schob er neben sich her. Eines der Räder verbarg er in einem Gebüsch auf der Westseite des Sees, das andere ließ er am Ufer stehen.
    Es war Frühling, und das Wasser war noch sehr kalt. Vladimir schwamm bis fast in die Mitte des Sees, zog dort die rote Regenjacke aus und schwamm ohne Jacke zurück zum Ufer, dort, wo er das zweite Rad versteckt hatte. Damit fuhr er zum Haus der Heimleiterin.
***
    Als der Direktor am nächsten Morgen den Brief las, die Polizei verständigte und der Hausmeister eines der Räder am See gefunden hatte, saß Vladimir bereits im Kellergewölbe seines neuen Domizils und überlegte sich seine nächsten Schritte.
    Er musste die tote Elisabeth hierherholen und für die Ewigkeit konservieren. Die Mittel und die Möglichkeiten gab es hier – was mit ein Grund dafür war, weshalb er sich genau dieses Haus als vorübergehenden Unterschlupf erwählt hatte.
    Und er musste seine Tat, den Mord an seiner Schwester, ungeschehen machen und seine Schuld mindern, indem er andere für sie sterben ließ.

24.
    Kurz nach der Hälfte der Sendung war sie gekommen: Andira, die Sünde.
    Wieder in dem schwarzen Tuch, das zu Boden fiel, wieder in dem silberglänzenden Bikini und der perfekten Figur, wieder in der andächtigen Stille, bei der man im Studio nur das leise Quietschen der Kabel hören konnte, das entstand, wenn die Kameras bewegt wurden.
    Diesmal war Andiras Bild auf den großen Leinwänden zu sehen, ihre Augen, ihr Mund, ihr Lächeln. Diesmal wussten die Studioleute, was sie erwartete. Keiner stand offenen Mundes da und vergaß, den Scheinwerfer auf die richtige Person zu richten.
    Es war wieder die Zeit der perfekten Figur, der perfekten Frau, des Traumes von Leonardo da Vinci und Michelangelo, nur in Fleisch und Blut.
    Wieder betrachtete Albert Torino die perfekt geformten Beine über den ausladenden, aber nicht zu breiten Hüften, den flachen Bauch, die makellosen Brüste, das klassisch schöne Gesicht mit den platinblonden Haaren und den hypnotisierenden Augen. Die Fingernägel waren silbern lackiert und funkelten ebenso wie das Piercing in ihrem Bauchnabel. Lasziv ließ sie die Zunge über ihre Lippen gleiten, und auch dort blitzte silbernes Metall.
    Die Schlange und Eva, dachte Torino, in einer Person.
    Er konnte den Blick einfach nicht von dieser Frau abwenden. Himmel, was man mit der im Bett alles anstellen könnte. Gleichzeitig gingen ihm die zahlreichen Geschäftsmodelle durch den Kopf: Cross Promotion und Multi Channel Marketing, Platten- und Modeverträge und was es sonst noch alles gab. Und Andira gehörte ihm. Er hatte die Vermarktungsrechte für drei Jahre; er hatte sie entdeckt.
    Zum Teufel mit den anderen , sagte er sich, sie muss gewinnen, sie muss Miss Shebay werden. Dann kam ihm ein anderer Gedanke: Und wenn sie nicht mit dem Typen ins Bett steigen will, der eine Nacht mit ihr gewinnt? Wenn die Sache dadurch sauer wird? Die Antwort kam umgehend: Drauf geschissen! Ich kenne genug Leute im Porno-Business, um den Typen irgendwo unterzubringen. Und damit er die Klappe hält, kriegt er zehntausend Euro obendrauf. Das ist für so einen Hochhausproleten eine Stange Geld. Jedenfalls lasse ich mir nicht meine Geldkuh kaputt machen, nur damit so ein Idiot fünf Minuten auf meinem Superstar rumpicken kann.
    Das Publikum war außer Rand und Band, und es kam, wie es kommen musste, wie es kommen sollte.
    Andira wurde Miss Shebay.

25.
    Nummer 14.
    Der Fernseher lief noch immer. Jetzt war auch der Ton wieder eingeschaltet.
    Er hatte sein Werk vollendet und wusch sich in Julias Badezimmer das Blut von den schwarzen Handschuhen. Es gab nichts – keine Fingerabdrücke, Hautschuppen, Haare oder sonst etwas –, was am Tatort zurückbleiben, ihn verraten und mehr aus ihm machen konnte als den Namenlosen.
    Er war gelassen, spürte keine Emotionen. Sein Pulsschlag veränderte sich auch dann nicht, wenn er einen Menschen tötete. Doch jeder Mord war auch mit Stress verbunden, und unter Stress konnten Wimpern ausfallen. Darum trug er die geschlossene Schweißerbrille. Nicht, um nicht erkannt zu werden – die Opfer konnten ihn ruhig erkennen, sie starben sowieso –, sondern damit nichts, aber auch gar nichts am Tatort zurückblieb.
    Sorgfältig versiegelte er die zwei schwarzen Plastiktüten, in die er die noch warmen, dampfenden Innereien gestopft hatte, und verstaute den

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